Gefährliche Garantien im Niedrigzinsumfeld

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Deutsche Anleger gelten als konservativ und ängstlich und verlangen ein hohes Maß an Sicherheit für ihre Altersvorsorgeprodukte. Eine Binsenwahrheit ist aber auch, dass Garantien Geld kosten. Im schlimmsten Fall können die Kosten sogar den Anlagebetrag einer Einmalanlage übersteigen, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Die Frankfurt School of Finance & Management hat sich im Auftrag des britischen Lebensversicherers Standard Life damit beschäftigt, wie sich die die Garantiekosten eines Einmalbetrags im Zeitverlauf entwickeln. Die Studie zeigt, dass die Kosten den Einmalbetrag um ein Mehrfaches übersteigen, je länger das Geld angelegt ist - bei 35 Jahren Anlagedauer bis zum Achtfachen.

Was kostet in einer einmaligen Geldanlage die Garantie, dass ein Investor am Ende der Anlagedauer mindestens den eingezahlten Sparbetrag zurück erhält? "Die Antwort auf diese Frage hängt von verschiedenen Parametern ab - vor allem vom Zinsniveau am Kapitalmarkt, der Anlagehöhe und -dauer durch den Investor", erläutert der Studienleiter Dr. Olaf Stotz, Professor für Asset Management an der Frankfurt School.

Garantiekosten steigen, wenn die Zinsen sinken
In der Altersvorsorge werde die Garantiekomponente meist durch festverzinsliche Wertpapiere abgedeckt. Doch aufgrund der seit Beginn der 2000-er Jahre fallenden Anleihekurse seien die Kosten, um die Garantien abzusichern, gewachsen.

Dabei sei die Wahrscheinlichkeit, dass der Garantiefall eintrete, gering. Nach historischen Berechnungen der Börsenkurse seit September 2000 treffe die Notwendigkeit einer 100-prozentigen Absicherung nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 1,2 Prozent ein. Je länger die Anlage in Aktien dauert, desto unwahrscheinlicher sei es, dass die Garantie gezogen werden muss. Zudem sei das Risiko, dass der Garantiefall eintreffe, nicht mit dem Totalverlust des eingezahlten Kapitals gleichzusetzen. So betrage der durchschnittliche Verlust in den Berechnungen über 15 Jahre 8.000 Euro, der maximale Verlust habe unter 50.000 Euro gelegen.



„Die Garantiekosten sollten dem Kunden transparent dargestellt werden, die Entscheidung für oder gegen eine Garantie sollte individuell erfolgen und nicht für alle Anleger pauschal“, fasst Stotz die Studienergebnisse zusammen.

Über die Studie
Für die Studie „Geldanlage und Sicherheitsbedürfnis: Die Kosten der Kapitalgarantie bei einer einmaligen Geldanlage“ erzeugten Stotz und seine Mitarbeiter über den Zeitraum September 2000 bis August 2016 für jeden einzelnen Monat 100.000 simulierte Garantiekosten, wobei sie sowohl sehr positive und sehr negative Entwicklungen als auch zufällige, unerwartete Ereignisse an den Aktienmärkten berücksichtigten.

Quelle: Frankfurt School

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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