Pensionsverpflichtungen: Dax-Unternehmen können etwas leichter atmen

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Die Pensionsverpflichtungen der Dax-Unternehmen sind 2015 um voraussichtlich fünf Prozent auf 354,2 Milliarden Euro gesunken. Dies zeigte der "German Pension Finance Watch" (GPFW) von Willis Towers Watson. Für eine leichte Entspannung habe der Anstieg beim Rechnungszins gesorgt.

Der GPFW stellt die Auswirkungen der Kapitalmarktentwicklungen auf deutsche Benchmark-Pensionspläne dar. Verglichen wird ein Musterplan, der zum Stichtag vollständig ausfinanziert war (100 Prozent-Plan) und laufend in Höhe der neu erdienten Ansprüche dotiert wird mit einem für ein Dax- beziehungsweise MDax-Unternehmen typischen Pensionsplan.

Sinkender Zinssatz, steigende Rücklagen
"Pensionsverpflichtungen sind erst in Jahren fällig. Je stärker der Zinssatz für ihre Bewertung sinkt, desto mehr müssen Unternehmen, die nach IFRS bilanzieren, für ihre Pensionsverbindlichkeiten zurücklegen", erklärt Dr. Thomas Jasper, Leiter Retirement Solutions bei Willis Towers Watson, das Problem. "Steigt der Rechnungszins wieder an, schlägt sich das in der Bilanz unmittelbar als Entlastung nieder."

Die Zinsschmelze der vergangenen Jahre habe deutliche Spuren hinterlassen. 2014 waren die Pensionsverpflichtungen der Dax-Unternehmen auf 372,5 Milliarden Euro geklettert. Im ersten Quartal 2015 seien die Verpflichtungswerte um weitere 52,4 Milliarden Euro auf 424,9 Milliarden Euro gestiegen, nachdem der Rechnungszins auf 1,47 Prozent eingebrochen war. Seit April vergangenen Jahres stünden die Parameter wieder auf Erholungskurs. Zum 31. Dezember 2015 sei der 100 % Prozent-Plan auf Verpflichtungen in Höhe von 348,3 Milliarden Euro, der Dax-Plan bei 354,2 Milliarden Euro gelegen. Die Modellrechnung für den MDax-Plan habe mit 58,4 Milliarden Euro knapp fünf Prozent unter dem Vorjahresstichtag gelegen.

Ausfinanzierungsgrad leicht erholt
Leichte Erholung habe es auch beim Ausfinanzierungsgrad gegeben. Er zeigt das Verhältnis von Pensionsverpflichtungen und den Finanzmitteln, die zu ihrer Erfüllung zurückgestellt werden. Die von Willis Towers Watson jährlich erstellte Auswertung der Geschäftsberichte habe per 31. Dezember 2014 einen Ausfinanzierungsgrad im Dax von rund 61 Prozent gezeigt. Der Deckungsgrad für den Dax-Musterplan 2015 sei um 4,3 Prozent auf 65,4 Prozent gestiegen.

Auf der Anlageseite konnten Pensionseinrichtungen mit ihrer Kapitalallokation einen leichten Zugewinn verbuchen: Insgesamt sei das Planvermögen im 100 Prozent-Plan um 1,9 Prozent auf 278,4 Milliarden Euro, im Daxum 1,7 Prozent auf 231,7 Milliarden Euro und im MDax um 3,7 Prozent auf 30,8 Milliarden Euro gestiegen.

Hilfe für KMU gefordert
"Die aktuelle Entwicklung ist ein positives Signal für die betriebliche Altersversorgung", so Jasper. Konzerne, die nach internationalen Regeln bilanzierten, profitierten bereits davon. Aber für die kleinen und mittelständischen Unternehmen, die nach deutschem Handelsrecht bilanzierten, müsss etwas getan werden. Im HGB-Abschluss werde ein Durchschnittszins ermittelt, der weiter rückläufig ist. "Ich hoffe daher, dass sich die Bundesregierung zügig auf Maßnahmen zur Stärkung der bAV verständigt", sagte Jasper.

Quelle: Willis Towers Watson
Bildquelle: Cumulus

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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