Was Gold, Antiquitäten und Briefmarken gemeinsam ist

"Der Goldpreis stürzt gerade ab", schrieb dieser Tage die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Die Nachfrage nach dem Edelmetall schrumpft, obwohl "Gold als klassische Absicherung gegen Inflation gilt". Als Grund wird vermutet, dass die Nachfrage nach Schmuck aus Gold im vergangenen Jahrzehnt um ein Drittel zurückgegangen ist. Während bisher die Zentralbanken den Goldpreis mit ihren Aufkäufen stabilisierten, fällt dieser Faktor derzeit aus.

Sich selbst verstärkender Abwärtstrend
Noch stärker, so die FAZ, haben die von Verbraucherschützern gerne empfohlenen ETF zum Absturz des Goldpreises beigetragen. In den Indexfonds wurde anfangs gerne der Goldpreis abgebildet. "Damit sorgten diese Anleger in manchen Jahren für rund ein Fünftel der jährlichen Nachfrage nach Gold." Doch die Anleger ziehen sich aus ETF auf den Goldpreis zurück - ein sich selbstverstärkender Effekt.

Doppelt unangenehm für manche Verbraucherschutzempfehlungen, denn ETF werden in einem Video der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg als besonders kostengünstige Alternative für die Altersvorsorge empfohlen, und die Verbraucherzentrale Hamburg hält Gold für eine Anlageform, die für die Altersvorsorge relativ besser geeignet ist als Versicherungen.

Gelegenheiten zur Geldvernichtung

Wenn auch nur für Profis, so sehen die Hamburger in ihrem Ampelcheck Geldanlage auch Antiquitäten, Briefmarken und Kunst als relativ besser zur Altersvorsorge geeignet als Rentenversicherungen an. "Für Liebhaber von Antiquitäten tun sich Gelegenheiten auf", so die FAZ in einem anderen Artikel vor wenigen Tagen. Geradezu "paradiesische Bedingungen für Käufer“ von antiken Möbeln oder Porzellan gebe es zurzeit.

Die Kehrseite heißt allerdings für die Anleger: "Mögen ihre Antiquitäten vor Jahren auch einmal richtig viel Geld gekostet haben - wollen sie die guten Stücke von damals heute verkaufen, werden sie häufig nur noch einen Bruchteil des einstigen Preises dafür erzielen." Ein Sachverständiger wird zitiert, wonach beispielsweise eine vor rund 20 Jahren für 30.000 DM erworbene Bergische Aufsatzvitrine für nur noch 3.000 Euro verkäuflich ist. Das entspricht einem jährlichen Wertverlust von rund acht Prozent. Allein in den vergangenen zehn Jahren sind die Preise demnach um rund 40 Prozent zurückgegangen.

Altersarmut mit Briefmarken
Unangenehm ist das für diejenigen, die tatsächlich so ihre Altersvorsorge aufbauen. Und diese Menschen gibt es, wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung vor kurzem zu berichten wusste. "Die Briefmarkensammlung - ein schweres Erbe", hieß die Schlagzeile. Darin geht es um einen Kölner, der sein Vermögen in Briefmarken "Jahrzehnte lang in Briefmarken und Münzen investiert“ hatte. Aber: „Der Plan ging schief."

Aus mehreren 1.000 DM Investition ist seit den 1980er Jahren eine Briefmarkensammlung entstanden, die sich heute für 20 Euro bei Ebay versteigern lässt. "Es ist nicht unüblich, dass gerade modernes Briefmarkenmaterial, für das ein Sammler mehrere Tausend D-Mark ausgegeben hat, heute nur noch für einen Bruchteil des Anschaffungspreises über den Tisch geht", wird der Pressesprecher des Verbands der Briefmarkenfreunde zitiert. Auch Münzen zeigten sich in diesem Fall als wenig werthaltig. Eine Sammlung zum ursprünglichen Wert von 3.000 Euro ließ sich rund 18 Jahre später für nur noch 180 Euro verkaufen - ein jährlicher Wertverlust von rund 14 Prozent.

Guter Rat ist teuer
Wertverluste zwischen acht und 14 Prozent pro Jahr sind bislang jedenfalls von klassischen Lebens- und Rentenversicherungen nicht bekannt geworden, sofern man die kurzfristig wieder gekündigten Verträge außer Betracht lässt, bei denen das Altersvorsorge- oder Langfristanlage-Ziel aus welchen Gründen auch immer schon kurz nach der Beratung wieder aufgegeben wurde. Die Verträge verursachen Kosten, was vom Verbraucherschutz teilweise zu Recht, teilweise aber auch zu Unrecht kritisiert wird. Denn die selbst gewählte Vorsorge mit Briefmarken, Münzen, Möbeln und Gold kann offensichtlich erheblich teurer kommen, wie die Beispiele zeigen.

Auch die Kritiker der Lebensversicherung tragen eine hohe Verantwortung dafür, dass die Kunden nicht erst mit Schlagzeilen über sinnlose Versicherungen verwirrt, dann aber allein gelassen werden und schließlich ungeeignete Vorsorge und Anlagen betreiben. Am besten wäre konstruktive Kritik - also konkrete Vorschläge, wie ein guter Rat für eine sichere Vorsorge zu angemessenen Kosten erbracht wird.

Bild: © Hans-Christian Hein/Pixelio.de

Autor(en): Matthias Beenken

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