Brexit hat kaum Einfluss auf die Zahlungsmoral

740px 535px

Die negativen Konsequenzen des Brexit scheinen zu überwiegen. Doch nur wenige deutsche Unternehmen haben Angst vor einem schlechteren Zahlungsverhalten ihrer Kunden.

Fast 87 Prozent der Unternehmen, die der Kreditversicherer Coface für seine zweite Zahlungsstudie befragt hat, rechnen nicht mit höheren Außenständen durch eine Verschlechterung der Zahlungsmoral ihrer Kunden infolge des Brexits. Nur 3,3 Prozent befürchten einen Anstieg der offenen Forderungen. Bei exportorientierten Unternehmen gehen acht Prozent davon aus, dass ihre Außenstände steigen werden.

Vier von fünf Unternehmen sind betroffen
Doch trotz der guten wirtschaftlichen Situation in Deutschland sind fast vier von fünf Unternehmen hierzulande von Zahlungsverzögerungen betroffen. Im Vergleich zum Jahr 2016 ging die Ziffer allerdings  laut der Studie um rund sechs Prozentpunkte zurück. Die durchschnittliche Zahlungsverzögerung über alle Branchen hinweg liegt wie schon 2016 bei 41,4 Tagen. Für mehr als drei Viertel liegt der Zeitverzug bei maximal 60 Tagen. 80 Prozent der offenen Zahlungen werden nach Erfahrungen von Coface durch Kunden der Unternehmen nicht mehr vollständig getilgt, wenn diese bereits länger als sechs Monate in Verzug sind.

Stärker als der Durchschnitt der Unternehmen rechnen Betriebe aus der Automobilwirtschaft (14,3 Prozent) mit einem Anstieg ihrer Außenstände aufgrund des Brexits. Sie verzeichnen allerdings im Vergleich zu anderen Branchen auch die kürzesten Zahlungsverzögerungen. Es folgen Unternehmen aus der Investitionsgüterbranche (8,5 Prozent) sowie der Mechanik- und Präzisionsindustrie (5,9 Prozent). In neun der betrachteten Sektoren hat sich die Höhe ausstehender Zahlungen gegenüber dem Vorjahr überdies verringert.

Liquiditätsrisiko durch Zahlungsverzögerungen ging zurück
Hauptgründe für verspätete Zahlungen bleiben bei 46 Prozent der Unternehmen finanzielle Schwierigkeiten ihrer Kunden.  Der Anteil ist jedoch gegenüber 2016 (54,5 Prozent) deutlich gesunken. 17,5 Prozent nannten auch Managementprobleme als Hauptgrund, sowie wirtschaftliche Streitigkeiten, etwa in Hinblick auf die gelieferte Produktqualität. Als weiterer Anlass, warum Rechnungen verspätet beglichen werden, werden bei 4,2 Prozent der Unternehmen Betrugsfälle genannt. Exportorientierte Unternehmen trifft es laut der Studie zwar weitaus häufiger als Betriebe mit reinem Inlandsgeschäft.

Doch das Liquiditätsrisiko für deutsche Unternehmen aufgrund von Zahlungsverzögerungen hat sich der Coface-Studie zufolge insgesamt deutlich entspannt: Der Anteil der Zahlungen, die mindestens sechs Monate überfällig sind und mindestens zwei Prozent des Jahresumsatzes ausmachen, liegt im Durchschnitt aller insgesamt 13 befragten Branchen 2017 bei 8,7 Prozent. Im Jahr 2016 waren es noch 13,4 Prozent.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Springer Professional.

Autor(en): Eva-Susanne Krah

Alle Branche News