GDV: Leichter Prämienrückgang durch weniger Einmalbeitragsgeschäft

Als "stabile Geschäftsentwicklung" bewertet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) die Zahlen der Versicherungswirtschaft 2011, die am 18. April in Berlin präsentiert wurden (Bild, von links Reinhold Schulte, Dr. Maximilian Zimmerer, Rolf-Peter Hoenen, GDV-Pressesprecherin Ulrike Pott und Dr. Robert Pohlhausen (Schaden- und Unfallversicherung). Doch einzelne Baustellen der Branche können den zufriedenen Gesamtblick trüben.

Die deutschen Versicherer verzeichneten im vergangenen Jahr ein Prämienvolumen von insgesamt 178,2 Milliarden Euro, das sind 0,4 Prozent weniger als im Jahr davor. Hierfür verantwortlich ist der erwartete Schwund des Einmalbeitragsgeschäfts in der Lebensversicherung. Wie Dr. Maximilian Zimmerer, Vorsitzender des GDV-Hauptausschusses Leben, erläuterte, gingen anstelle des erwarteten Rückgangs von etwa 20 Prozent die Einmalbeiträge im Neugeschäft nur um 15,7 Prozent zurück. Mit gut 22,6 Milliarden Euro hätten die Lebensversicherer aber immer noch den historisch zweithöchsten Wert für die Lebensversicherung erzielt. Im laufenden Beitragsgeschäft konnte die Branche 2011 mit einem Plus von 2,3 Prozent das beste Ergebnis seit 2005 erreichen. Und für 2012 erwartet die Branche insgesamt ein Plus.

Niedrige Zinsen schaden Altersvorsorge
Seit Beginn der Banken- und Wirtschaftskrise habe sich die Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank (EZB) und der nationalen Zentralbanken im Euroraum von einer Billion Euro auf jetzt drei Billionen Euro verdreifacht, erklärte GDV-Präsident Rolf-Peter Hoenen. Zu dieser Geldschwemme trage die Niedrigzinspolitik der EZB bei. Daher wollte Hoenen auf die Kehrseite dieser Geldpolitik hinweisen. Wörtlich sagte der GDV-Präsident: "Ein Umfeld, in dem die Banken bis zu einer Billion Euro zu einem Mini-Zinssatz bei der EZB parken, weil sie sich untereinander nicht trauen, ein Umfeld, in dem der Bund es kurzzeitig sogar geschafft hat, für neue Schulden nicht nur keine Zinsen zu bezahlen, sondern sogar noch eine Gebühr zu kassieren, hat selbstverständlich auch Nebenwirkungen." Schließlich tragen die Kosten dieser Strategie die Altersvorsorgesparer. Deren Altersbezüge würden geringer ausfallen, denn die Rendite sinke und die Inflation steige. Deshalb müssten jetzt Exit-Szenarien entwickelt werden, forderte er.

PKV wehrt sich gegen politische Gegner
Die private Krankenversicherung (PKV) erzielte 2011 Beitragseinnahmen von insgesamt 34,7 Milliarden Euro, das sind 4,3 Prozent mehr als 2010. Davon entfallen auf die Krankenversicherung mit einem Plus von 4,5 Prozent rund 32,6 Milliarden Euro und auf die Pflegeversicherung 2,1 Milliarden Euro (+0,5 Prozent). "Trotz aller anderen Meldungen stehen alle PKV-Unternehmen hinter der privaten Krankenvollversicherung", erklärte Reinhold Schulte, Vorsitzender des PKV-Verbandes. Er kritisierte deutlich den Vorsitzenden des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann, der ein Horrorszenario vom Ausbluten der PKV entworfen habe. Dies sei eine "üble Entgleisung" gewesen. Wenn in der freien Wirtschaft ein Unternehmen so etwas über ein anderes sagen würde, wären Schadenersatzansprüche fällig.

Die PKV lasse stattdessen lieber die Tatsachen sprechen: Es gebe heute so viele Privatversicherte wie nie zuvor – rund neun Millionen Vollversicherte und über 22,5 Millionen Zusatzversicherungen. "Wir haben also insgesamt rund 31 Millionen Privatversicherte in Deutschland", so Schulte. Außerdem seien zwar 160.000 Versicherten letztes Jahr von der PKV in die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) gewechselt (meist weil sie es wegen des Eintritts der Versicherungspflicht mussten), aber umgekehrt seien weit mehr als 230.000 Versicherte aus der GKV in die PKV gewechselt – und zwar jeder Einzelne von ihnen aus freiem Entschluss.

Verbraucherverband mit unseriösen Zahlen
Auch habe sich der Bundesverband der Verbraucherzentralen "leider nicht mit Ruhm bekleckert". Aus ganzen 144 Beschwerden über Prämiensteigerungen habe de Verband allen Ernstes Schlussfolgerungen über angebliche Systemfehler der PKV gezogen. Angesichts von rund neun Millionen Privatvollversicherten sei das absolut unseriös. Dies entspreche einer Datenbasis von gerade einmal 0,0016 Prozent.

Durch die gesetzliche Erhöhung der Stornofrist auf fünf Jahre erwartet der Verbandschef auf Nachfrage des Versicherungsmagazins künftig einen „deutlichen Rückgang der nicht gewollten Umdeckungen“ innerhalb der PKV. Angesprochen auf sehr hohe Beitragssteigerungen bei einzelnen Gesellschaften räumte Schulte ein, dass einzelne Unternehmen mit Billigtarifen möglicherweise zu schnell gewachsen seien. Zahlen zu einzelnen Unternehmen könne er aber nicht nennen.

Einen ausführlichen Bericht über alle Zahlen der Branche und Hintergründen findet man in der Juni-Ausgabe des Versicherungsmagazins.

Autor(en): Bernhard Rudolf

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