Private Pflege stößt an ihre Grenzen

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Langzeitpflege findet in Deutschland vorwiegend innerhalb der Familie statt. Von den 2,6 Millionen durch die Pflegestatistik erfassten Pflegebedürftigen wurden 2013 fast drei Viertel zu Hause versorgt. Dies zeigt der aktuelle "Report Alterdaten" des Deutschen Zentrums für Altersfragen. Er beleuchtet mit Daten der amtlichen Statistik, des Deutschen Alterssurveys sowie Befunden aus anderen Studiendie Bereiche informelle Pflege sowie Unterstützung im Alltagsleben.

Zwischen 1999 und 2013 ist die Zahl der Pflegedürftigen um 30 Prozent gestiegen. Nicht alle Unterstützungsbedürftigen beziehen Leistungen aus der Pflegeversicherung. Schätzungen gehen von
insgesamt vier bis fünf Millionen Personen aus, die informelle Hilfe und Pflege erhalten. Zwischen drei und fünf Millionen privat Pflegende kümmern sich in den Haushalten um ihre Angehörigen. Die Hauptlast tragen meist die weiblichen Familienmitglieder, wobei sich die Arbeit häufig auf mehrere Schultern verteilt.

Jüngere unterstützen Eltern, Ältere ihre Partner
Jede sechste Person zwischen 40 und 85 Jahren unterstützt und pflegt Angehörige. Jüngere unterstützen dabei meist ein Elternteil, Ältere häufig den Partner oder die Partnerin. Über 70-Jährige unterstützen Angehörige etwas seltener als Jüngere, aber wenn sie andere unterstützen und pflegen, leisten sie dabei den höchsten zeitlichen Umfang. 40- bis 54-Jährige unterstützen im Durchschnitt 8,1 Stunden pro Woche, 55- bis 69-Jährige 11,8 Stunden und 70- bis 85-Jährige 13,4 Stunden. Jede dritte Person, die unterstützt und pflegt, fühlt sich dadurch stark belastet. Wobei Frauen sich stärker unter Druck fühlen (39,2 Prozent) als Männer (20,3 Prozent).

Zwei Drittel der Personen unter 65 Jahren, die Pflege leisten, sind erwerbstätig. Die Erwerbstätigkeit wird aufgrund der Pflege allerdings oft eingeschränkt (34 Prozent), 15 Prozent
geben die Erwerbstätigkeit ganz auf. "Das ist auch Ausdruck für mangelnde Möglichkeiten,Pflege und Erwerbstätigkeit zu vereinbaren", heißt es im Report.

Pflege und Beruf sind schlecht vereinbar
72 Prozent der Erwerbstätigen schätzen die derzeitigen Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege als "eher" oder "sehr schlecht" ein. Beschäftigte wünschen sich vorrangig Möglichkeiten, ihre Arbeitszeit oder die Arbeitsgestaltung im Fall der Pflege flexibler gestalten zu können. Obwohl die Unternehmen die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zunehmend als wichtig erkennen, geben nur 20
Prozent von ihnen an, betriebsinterne Angebote für pflegende Angehörige zu haben.

Bis 2030 sind bis zu 3,5 Millionen Pflegebedürftige zu erwarten, die für informelle Pflege
verfügbare Zahl von Angehörigen wird dagegen rückläufig sein. Dies liege unter anderem an der demografischen Entwicklung, veränderten Familienstrukturen aber auch an der steigenden Erwerbsquote von Frauen im mittleren und höheren Erwerbsalter.

Ohne pflegende Angehörige sei das deutsche Pflegesystem nicht funktionsfähig, konstatieren die Autoren. Es werde daher in Zukunft noch mehr als bisher darauf ankommen, für denjenigen, die Pflege und Unterstützung leisten wollten, geeignete Bedingungen zu schaffen. Dazu gehörten:
  • gesetzliche Regelungen und betriebliche Angebote, die es ermöglichen, Familie, Pflege und Beruf zu vereinbaren,
  • Ausbau des Netzwerks an Pflegeberatungsangeboten,
  • einfacherer Zugang zu Informationen über Angebote und Erleichterungen im Pflegealltag für die Betroffenen,
  • Unterstützung und Entlastung von Angehörigen. Dazu gehöre auch die Ermunterung, bestehende Entlastungsangebote wahrzunehmen.

Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen
Bild: © Guvendemir /iStock.com


Autor(en): versicherungsmagazin.de

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