Naturkatastrophen 2016: Folgen des Klimawandels nicht zu leugnen

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Eine Reihe schwerer Erdbeben und Stürme hat 2016 zu den höchsten Schäden aus Naturkatastrophen seit vier Jahren geführt. Sie betrugen 175 Milliarden US-Dollar, gut zwei Drittel mehr als im Vorjahr und annähernd so viel wie 2012 (180 Milliarden US-Dollar). Der Anteil der nicht versicherten Schäden, die so genannte Versicherungslücke, blieb mit rund 70 Prozent unverändert hoch. Knapp 30 Prozent der Schäden, 50 Milliarden US-Dollar, wurden von Versicherern getragen.

„Nach drei Jahren mit relativ niedrigen Naturkatastrophenschäden lagen die Schadenssummen 2016 wieder im mittleren und damit zu erwartenden Rahmen.“, sagte Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek. „Bitter für die Betroffenen ist der hohe Anteil nicht versicherter Schäden vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern. Eine höhere Versicherungsdichte ist wichtig, um die finanziellen Folgen einer Katastrophe für Menschen möglichst zu lindern.“

Die wichtigsten Zahlen der Naturkatastrophenbilanz 2016 im Überblick:
  • Die Gesamtschäden und die versicherten Schäden lagen über dem inflationsbereinigten Durchschnitt der vorangegangenen zehn Jahre (154 Milliarden US-Dollar, davon versichert 45,1 Milliarden US-Dollar).
  • Bereinigt um Kleinstereignisse wurden 750 relevante Schadenereignisse wie Erdbeben, Stürme, Unwetter, Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen in der Datenbank Natcat-Service von Munich Re erfasst. Das waren deutlich mehr als der 10-Jahres-Schnitt von 590.
  • 8.700 Menschen kamen bei den Naturkatastrophen bedauerlicherweise ums Leben. Zumindest waren dies deutlich weniger als 2015 (25.400) und im Zehn-Jahres-Durchschnitt (60.600). Damit ist das vergangene Jahr nach 2014 (8.050 Tote) das Jahr mit der geringsten Zahl an Todesopfern seit 30 Jahren (1986: 8.600).
  • Außergewöhnlich war der hohe Anteil von Überschwemmungen wie Hochwasser an Flüssen und Sturzfluten, die 34 Prozent zu den Gesamtschäden beitrugen. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre betrug ihr Anteil 21 Prozent.

Die teuerste Naturkatastrophe 2016
Die teuersten Naturkatastrophen des Jahres ereigneten sich in Asien mit zwei Erdbeben auf der südjapanischen Insel Kyushu nahe der Stadt Kumamoto im April (Gesamtschaden 31 Milliarden US-Dollar, versicherter Anteil knapp ein Fünftel) und mit schweren Überschwemmungen in China im Juni und Juli (Gesamtschaden 20 Milliarden US-Dollar, davon waren nur knapp zwei Prozent versichert).

Nordamerika wurde 2016 von mehr Schadenereignissen getroffen als in jedem anderen Jahr seit 1980: 160 Ereignisse wurden registriert. Am schwerwiegendsten war Hurrikan Matthew, der in der Karibik das noch vom Erdbeben 2010 gezeichnete Haiti wiederum schwer traf: Rund 550 Menschen kamen dort ums Leben.

Serie von Unwettern in Europa, Waldbrände in Nordamerika
In Nordamerika gab es zudem mit dem Fort McMurray-Waldbrand im Mai in Kanada und schweren Überschwemmungen in den südlichen US-Bundesstaaten im Sommer ungewöhnliche Wetterextreme zu verzeichnen. In Kanada ermöglichten geringe Schneemengen im Winter und Dürre nach hohen Temperaturen im Frühjahr den verheerenden Waldbrand, der in der Ölsand-Förderregion Alberta einen Gesamtschaden von vier Milliarden US-Dollar auslöste. Mehr als zwei Drittel des Schadens waren versichert.

In Europa ereignete sich Ende Mai und Anfang Juni eine Serie von Unwettern. Diese lösten mit Starkregen insbesondere in Deutschland zahlreiche Sturzfluten und in Frankreich ein schweres Hochwasser der Seine im Großraum Paris aus. Der Gesamtschaden betrug sechs Milliarden US-Dollar (rund 5,4 Milliarden Euro), wovon die Hälfte versichert war.

Was ein ungebremster Klimawandel für Folgen hat
„Ein Blick auf einige wetterbedingte Katastrophen des vergangenen Jahres zeigt, wie sich ein ungebremster Klimawandel auswirken könnte. Natürlich lassen sich einzelne Ereignisse nie direkt auf den Klimawandel zurückführen. Jedoch spricht inzwischen viel dafür, dass der Klimawandel bestimmte Ereignisse wie Unwetter mit Starkregen und Hagel in bestimmten Regionen schon heute wahrscheinlicher macht“, sagte Peter Höppe, Leiter der Georisikoforschung von Munich Re.







Der Rückversicherer in Zahlen
Im Geschäftsjahr 2015 erzielte die Munich Re, die Erst- und Rückversicherung unter einem Dach kombiniert, einen Gewinn in Höhe von 3,1 Milliarden Euro. Ihre Beitragseinnahmen beliefen sich auf über 50 Milliarden Euro. Sie ist in allen Versicherungssparten aktiv und mit über 43.000 Mitarbeitern auf allen Kontinenten vertreten. Mit Beitragseinnahmen von rund 28 Milliarden Euro allein aus der Rückversicherung ist sie einer der weltweit führenden Rückversicherer.

Quelle: Munich Re

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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