bKV: Mehr als ein Anhängsel

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Für 75 Prozent der deutschen Unternehmen ist das wichtigste betriebliche Problem im Personalsektor, geeignete Mitarbeiter zu rekrutieren (2014: 46 Prozent). Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) kann ein Instrument zur Mitarbeiterbindung sein, fristet bislang aber noch ein Nischendasein, wie eine Studie zeigt.

42 Prozent der Unternehmen kennen das Produkt "bKV" nicht. Aktuell bieten neun Prozent in Deutschland ihren Mitarbeitern eine bKV an (2014 waren es sieben Prozent), so eine aktuelle Studie zu betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) und bKV des Beratungsunternehmens Heute und Morgen.

Hohes Marktpotenzial
21 Prozent der Unternehmen bewerten die Idee einer bVK als "sehr attraktiv" oder "attraktiv". Aus Perspektive der Mitarbeiter wird die Idee einer betrieblichen Krankenzusatzversicherung sogar von 38 Prozent der Befragten als attraktiv angesehen. Das Marktpotenzial der Zusatzversicherung ist laut den Studienergebnissen hoch: Rund 40 Prozent der Unternehmen, die bisher noch keine bKV anbieten, können sich aktuell vorstellen, diese einzuführen. Acht Prozent planen dies konkret binnen der kommenden zwölf Monate.

Tanja Höllger, Geschäftsführerin von Heute und Morgen, rät Versicherern zunächst Beratungskompetenzen und Angebote in den Bereichen betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) aufzubauen. Diese könnten dann als "Türöffner" für die bKV genutzt werden. "Noch werden die Potenziale hier deutlich unterschätzt", so Höllger.

Chance für Positionierung nutzen
Beispiel Gefährdungsbeurteilung: Auf diesen Bereich sollten Versicherer und Vertrieb ein besonderes Augenmerk legen. Das aktuelle Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG § 5) habe die gesetzlichen Vorschriften m Bereich der Erhebung psychischer Belastungen bei der Arbeit deutlich hervorgehoben und ausgeweitet. Die meisten Unternehmen seien sich ihrer Verpflichtungen zwar durchaus bewusst, konkret gehandelt werde aber diesbezüglich in vielen Betrieben allerdings erst selten und noch seltener systematisch. Zudem herrsche auch hier einige Unkenntnis: 42 Prozent der befragten Unternehmen seien beispielsweise der Ansicht, die Mitarbeiter seien für ihre psychischen Belastungen selbst verantwortlich.

"Speziell auch hier öffnet sich den privaten Krankenversicherern und deren Vertrieb im Gesamtkontext der bKV also ein hervorragendes Positionierungs- und Angebotsfeld, das es weit stärker als bisher strategisch zu nutzen gilt", so eine Schlussfolgerung der Studie.

Erfolgstreiber für die bKV:

  • ganzheitliche Beratungskompetenz
  • Orientierung am individuellen Unternehmensbedarf
  • Zuschnitt passender Leistungsbausteine als attraktives, lösungsorientiertes und einfach umzusetzendes Gesamtpaket

"Die bKV sollte im Kern ein Nachhaltigkeitsprodukt sein", so Höllger weiter. Vergleichbar mit manchen Pharmafirmen sollten Krankenversicherer und Vertrieb stärker auf integrierte Gesundheitsberatung und Gesundheitsdienstleistungen statt auf reinen Produktverkauf setzen. So könne die Versicherung ihr volles Potenzial einlösen und sich vom Ettiket befreien, ein Anhängsel zu sein.

Die Studie

Die Studie "Betriebliches Gesundheitsmanagement und betriebliche Krankenversicherung: Chancen, Potenziale und Bedarfe aus Arbeitgebersicht" wurde vom Marktforschungs- und Beratungsinstitut Heute und Morgen in Zusammenarbeit mit der auf betriebliches Gesundheitsmanagement spezialisierten Organisationsberatung Schedding erstellt. Hierfür wurden 300 Unternehmensverantwortliche aus kleinen, mittleren und großen Betrieben im Februar 2017 zu den Themen BGM, BGF und bKV befragt.

Quelle: Heute und Morgen

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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