Ausprobieren, experimentieren, umdenken: R+V setzt auf iLab

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„Umparken im Kopf“ lautet die aktuelle und knackige Werbekampagne von Opel. Genau das tun einige Versicherer zurzeit auch. Beispielsweise die R+V Versicherung aus Wiesbaden. Vor einigen Wochen hat sie ein so genanntes Innovation Lab (iLab) gegründet. Das Thema dieser Ideenschmiede ist die Zukunft der Kfz-Versicherung im digitalen Zeitalter unter der Überschrift „Connected Car“.

Das „Innovationslabor“ der R+V liegt in einem Hinterhof in der Moritzstraße in Wiesbaden. Die Moritzstraße ist in der hessischen Landeshauptstadt zurzeit der Inbegriff für Innovationen, Startup und Anderssein. Und genau da mischt nun der Wiesbadener Versicherer mit seiner neuen Denkfabrik mit. In frisch angemieteten Büroräumen soll die Kfz-Versicherung neu gedacht werden. Ein Team aus sechs jungen R+V-Mitarbeitern, fünf Männer und eine Frau, beschäftigen sich mit zukunftsträchtigen Fragen: Wie sieht die Kfz-Versicherung von morgen aus? Welche Produkte und Dienstleistungen wünschen sich die (digitalen) Kunden von ihrer (klassischen) Autoversicherung? Oder auch: Wird die Digitalisierung den klassischen Vertrieb abschaffen?

Vollkommen hierarchiefrei denken

Die sechs Kreativen im iLab wurden aus 100 internen Bewerbern ausgewählt. Marcel, Matthias, Stefan, Tim, Verena und Yves, wie es sich für eine ordentliches Startup gehört duzen sich die Umdenker natürlich, kommen ursprünglich aus den klassischen Versicherungsbereichen des Wiesbadener Versicherers: Komposit, Kfz-Grundsatzfragen, Banken/Kredit, Controlling und aus der Anwendungskommunikation.

"Sechs kreative Mitarbeiter können in diesem iLab ein Jahr lang neue Ideen entwickeln, ausprobieren und umsetzen – unabhängig von Konzernstrukturen und außerhalb etablierter Arbeitsprozesse“, umreißt Matthias den Grundgedanken dieser Innovationsschmiede, kurz auch „MO14“ genannt. Warum MO14? Ganz einfach, weil sich das ungewöhnliche Experimentierfeld des Versicherers in der Moritzstraße 14 befindet.

Mobile Zukunft der Versicherer skizzieren
Und nun beschäftigen sich „anfänglich sechs Unbekannte in neuen Räumen mit einem ganz neuen Thema“, wie es einer aus der Mannschaft treffend beschreibt. Bei der interdisziplinären Truppe gibt es keinen Chef. Ihr Ziel ist es, „vollkommen hierarchiefrei“ zu agieren und zu denken, jeder soll „gleichberechtigt Ideen einbringen“ und eine inspirierende Innovationskultur leben. Dabei immer im Blick, die mobile Zukunft der Versicherer zu skizzieren, weit ab von der klassischen Wertschöpfungskette.

Das klingt leicht nach Sozialismus und tatsächlich hat die Mannschaft auch ein „Manifest“ verfasst. Doch dessen Manifestationen haben keinerlei sozialistische Färbung, sondern beschreiben einfach nur den gemeinsamen Weg: „Wissen teilen wir mit anderen, um es zu vermehren“ oder „Wir liefern Ergebnisse und lassen uns an ihnen messen“. Und über dem Gesamten prangt das Motto: „Alles ist möglich. Und ist es nicht möglich, arbeiten wir daran“.






Führungsebene auf Abwegen
Seit gut acht Wochen sind sie nun dabei, Alles möglich zu machen. Die Büroräume zeigen an jeder Ecke, dass in kürzester Zeit schon verdammt viel Gehirnschmalz aktiviert wurde, die grellbunten Post-ist an allen Wänden beweisen es. Doch die Initialzündung für dieses „Andersdenken“ kommt von den Krawattenträgern aus den Chefetagen der R+V, von Marc-Oliver Matthias, Abteilungsleiter Grundsatzfragen im Bereich Kraftfahrt/Betrieb, und Dr. Norbert Rollinger im Holding-Vorstand für das gesamte Komposit-Versicherungsgeschäft zuständig. Aus der Führungsebene eines Unternehmens, das bis dato eher für seine Geradlinigkeit, seine leicht konservative Denke und langweilige Solidität bekannt war. Eben ein klassischer Versicherer. Und nun das.

Klar strukturierte Woche und Pläne
Und wie sieht nun ein ganz normaler Tag bei den R+V-iLabern aus? Und wie ein konkretes Projekt von Leuten „mit Gründer-DNA, die wie ein Startup arbeiten, aber keines sind“? Auf jeden Fall klar strukturiert.
  • Montag: Hypothese aufstellen (Beispiel: "Menschen sind bei der Auswahl von alternativen Beförderungsmöglichkeiten überfordert"),
  • Dienstag: Ideen vorstellen und Demos generieren,
  • Mittwoch: Ideen pitchen,
  • Donnerstag: Prototyp erstellen und
  • Freitag: Test durchführen und Ergebnisse auswerten.


Auf jeden Fall soll am Ende dieses einjährigen Prozesses ein neues Versicherungsprodukt stehen, das Kfz- oder vergleichbare Daten nutzt und sich deutlich von bereits bekannten Konzepten abhebt, aber immer die Wünsche des Kunden im Blick hat. Man darf gespannt sein. September 2017 wissen wir mehr.

Positiver Nebeneffekt des iLab:
Der klassische Versicherer ist für seine und potenziell neue Mitarbeiter ein interessanter Arbeitgeber, der nicht nur solide zu wirtschaften weiß, sondern auch sich für neue, kreative Ideen öffnet. Und am Ende parken vielleicht sogar die Verbraucher im Kopf um und ein/die Versicherer werden zur heiß begehrten Adresse.

Bildquelle: Meris Neininger

Autor(en): Meris Neininger

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