Private Pflegeversicherung: Auch vor Reform 2017 aktiv vermitteln

740px 535px
Vermittler sollten die private Pflegeversicherung weiterhin aktiv vermitteln und nicht auf die Reform der Pflegegrade und Leistungen zum 1. Januar 2017 warten. "Sie müssen Ihren Kunden aber ganz deutlich machen, dass die private Pflegeversicherung mit der Reform deutlich teurer wird", warnte Hagen Engelhardt vom Versorgungsnetzwerkes Medi-Kost-Net anlässlich der 6. KVK-Messe (siehe Bild) des Maklerpools Fonds Finanz in Düsseldorf.

Alle privaten Pflegeversicherungen hätten Öffnungsklauseln, durch die die Gesetzesänderung berücksichtigt wird. Die gesetzliche Begutachtung der Pflegebedürftigkeit ändert sich ab 2017 erheblich. Künftig werden körperliche, geistige und psychische Einschränkungen in einer Gesamtbewertung zusammengefasst und die Betroffenen in eine der neu konzipierten fünf Pflegestufen eingeteilt. "Der Eigenanteil, den die Pflegebedürftigen zu tragen haben, wird deutlich höher", so Engelhardt.

Wer braucht keine private Pflegeversicherung?
In allen Pflegegraden werde nun die Demenz mitberücksichtigt. Genaue Zahlen gebe es jedoch erst im September 2016. Daher könnten die privaten Pflegeversicherungen derzeit keine neuen Tarife kalkulieren.

Als Beratungsansatz empfiehlt Engelhardt Kunden klar zu machen wer keine private Pflegeversicherung brauche. Das seien Menschen ohne jegliches Vermögen, ohne Kinder oder solche, die ihre Kinder nicht mögen würden. "Alle anderen brauchen einen zusätzlichen Schutz", resümierte er. Schon das Eigenheim könnte bei langer Belastung durch Pflegekosten gefährdet sein. Und wer vermeiden wolle, dass seine Kinder jahrelang von den Sozialbehörden verfolgt würden, müsse diese Gefahr absichern.

Umstiegs-Hilfe für Vermittler per App
Der Druck auf Ausschließlichkeitsvermittler durch ihre Versicherung nimmt nach Einschätzung von Michael Bade in der letzten Zeit ständig zu. "Schon ein kleiner Fehler reicht und die Agentur erhält die Kündigung." Unter anderem wollten die Versicherer den Bestand älterer Vermittler auf mehrere jüngere aufteilen. Insgesamt rechnet Bade in absehbarer Zeit mit einer Halbierung der Ausschließlichkeit.

"Betroffen sind auch Versicherungsmakler. Doch hier fällt das nicht so auf, weil immer öfter Vermittler aus der Ausschließlichkeit ins Maklergeschäft einsteigen", so Bade. Der Geschäftsführer der Status GmbH aus Regensburg bietet potenziellen Umsteigern umfassende Dienstleistung an, die eine hohe Umdeckungsquote erlauben sollen. Seit einem Jahr gibt es für Vermittler eine App, mit der ihre Kunden alle Versicherungsunterlagen digitalisiert auf das Smartphone bringen können.

Vehikel zum Umstieg
"Das ist ja das Geschäftsmodell der neue Fintech-Makler", so Bade. Hier wird Digitalisierung nun zum Vehikel des Umstiegs aus der Ausschließlichkeit. So wird eine Änderung des Status des Vermittlers über die App den Kunden angezeigt. Bade: "Die Kunden können dann aktiv werden und den in der App hinterlegten Maklervertrag auf dem Smartphone unterschreiben und zurücksenden." Dann werden über den Partner www.mobilversichert.de alle Verträge für den Neumakler freigeschaltet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten nur die Versicherten Zugriff auf diese Daten. "Bisher konnten Vermittler bei guter Vorbereitung rund 50 bis 80 Prozent ihrer Sachkunden mitnehmen. Künftig könnten es 80 bis 90 Prozent sein", glaubt der Status-Geschäftsführer.

Das wichtige Fazit weitere Vorträge: Der Umstieg in den Maklerberuf muss weiterhin langfristig geplant und vor allem juristisch beraten werden. Das Feedback der anwesenden Vermittler war sehr positiv. So musste Bade nach der Veranstaltung mehreren Agenturinhabern, etwa von der LVM oder der DEVK Detailfragen beantworten.

Generali und Ergo als künftige Wechsel-Spitzenreiter
Die Status GmbH kann auf ein Ranking der Versicherungsgesellschaften zurückgreifen, von denen die meisten Umsteiger kommen. Auf Rang eins steht die Allianz, gefolgt von Generali und Ergo. Weiter führte das Unternehmen die Versicherungskammer Bayern, die Zurich, die Mannheimer, die Gothaer, die Axa, die LVM, die Continentale, den Münchener Verein, die Sparkassenversicherung, die Nürnberger und die DEVK auf. "Das Diagramm wird sich aber bald ändern", schätzt Bade. Dafür würden derzeit Generali und Ergo sorgen. Sie könnten künftig Wechsel-Spitzenreiter werden.

Kündigungsrecht für Lebensversicherung als Service
Insgesamt besuchten laut Fonds Finanz 3.400 Besucher die Messe. Die Stimmung war wegen der vielfältigen Krisen im Finanz- und Versicherungsmarkt angespannt. Gute Resonanz erzielte ein Vortrag zur richtigen Geldanlage per Aktienkauf von Dirk Müller (www.dirk-mueller-fonds.de). Es sei immer wieder möglich Aktien von sehr lukrativen Unternehmen zu kaufen, die mit 30 und mehr Prozent unterbewertet seien, behauptete Müller.

In einem Vortrag der Verbraucherhilfe24.de zeigte Geschäftsführer Denis Krebs, wie die Entscheidungen des Bundesgerichtshofs zur Rückabwicklung von zwischen 1994 und 2007 abgeschlossen Lebensversicherungen für Versicherungsmakler positiv gewendet werden könnten. Über den Rückkaufswert hinaus sei es in vielen Fällen möglich, die eingezahlten Beiträge und eine Nutzungsentschädigung von der Versicherung zu erhalten. In 60 Prozent der Fälle komme es bei einer Kooperation eines Versicherungsmaklers mit der Verbraucherhilfe24 zu einer außergerichtlichen Einigung und nur 17 Prozent der Klagen gingen verloren. Spezialisierte Rechtsanwälte und ein Versicherungsgutachter sorgten für den Erfolg. Die Kunden, die den Service der Verbraucherhifle24.de nutzen, würden in der Regel eine 50-prozentige Erfolgsbeteiligung wählen. Der Makler erhalte dann 30 Prozent der Gewinnbeteiligung. "Für Kunden und Makler gibt es kein Risiko", so Krebs. Die mangelhafte Verbraucheraufklärung, für die der Bundesgerichtshof die Rückabwicklung festgelegt habe, hätte allein die Assekuranz zu verantworten. "Zudem sind die Makler längst aus der Stornohaftung heraus" so Krebs.

Bild: Uwe Schmidt-Kasparek

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

Alle Branche News