Digitalisierung: Studie bescheinigt Assekuranz Nachholbedarf

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Für die Mehrheit der Versicherer ist der digitale Wandel in ihrem Häusern lediglich die Aufgabe der IT. Dadurch kann dessen gesamtes Potenzial nicht genutzt werden, lautet die Aussage von Walter Kuhlmann, Partner des Beratungshauses Q_Perior. Das Unternehmen hat in Kooperation mit dem Institut für Wirtschaftsinformatik der Frankfurt School of Finance & Management die Studie "Die Digitale Transformation in der Versicherungsbranche" veröffentlicht. Kulturelle Beharrungskräfte und komplexe organisatorische Strukturen stellen demnach für Erst- und Rückversicherer die größten Herausforderungen dar, wenn es darum geht digitale Geschäftsmodelle zu implementieren und erfolgreich anzuwenden.

Schon längst hat die Digitalisierung der deutschen Gesellschaft das Kundenverhalten nachhaltig verändert. Kunden sind mittlerweile gewohnt, sich über Waren und Dienstleistungen an jedem Ort zu jeder Zeit zu informieren und online zu kaufen. Versicherer können sich diesem Trend nicht verschließen und stellen sich auf die Änderungen ein: Dass Informationen kanalunabhängig jederzeit verfügbar und leicht verständlich sein müssen, bejahen 80 Prozent der Studienteilnehmer. Neue Technologien sind die Basis für den Wandel und stellen gleichzeitig bestehende Geschäftsmodelle in Frage. 47 Prozent der Teilnehmer geben an, dass die technologischen Entwicklungen bedeutendes Veränderungspotenzial für ihr künftige Geschäftstätigkeit beinhalten.

Regulierung forciert Automatisierung
Aber nicht nur Kundenverhalten und Technologie entwickeln sich weiter, auch die zunehmende Regulierung zwingt die Branche zu immer stärkerer Automatisierung. 81 Prozent der Befragten glauben, dass die steigenden regulatorischen Rahmenbedingungen zusätzliche investitionen erforderlich machen. Dies betreffe sowohl Solvency II-Vorgaben, erweiterte Compliance-Anforderungen als auch Datenschutz-Vorschriften.

Konkret umgesetzt wird die digitale Transformation bei den meisten Versicherern noch nicht. Die Branche befindet sich derzeit in einer konzeptionellen Phase. Erst gut die Hälfte der Befragten (53 Prozent) gibt an, den kulturellen Wandel innerhalb ihres Unternehmens bereits angestoßen zu haben. 64 Prozent betreiben Markt- und Kundenstudien und entwickeln eine Digitalisierungsstrategie.







Was sollte die Branche tun? Die Studienmacher geben folgende Ratschläge:
  • Die Chancen der digitalen Transformation konsequent nutzen,
  • Risiken offen bewerten,
  • alle Aktivitäten auf eine erfolgreiche Digitalisierung der Geschäftstätigkeit ausrichten,
  • die unternehmerische Komplexität durch intelligente Automatisierung minimieren, um dadurch die Ertragskraft zu maximieren sowie
  • eine digitale Roadmap entwickelnsowie ein umfassendes Change Management etablieren.


Über die Studie

Für die Studie "Die Digitale Transformation in der Versicherungsbranche" wurden im ersten Halbjahr 2015 über 150 Führungskräfte aus Erst- und Rückversicherungen aus dem DACH-Raum befragt, darunter Geschäftsführer, Fachabteilungsleiter sowie leitende Angestellte aus den Bereichen interne Revision und Controlling. Der Fokus der Untersuchung lag auf dem konkreten Umsetzungsgrad der digitalen Transformation sowie der Analyse digitaler Geschäftsmodelle. Weitere Informationen zur Studie gibt es unter:

Lesetipp der Redaktion:
Der Strukturwandel in den Vertriebswegen der Assekuranz ist in vollem Gange. Versicherer werden sich künftig (noch) stärker auf den Ausbau der digitalen Vertriebskanäle konzentrieren müssen, sind sich alle Experten einig. Wie weit dies reichen wird und welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Vermittler haben wird, darüber gibt es unterschiedliche Prognosen. Versicherungsmagazin zeichnet ein Stimmungsbild. Die Titelgeschichte "Vertrieb muss sich bewegen" erschien im Juli 2015 und steht VM-Abonnenten im zur Verfügung.

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Bildquelle: © Stephan Thomaier

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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