Niedriger Zins, steigende Pensionsverpflichtungen

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Das Niedrigzinsszenario treibt die Pensionsverpflichtungen der Unternehmen nach oben. Dies belegt die "German Pension Finance Watch" (GPFW) der Unternehmensberatung Willis Towers Watson für das zweite Quartal.

GPFW stellt die Auswirkungen der Kapitalmarktentwicklungen auf deutsche Benchmark-Pensionspläne dar. Verglichen wird ein Musterplan, der Ende 2003 vollständig ausfinanziert war (100-Prozent-Plan) und laufend in Höhe der neu erdienten Ansprüche dotiert wird mit einem für ein Dax- beziehungsweise MDax-Unternehmen typischen Pensionsplan.

Leitzinspolitik von Fed und EZB befeuert Talfahrt

Von April bis Juni kletterten die Pensionsverpflichtungen der Dax-Konzerne um sieben Prozent auf 428,8 Milliarden Euro zeigt die Hochrechnung des Dax-Musterplans. Auch die Pensionsverpflichtungen der MDax-Unternehmen verzeichneten ein Plus von 6,9 Prozent auf 67,1 Milliarden Euro. Grund für diesen Anstieg war der Verfall des Rechnungszinses. Dieser war im zweiten Quartal um 42 Basispunkte auf 1,70 Prozent eingebrochen, nachdem schon im ersten Quartal ein Rückgang um 38 Basispunkte auf 2,12 Prozent zu verzeichnen war.

"Diese Talfahrt lässt sich zum einen auf die Leitzinspolitik der Europäischen Zentralbank und der US Federal Reserve und zum anderen auf eine gestiegene Nachfrage nach sicheren Anlagen zurückführen", so Dr. Thomas Jasper, Leader Retirement Western Europe von Willis Towers Watson. Er betont: Dadurch sei der in den Bilanzen anzusetzende Verpflichtungsumfang für die betriebliche Altersversorgung (bAV) gestiegen

Ausfinanzierungsgrad der Pensionspläne gesunken
Trotz des turbulenten Marktumfelds wuchsen die Planvermögen im Dax um 0,7 Prozent auf 237 Milliarden Euro; im MDax blieben sie stabil bei 27,8 Milliarden Euro. Hingegen waren aufgrund des Niedrigzinsumfelds deutlich höhere Pensionsverpflichtungen in den Bilanzen anzusetzen - im Dax 428,8 Milliarden Euro (plus sieben Prozent) und im MDax 67,1 Milliarden Euro (plus 6,9 Prozent).

Dies habe im zweiten Quartal zu einem deutlich geringeren Ausfinanzierungsgrad von Pensionsplänen geführt. Der Ausfinanzierungsgrad zeigt das Verhältnis von Pensionsverpflichtungen und den Finanzmitteln, die zu ihrer Erfüllung zurückgestellt werden. Die GPFW kommt zu dem Schluss, dass die Planvermögen im Dax Ende Juni einen Ausfinanzierungsgrad von nur 55,3 Prozent erreichten - ein Rückgang um weitere 3,5 Prozentpunkte gegenüber Ende März. Bei den MDax-Planvermögen sei das Minus mit 2,7 Prozentpunkten auf 41,5 Prozent etwas moderater ausgefallen.

Betriebsrenten sind sicher
"Da es sich bei den Pensionen um langfristige Verpflichtungen handelt, hat der aktuelle Druck auf das Bilanzbild keinen unmittelbaren Einfluss auf den Cashflow. Die Zahlung der Betriebsrenten ist weiterhin gewährleistet", sagt Jasper. Dennoch gebe es in Sachen bAV noch viel Handlungsbedarf: "Eine flächendeckende Verbreitung der bAV ist immer noch nicht erreicht. Daher gilt es, die gesetzlichen Rahmenbedingungen weiter zu verbessern, damit es den Unternehmen erleichtert wird, ihren Mitarbeitern ein werthaltige bAV anzubieten", so der Experte.

Bei Arbeitnehmern steht die bAV weiterhin hoch im Kurs, wie eine aktuelle Studie, der "Global Benefits Attitudes Survey" der Unternehmensberatung zeigt. Knapp 70 Prozent der Mitarbeiter in Deutschland geben an, hauptsächlich über die bAV für ihre Rente vorzusorgen. Über 90 Prozent meinen, dass die bAV ein gleichwertiges oder sogar besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis bietet als die private Altersvorsorge. Mehr als vier Fünftel (83 Prozent) wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber eine aktive Rolle bei der Bereitstellung einer Altersversorgung spielt.

Lesetipp
In der Septemberausgabe von Versicherungsmagazin beschäftigt sich die Titelgeschichte mit dem Thema betriebliche Altersversorgung. Sie sind noch kein Abonnent?

Quelle: Willis Towers Watson

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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