Analyse zeigt: Pensionswerke berappeln sich langsam wieder

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Ein Wiederanstieg des Rechnungszinses sowie eine leicht positive Entwicklung der Pensionsvermögen haben den Pensionswerken der DAX- und MDAX-Unternehmen im 4. Quartal gemäß einer aktuellen Modellberechnung von Willis Towers Watson Entlastung verschafft.

Einige Details der Berechnung: Im Zuge der Jahresendrallye stiegen die Pensionsvermögen im Dax auf 242,8 Milliarden Euro (+0,7 Prozent) und im MDax auf 28,6 Milliarden Euro (+0,6 Prozent). Der Rechnungszins betrug zum Quartalsende 1,80 Prozent (+28 Basispunkte).
In der Folge gab der Umfang der Pensionsverpflichtungen nach auf 417,4 Milliarden Euro im Dax (-5,0 Prozent) und 65,2 Milliarden im MDax (-5,1 Prozent). Der Ausfinanzierungsgrad erholte sich leicht und liegt nun bei 58,2 Prozent (Dax) bzw. 43,8 Prozent (MDax).
Damit wurde die Entwicklung, die das Gesamtjahr 2016 insbesondere durch einen deutlichen Zinsrückgang (-70 Basispunkte) geprägt hatte, allerdings nicht vollständig aufgefangen. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls die Modellberechnung „German Pension Finance Watch“ (GPFW) von Willis Towers Watson.

Das GPFW stellt die Auswirkungen der Kapitalmarktentwicklungen auf deutsche Benchmark-Pensionspläne dar. Verglichen wird ein Musterplan, der Ende 2003 vollständig ausfinanziert war und laufend in Höhe der neu erdienten Ansprüche dotiert wird mit einem für ein Dax- beziehungsweise MDax-Unternehmen typischen Pensionsplan.

Rechnungszins: Wiederanstieg nach Talfahrt
Im Jahresverlauf 2016 hatte der Rechnungszins zunächst stark nachgegeben. Betrug er Ende 2015 noch 2,50 Prozent, so sank er bis auf 1,52 Prozent zum Ende des 3. Quartals. Zum Ende des 4. Quartals stieg er wieder auf 1,80 Prozent. In der Folge schwankte auch der in den Bilanzen anzusetzende Umfang der Pensionsverpflichtungen. Er betrug im Dax zum Ende des 4. Quartals 417,4 Milliarden Euro (3. Quartal: 439,5 Milliarden Euro). Trotz der Erholung liegt er aber deutlich höher als Ende 2015 (362,4 Milliarden Euro). Ähnlich zeigte sich die Entwicklung im MDax: Von 56,8 Milliarden Euro Ende 2015 stieg der Verpflichtungsumfang auf den Höchstwert von 68,7 Milliarden Euro (Ende 3. Quartal), um anschließend dank der Zinserholung auf 65,2 Milliarden Euro (Ende 4. Quartal) abzusinken.

„Der bilanzielle Umfang der Pensionsverpflichtungen hat 2016 entlang der Zinskurve geschwankt. Dies ist eine ganz typische Entwicklung, die sich unmittelbar aus den Rechnungslegungsvorschriften ergibt. Ändert sich der Zins zum Rechnungslegungsstichtag, ändert sich der Umfang der Pensionsverpflichtungen“, erklärt Dr. Thomas Jasper, Leader Retirement Western Europe von Willis Towers Watson.

bAV ohne Garantien: Ein Schritt in die richtige Richtung
Eine Analyse der Entwicklung der Pensionsvermögen zeigt: Der leichte Zuwachs im Jahresverlauf 2016 resultiert im Wesentlichen aus einer starken Aktienperformance. Jedoch sind die Pensionsvermögen nur zu rund 25 Prozent in Aktien angelegt. Weitaus stärker – mit rund zwei Dritteln setzen sie auf Anleihen. Jasper betont: „Diese Vermögensanlage folgt logisch daraus, dass die bAV in Deutschland bislang immer mit einer garantierten Mindestleistung verbunden ist. Zur Bedeckung der Garantien werden in der Regel konservative Anlageinstrumente wie Anleihen eingesetzt. Damit bleibt wenig Spielraum für die Anlage in zwar riskantere, aber auch deutlich renditestärkere Instrumente wie Aktien.“

An dieser Stelle gehe das geplante Betriebsrentenstärkungsgesetz mit der Möglichkeit, auf tariflicher Ebene Pensionspläne ohne Garantien einzuführen, in die richtige Richtung. „Gerade im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld ist diese neue Gestaltungsoption grundsätzlich sinnvoll“, so Jasper. Allerdings – so gibt Jasper zu bedenken – „müssen Unternehmen, um diese neue Option nutzen zu können, dem Gesetzesentwurf nach jedoch eine neue Einschränkung hinnehmen – nämlich eine enge Abstimmung mit den Tarifpartnern suchen“.

Haltung der Mitarbeiter gegenüber Aufnahme in Pensionsplan meist positiv
Unabhängig von einer etwaigen Tarifbindung ihres Arbeitgebers stehen Mitarbeiter Pensionsplänen, in die sie automatisch aufgenommen werden und automatisch einen Teil ihres Entgelts als Vorsorgebeitrag abführen, sehr positiv gegenüber. Mehr als zwei Drittel der Mitarbeiter, die in einen solchen Pensionsplan aufgenommen wurden (72 Prozent) begrüßen dies ausdrücklich, wie der Global Benefits Attitudes Survey von Willis Towers Watson zeigt. Rund ein Viertel (26 Prozent) hat zumindest nichts dagegen.

Quelle: Willis Towers Watson; Bild: ©Frankfurter Börse

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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