Ausblick für Schaden-Unfallversicherer trotz hoher Schäden stabil

Der positive Trend in der Ertragskraft deutscher Schaden-Unfall-Versicherer sollte sich nach Ansicht von Standard & Poor’s Ratings Services in den nächsten Jahren fortsetzen.

Aber: Die hohe Anzahl an schadenträchtigen Elementarereignissen im bisherigen Jahresverlauf werde das Gesamtjahr 2013 voraussichtlich zu einem "Ausreißer" in diesem Trend werden lassen und versicherungstechnische Verluste für deutsche Schaden-Unfall-Versicherer mit sich bringen.

Jahr mit relativ geringen Schäden aus Naturkatastrophen
Weitere Details der Analyse: Seit 2010 haben deutsche Sachschaden- und Unfallversicherer ihre versicherungstechnischen Ergebnisse verbessert. Dies sei vor allem Folge einer verbesserten Schadenabwicklung und, teilweise überfälliger, Prämienerhöhungen. Außerdem sei 2012 ein Jahr mit relativ geringen Schäden aus Naturkatastrophen gewesen. Die Konzentration der Branche auf die Verbesserung der versicherungstechnischen Ergebnisse ist nach Ansicht von Standard & Poor’s eine direkte Folge des gegenwärtigen Niedrigzinsumfeldes, welches es den Unternehmen erschwert, eine schwächere Versicherungstechnik durch hohe Kapitalanlageergebnisse zu kompensieren.

Nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) verzeichneten deutsche Schaden-Unfallversicherer eine verbesserte Brutto-Schaden-Kostenquote (Combined Ratio) von 97 Prozent für 2012, nach 97,9 Prozent (2011) und 98,2 Prozent (2010). Die Reduktion der Geschäftsjahresschadenquote auf 75,6 Prozent im Jahr 2012 von 77,4 Prozent (2011) zeige eine noch deutlichere Verbesserung der Schadensituation in 2012, die sich nicht in vollem Umfang in der berichteten Brutto Combined Ratio niederschlage, weil die Branche eine Stärkung der Schadenreserven vorgenommen habe.

Datum Elementarereignis
Betroffene
Regionen
Schätzung
versicherter Schäden (GDV)
Anfang
Juni
Überflutungen
in Zentral- und Osteuropa und in Deutschland in Folge schwerer Regenfälle
Baden-Württemberg,
Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt,
Schleswig-Holstein und Thüringen
Zwei
Milliarden Euro
20.
Juni
Starkregen,
Sturm und Hagel
Weite
Teile Deutschlands
Keine
Angabe
27.
Juli
Schwerer
Hagel
Baden-Württemberg,
Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen
660
Millionen Euro







Die Flut im Juni und der Hagelschlag im Juli 2013 würden im Hinblick auf die versicherten Schäden jeweils zu den schwersten Schadenereignissen dieser jeweiligen Art in Deutschland zählen. In der Summe könnte der versicherte Schaden die Brutto Combined Ratio um vier bis fünf Prozentpunkte ansteigen lassen, so dass sich die mittlere Brutto Combined Ratio voraussichtlich gegen 100 Prozent oder sogar darüber hinaus bewegen werde. Weil Unternehmen sehr unterschiedlich ausgeprägte regionale Schwerpunkte und Portfoliozusammensetzungen aufwiesen, erwarte S&P eine große Schwankungsbreite im Grad der Betroffenheit der verschiedenen Unternehmen.

Weiterer Druck auf die Ertragslage betroffener Versicherer
Das Ratingunternehmen aus Frankfurt am Main schätzt, dass die drei Schadenereignisse zusammen für viele betroffene Versicherer ihr jährliches Budget für Naturkatastrophen schon jetzt vollständig ausschöpfe beziehungsweise überschreite. Jedes weitere Elementarereignis werde daher weiteren Druck auf die Ertragslage betroffener Versicherer ausüben und versicherungstechnische Verluste für das Gesamtjahr wahrscheinlicher machen, wobei die Combined Ratio im Netto je nach bestehendem Rückversicherungsschutz leicht besser aussehen könnte als im Brutto.
Insgesamt erwartet das Unternehmen keine negativen Jahresergebnisse für deutsche Schaden-Unfallversicherer und damit auch keine nachhaltige Schwächung ihrer Kapitalisierung, weil unter anderem Schwankungsrückstellungen und Reserven auf Kapitalanlagen als Puffer ergebnisglättend eingesetzt werden könnten.

Erhöhte Abschlussbereitschaft für Deckungen möglich
Aus diesem Grund behalten die Rater ihren stabilen Ausblick für geratete deutsche Schaden-Unfallversicherer bei. Die Deckung von Schäden durch Naturkatastrophen sei Teil des Geschäftsmodells von Schaden-Unfallversicherern, und die von ihnen gerateten Unternehmen seien dafür ausreichend stark kapitalisiert. Außerdem gingen sie davon aus, dass in Folge der Ereignisse zum einen Versicherer weitere Prämienerhöhungen durchsetzen werden und zum anderen Versicherungsnehmer stärker für Risiken aus Elementarereignissen sensibilisiert seien.

Letzteres könnte zu erhöhter Abschlussbereitschaft für Deckungen von Elementarrisiken führen. Insgesamt könnten sich hieraus auch 2014 weitere positive Effekte für die Prämienentwicklung deutscher Schaden-Unfallversicherer ergeben, so die Einschätzung der Rating-Experten.

Quelle: Standard & Poor´s, Bild: GDV

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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