Riester-Rente kein "totaler Scheiß"

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Die "Heute show" beschäftigte sich Ende 2014 mit dem Thema Riester-Rente. Dies veranlasste Chefredakteur Bernhard Rudolf, in der Januar-Ausgabe von Versicherungsmagazin einen Offenen Brief an Oliver Welke zu schreiben.

"Lieber Oliver Welke,
bis zum 21. November 2014 war ich ein großer Fan Ihrer "heute show". FDP- und AfD-Bashing fand ich bis dahin leidlich lustig, aber es gab ja auch sonst viel zu lachen. Doch dann machten Sie die Riester-Rente zum Thema Ihrer Show. In einer - zugegeben - wie immer sehr unterhaltsamen Art brachten Sie zu dem Thema alle Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien auf den Punkt, dass die Riester-Rente "totaler Scheiß" ist. Leider kann ich Ihnen hier überhaupt nicht zustimmen.

Sie behaupten, die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) habe jahrzehntelang gut funktioniert und zwei Weltkriege überlebt. Das stimmt zwar für die Vergangenheit, auch wenn der Bund pro Jahr einen hohen Milliardenbetrag an Steuergeld in die GRV pumpt. Aber die demografische Entwicklung wird die GRV alleine nicht mehr bewältigen können, da immer weniger Arbeitnehmer immer mehr Rentner finanzieren müssen. Es gibt nur drei Möglichkeiten, das System zu halten: Beiträge erhöhen (sind schon am Limit wegen der hohen Lohnnebenkosten in Deutschland), Renten kürzen oder die Menschen länger arbeiten lassen. Wahrscheinlich werden alle drei Dinge getan werden müssen. Mit der Riester-Rente ist jedenfalls ein (kleiner) Schritt in die richtige Richtung kapitalgedeckte Altersvorsorge getan.

Die bekannte Rechnung, dass Riester-Renten sich erst ab dem Alter von 103 Jahren lohnten (mit einer Rendite von 2,25 Prozent), ist deswegen schief, da hier weder staatliche Zuschüsse (die sind ja der Kern bei der Riesterförderung) noch Überschussbeteiligungen der Versicherer eingerechnet sind. Dann führen Sie aus, dass die Grundsicherung mit der Riester-Rente verrechnet werden könnte. Aber sollen wir mit diesem Argument jetzt aufhören zu arbeiten, weil wir damit unseren Anspruch auf Sozialhilfe schmälern? Hallo? Geht's noch? Der Hinweis, dass von Riester nur die private Versicherungswirtschaft profitiere, ist ebenso unhaltbar, da genau in diesem Segment am wenigsten verdient wird. Dass Carsten Maschmeyers Honorarzahlungen an Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder für die Riester-Reform ursächlich gewesen seien, buchen wir unter Verschwörungstheorie ab.

Mehr zur Riester-Rente lesen Sie und unsere Leser ab Seite 28 in diesem Heft."

Herzliche Grüße

Bernhard Rudolf

Bildquelle: © picscout dpa Oliver Berg

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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