Liebe Eltern, wir müssen uns unterhalten

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Für viele Senioren ist das Älterwerden mit Frust verbunden: Das Haus ist zu groß nach dem Auszug der Kinder. Einfache häusliche Aufgaben wie Putzen oder Einkaufen bereiten immer mehr Schwierigkeiten. An diesem Punkt verändert sich häufig die Rolle der Kinder: die Sorge um die Eltern wächst. Aber wie kann man deren Leben erleichtern und wie spricht man das heikle Thema überhaupt an? Zehn Tipps wie dieses schwierige Thema angegangen werden kann.





1. Was ist den Eltern wichtig?
Kinder sollten sich bewusst machen, was ihren Eltern besonders viel bedeutet. Auf was sind sie stolz? Eigenheim, Auto und Mobiliar? Gesundheit und körperliche Fitness? Versetzen Sie sich in Ihre Eltern und fragen sich, welche Werte ihnen im Alter erhalten bleiben sollen. Welche Mittel gibt es, um diese zu schützen?

2. Entlasten Sie frühzeitig
Es gibt immer mehr Hilfen im Haushalt, von denen jeder profitieren kann. So könnten zum Beispiel Staubsauger- und Rasenroboter eine dauerhafte Entlastung bieten. Bei gründlicher Erklärung und rechtzeitigem Einsatz müssen diese kein Mysterium für die ältere Generation bleiben. Übrigens: Wer schon jahrelang eine Haushaltshilfe hat, dem fällt es leichter mehr Aufgaben auszulagern.

3. Keine Ängste schüren
Den meisten Eltern ist es durchaus bewusst, dass die eigenen Kräfte schwinden. Diese Tatsache als Gesprächseinstieg einzubringen ist trotzdem nicht sinnvoll, da das nur für Frust sorgt. Auch emotionale Themen wie Pflegebedürftigkeit und Tod sollten nicht als erstes angesprochen werden. Angemessener sind tröstende und Sicherheit gebende Erfahrungen. Lösen Sie am besten zuerst ein konkretes Problem: So könnten Kinder anbieten, den Einkauf zu übernehmen, ohne gleich zu fordern, dass die Senioren den Führerschein abgeben.

4. Keine Überaschungsangriffe
Sie haben es zeitlich nicht geschafft, Ihre Eltern häufiger zu besuchen? Dann sollten Sie keinesfalls bei Ihrem nächsten Besuch als erstes erklären, dass die Eltern Hilfe brauchen. Diese fühlen sich oftmals überfallen und antworten mit Gegenangriff oder Flucht. Überlegen Sie daher im Vorfeld in welchen Gesprächssituationen traditionell schwierige Themen in der Familie besprochen werden: am Essenstisch in kleiner Runde, beim Abtrocknen oder beim Spaziergang? Nutzen Sie diese Erfahrungen, um die Probleme in Ruhe anzusprechen.

5. Situationen beschreiben und nachfragen
Empfehlenswert ist es, den Eltern genau zu erklären, warum Sie so besorgt sind. Ein Einstieg wie: "Mama, ich habe den Eindruck, dass es dir schwerfällt, im Garten zu arbeiten", wird nicht gleich als Angriff aufgefasst.

6. Gemeinsam eine Lösung finden
Warten Sie anschließend erst die Aussage der Eltern ab und präsentieren Sie nicht sofort Lösungsvorschläge. Besser ist es, gemeinsam auf Ursachenforschung zu gehen. Seien Sie immer offen und denken Sie daran, dass zum Beispiel auch Demenzkranke Momente haben, in denen sie die eigene Situation einschätzen können.

7. Gehen Sie schrittweise vor
Ältere Menschen wissen, dass keine andere Lebensphase so schnell von Änderungen betroffen ist wie im Alter. Trotzdem sind diese Veränderungen schwerer zu verkraften. Fangen Sie deshalb mit kleinen Verbesserungen an und halten Sie regelmäßigen Kontakt. Erst danach kommt der nächste Schritt, wenn er wirklich notwendig ist.

8. Auch an rechtliche Vorsorge denken

Damit die Kinder in schwierigen Situationen überhaupt handeln können, muss eine Vorsorgevollmacht vorliegen. Wenn diese individualisiert ist und mit einer Patientenverfügung ergänzt, kann das „Kind am besten einschätzen, was "Mama gewollt hätte". Da das Verfassen solcher Vorsorgedokumente kein Kinderspiel ist, bieten ausgebildete GenerationenBerater (IHK) Unterstützung an.

9. Mit Geschwistern sprechen
Die Sorgen der Eltern gehen selbstverständlich die ganze Familie an. Deswegen sollten besorgte Kinder auch Geschwister ansprechen. Probleme und Nöte sollten auf jeden Fall formuliert werden, damit es nicht zum Zwist untereinander kommt. Denn Streit ist in dieser Situation kontraproduktiv und belastet im schlimmsten Fall nur die Eltern. Reden Sie über alle Details und überlegen Sie gemeinsam, welche Wege sinnvoll sind.

10. Holen Sie sich Unterstützung
Auch wenn es die Kinder nur gut meinen, ist es für die Eltern befremdlich, wenn sie sich um die Angelegenheiten der Eltern kümmern. Da kann es passieren, dass Ihre Eltern das Gespräch oder die Vorschläge abblocken. Überlegen Sie in diesem Fall, wer in dieser Situation vemitteln könnte. Vielleicht ist die beste Freundin der Mutter oder der Bruder des Vaters geeigneter, um ein Gespräch auf Augenhöhe zu führen?

Bildquelle: © Ingo Bartussek / Fotolia

Autor(en): Margit Winkler, Institut Generationenberatung IGB

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