Arag: Risikoloser ohne Lebensversicherung

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Ohne Lebensversicherung glaubt sich der Düsseldorfer Arag Konzern besser für die Zukunft gewappnet. Der Verkauf der Lebensversicherungssparte an die Frankfurter Gruppe soll im Laufe des Jahres 2017 abgewickelt werden. Die Arag ist optimistisch, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht dem Verkauf zustimmt. Künftig will sich der Versicherer nur noch auf das Sach- und Krankenversicherungsgeschäft stützten.

"Die Zukunft unseres Konzerns wird nicht in der Lebensversicherung entschieden", sagte Paul-Otto Faßbender bei der Vorstellung vorläufiger Zahlen für 2016. Mit der Entscheidung zum Verkauf der Lebensversicherungssparte habe man wieder unternehmerische Freiheit für den Ausbau des Konzerns gewonnen. Die Lebensversicherung hätte künftig immer mehr Kapital gebunden, das an andere Stelle besser eingesetzt werden kann. "Unser Konzern ist nun risikoloser aufgestellt", so Faßbender.

Verkauf vorteilhaft für Kunden
Durch den geplanten Verkauf der Lebensversicherung sei das Neugeschäft zum Stillstand gekommen. Für die Kunden sei der Verkauf an die Frankfurter Lebensversicherung aber vorteilhaft. "Gelingt es der Frankfurter Gruppe große Lebensversicherungsbestände zu vereinen, dürften sich das positiv auf die Überschussbeteiligung der Kunden auswirken", sagte Arag-Vorstand Renko Dirksen, der den Verkauf der Lebensversicherungssparte managt.

Bei kleineren Lebensversicherern würden aufgrund der Tiefzinsphase Kosten überproportional die Überschüsse schmälern. Daher könnte der Arag-Ausstieg ein Signal für die gesamte Branche werden. Insgesamt sind 322.000 Lebensversicherte von dem Verkauf betroffen. Rund 65.000 dieser Kunden haben weitere Verträge bei dem Versicherer. Daher dürfte dem Unternehmen daran gelegen sein, das die Leben-Verträge zu guten Konditionen weitergeführt werden. Künftig verkauft die Arag Altersvorsorgeprodukte der Alten Leipziger als "Ventillösung" über die Ausschließlichkeitsorganisation.

Internationales Geschäft dominiert
Mit dem Verkauf der Lebensversicherungssparte verändert sich die Zusammensetzung des Portfolios extrem. So wächst der Anteil des internationalen Geschäfts, das im Wesentlichen von Rechtsschutz geprägt ist, von 33 auf 40 Prozent, das nationale Rechtsschutzgeschäft hat nun einen Anteil von 23 statt 20 Prozent, das Krankenversicherungsgeschäft einen Anteil von 24 statt 21 Prozent und das nationale Kompositgeschäft wächst um zwei Prozentpunkte auf 14 Prozent.

Solo-Schutzbrief für Gewerbe kommt
In Deutschland will die Arag weiter mit innovativen Produkten punkten. So wird im Laufe des Jahre 2017 ein Assistance-Schutzbrief für Unternehmen eingeführt, nachdem das Unternehmen 2016 den "Alltaghelfer", einen Schutzbrief für Privatkunden, platziert hatte. Das neue Produkt nennt sich "Business Assistance".

"Es ist die erste separat abschließbare Assistance Lösung für Gewerbetreibende auf dem deutschen Versicherungsmarkt", stellt Vorstand Matthias Maslaton fest. Angeboten werden beispielsweise ein Notfall-Schlüsseldienst, wenn sich der Unternehmer aus den Büroräumen ausgesperrt hat, die Vermittlung von Handwerkern, wenn beispielsweise ein Leitungswasserschaden oder ein Elektrik-Schaden auftritt, die Übernahme der Rückreisekosten bei einem großen Schaden an den Büroräumen, die Vermittlung und Kostenübernahme einer Notheizung, wenn die Heizungsanlage ausfällt bis hin zur Kostenübernahme für die fachgerechte Entfernung Schädlingen, wie etwa Wespennestern. Gleichzeitig sollen schnell Zeitarbeitsdienstleister oder wichtige Ersatzgeräte vermittelt werden.

Interims-Manager soll einspringen
Erleidet der Unternehmer einen Unfall, will die Arag einen "Interims-Manager" stellen. Neben Serviceleistungen können Unternehmen eine Schulung zur Vorbeugung von Schäden nutzen und einen "Fördercoach", der ihnen bei der Suche und Beantragung von Fördermitteln hilft. Gleichzeitig erwirbt der Kunde ein Forderungsmanagement für unstrittige Forderungen und Zugang zum Anwaltstelefon Juratel. "Mit gebündelten Serviceleistungen wollen wir kleineren Betrieben den Rücken freihalten", so Maslaton. Die Prämie des im ersten Quartal 2017 starteten Unternehmer-Schutzbrief sie "aber noch nicht raus".

700 Deckungszusagen für VW-Geschädigte
In der Rechtsschutzversicherung hat die Arag mittlerweile 700 Kunden, die einen manipulierten Diesel aus dem Volkswagenkonzern gekauft haben, Deckungsschutz gewährt. Die frühere deutliche Ablehnung von Kunden, die ihren Wagen nicht mehr fahren wollen, hat der Versicherer anscheinend aufgegeben. Allein ein Direktrücktritt vom Kaufvertrag, ohne dass dem Händler vorher die Chance zu Nachbesserung gegeben wurde, werde weiterhin wegen Erfolgslosigkeit abgelehnt.

Vom neuen Produkt "Verkehrsrechtsschutz Sofort" wurden bisher rund 1.000 Policen verkauft. Die Kunden erlangen damit teilweise rückwirkenden Rechtsschutz. Daher war ein regelrechter Ansturm auf das Produkt erwartet worden und die Arag hatte den Verkauf vorsorglich auf 5.000 Policen gedeckelt. Doch diese Zahl ist bisher nicht erreicht worden. Der Verkauf des Produkts geht aber weiter.

Rote Zahlen im Ergebnis
Für 2016 erwartet der Versicherer eine Ergebnisverbesserung von 66,7 auf 75 Millionen Euro. Trotz Marktgewinnen auf dem deutschen Rechtsschutzmarkt von 0,6 Prozentpunkten auf 9,1 Prozent schreibt das Unternehmen hier weiter rote Zahlen. Das technische Ergebnis habe sich aber verbessert. In der Lebensversicherung liegen die Beitragseinnahmen noch bei 215 Millionen und somit um fünf Millionen niedriger als im Vorjahr.

Bild: © M. Schuckart/Fotolia.com

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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