Der fast reine Bedingungsvergleich der Stiftung Warentest zur Berufsunfähigkeitsversicherung wird aus der Branche scharf kritisiert. Grund: Die Stiftung empfiehlt den Verbrauchern, sich am Nettobeitrag zu orientieren. Das Verhältnis zwischen Netto- und Bruttobeitrag spielt in der Untersuchung hingegen gar keine Rolle.
Dabei kann beispielsweise die Cosmos Direkt ihre Prämie für den Industriemechaniker um mehr als das 2,5-fache erhöhen, wenn alle Überschüsse wegbrechen sollten. Die Orientierung am Nettopreis ist nach Meinung der Stiftung gerechtfertigt, weil ihr bisher keine dramatischen Preiserhöhungen bekannt geworden sind. Doch die hat es laut der Rating-Agentur Franke & Bornberg längst gegeben. „Die Erkenntnisse zu bisherigen Überschussabsenkungen hätten die Tester aus den Geschäftsberichten ziehen können. Dort sind die Überschüsse aller bisherigen Tariflinien veröffentlicht“, erläutern die Rater aus Hannover.
„Wir haben zu bisherigen Überschusssenkungen eine Studie veröffentlicht, mit der wir mehrfache tatsächliche Überschuss-Senkungen bis auf Null nachgewiesen haben“, heißt es in der Kritik weiter. Die Untersuchung der Stiftung Warentest setze somit systematisch Fehlanreize, die für die Verbraucher teuer werden könnten.
Preisunterschiede bei Berufsgruppen werden nicht deutlich
Fatal ist zudem, dass der Test durch unterschiedliche Laufzeiten der Verträge und unterschiedliche Versicherungssummen nicht deutlich macht, wie extrem teuer der BU-Schutz für körperlich Tätige mittlerweile geworden ist. Nach Ansicht von Franke & Bornberg ist zudem die Auswahl der Testkriterien nicht schlüssig. So seien wesentliche Kriterien nicht untersucht wurden, die aber bei einigen Produkten Schwachstellen aufzeigen würden. Unter anderem wären die wichtigen Kriterien „Leistungsausschlüsse“, „Definition der Lebensstellung“, „Regelungen zu Zahlungsschwierigkeiten“ und „die medizinische Mitwirkungspflichten“ nicht beachtet worden.
Das Kriterium „zeitlich befristetes Anerkenntnis“ werde zudem von der Stiftung Warentest erneut „fehlinterpretiert“. Die Tester würden einen Verzicht auf befristete Anerkenntnisse als beste Regelung herausstellen, obwohl dies keinen Verzicht auf befristete Leistungen bedeute. „Versicherern bleibt in diesem Fall die Hintertür der Individualvereinbarung, die auch in der Praxis oft genutzt wird“, warnte Franke & Bornberg.
Verbraucherschützer kritisieren den GDV
Somit fällt das Urteil der Stiftung Warentest zu Berufsunfähigkeitsversicherungen möglicherweise zu gut aus. „Mehr als die Hälfte der 70 Angebote im Test ist sehr gut“, stellen die Berliner Tester fest. Gleichzeitig wird aber die Wichtigkeit des privaten Invaliditätsschutzes unterstrichen. Und das sehr pointiert. So kritisieren die Verbraucherschützer den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) – was eigentlich nicht überrascht, denn Verbraucherschützer und Versicherungslobby sind sich meist nicht grün.
Oft nicht einmal die Existenzsicherung geboten
Doch in diesem Fall wirft die Stiftung dem GDV vor, die staatliche Invaliditätsabsicherung nicht ausreichend gerügt zu haben! So würde der regelmäßige Hinweis des GDV, dass die gesetzliche Erwerbsminderungsrente im Ernstfall keinen adäquaten Einkommensausgleich mehr bietet, das Dilemma gar nicht richtig erfassen. „Es ist sogar schlimmer“, schreiben die Tester. Der Staat allein würde Menschen, die aufgrund von Unfall oder Krankheit zu Invaliden werden, oft nicht einmal eine Existenzsicherung bieten.
Gesetzlichen Berufsunfähigkeitsschutz haben nur Arbeitnehmer, die vor dem 2. Januar 1961 geboren sind. Kritisch gegenüber dem GDV merken die Tester zudem an, dass die bisher abgeschlossenen privaten Berufsunfähigkeitsrenten mit einer Durchschnittshöhe von 661 Euro noch viel zu gering sind.
Durch jährliches Zahlen sparen
Immerhin kann man den Tipp der Stiftung unterstreichen, immer frühzeitig einen Vertrag abzuschließen. Neben den hohen Zuschlägen für den Beruf kommen sonst noch Aufschläge wegen Vorerkrankungen hinzu. Bei machen Krankheiten sieht es sogar ganz düster aus. So sollen Kunden mit Rheuma und Diabetes Typ I keinen Schutz mehr erhalten. Gleiches gilt für alle, die in den letzten fünf Jahren eine Psychotherapie gemacht haben. Laut Stiftung können die Kunden, die noch einen Schutz bekommen, immerhin dadurch sparen, dass sie jährlich zahlen. Andernfalls würden der private Invaliditätsschutz rund 2,5 Prozent mehr kosten.
Die zehn besten und günstigsten privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen für Industriemechaniker (BU Rente: 1.500 Euro, Laufzeit bis zum 65. Lebensjahr, Einstieg mit dem 25. Lebensjahr, Auszug).
Quelle: Stiftung Warentest 8/2015, eigene Berechnung
Bildquelle: © doc rabe /fotolia
Dabei kann beispielsweise die Cosmos Direkt ihre Prämie für den Industriemechaniker um mehr als das 2,5-fache erhöhen, wenn alle Überschüsse wegbrechen sollten. Die Orientierung am Nettopreis ist nach Meinung der Stiftung gerechtfertigt, weil ihr bisher keine dramatischen Preiserhöhungen bekannt geworden sind. Doch die hat es laut der Rating-Agentur Franke & Bornberg längst gegeben. „Die Erkenntnisse zu bisherigen Überschussabsenkungen hätten die Tester aus den Geschäftsberichten ziehen können. Dort sind die Überschüsse aller bisherigen Tariflinien veröffentlicht“, erläutern die Rater aus Hannover.
„Wir haben zu bisherigen Überschusssenkungen eine Studie veröffentlicht, mit der wir mehrfache tatsächliche Überschuss-Senkungen bis auf Null nachgewiesen haben“, heißt es in der Kritik weiter. Die Untersuchung der Stiftung Warentest setze somit systematisch Fehlanreize, die für die Verbraucher teuer werden könnten.
Preisunterschiede bei Berufsgruppen werden nicht deutlich
Fatal ist zudem, dass der Test durch unterschiedliche Laufzeiten der Verträge und unterschiedliche Versicherungssummen nicht deutlich macht, wie extrem teuer der BU-Schutz für körperlich Tätige mittlerweile geworden ist. Nach Ansicht von Franke & Bornberg ist zudem die Auswahl der Testkriterien nicht schlüssig. So seien wesentliche Kriterien nicht untersucht wurden, die aber bei einigen Produkten Schwachstellen aufzeigen würden. Unter anderem wären die wichtigen Kriterien „Leistungsausschlüsse“, „Definition der Lebensstellung“, „Regelungen zu Zahlungsschwierigkeiten“ und „die medizinische Mitwirkungspflichten“ nicht beachtet worden.
Das Kriterium „zeitlich befristetes Anerkenntnis“ werde zudem von der Stiftung Warentest erneut „fehlinterpretiert“. Die Tester würden einen Verzicht auf befristete Anerkenntnisse als beste Regelung herausstellen, obwohl dies keinen Verzicht auf befristete Leistungen bedeute. „Versicherern bleibt in diesem Fall die Hintertür der Individualvereinbarung, die auch in der Praxis oft genutzt wird“, warnte Franke & Bornberg.
Verbraucherschützer kritisieren den GDV
Somit fällt das Urteil der Stiftung Warentest zu Berufsunfähigkeitsversicherungen möglicherweise zu gut aus. „Mehr als die Hälfte der 70 Angebote im Test ist sehr gut“, stellen die Berliner Tester fest. Gleichzeitig wird aber die Wichtigkeit des privaten Invaliditätsschutzes unterstrichen. Und das sehr pointiert. So kritisieren die Verbraucherschützer den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) – was eigentlich nicht überrascht, denn Verbraucherschützer und Versicherungslobby sind sich meist nicht grün.
Oft nicht einmal die Existenzsicherung geboten
Doch in diesem Fall wirft die Stiftung dem GDV vor, die staatliche Invaliditätsabsicherung nicht ausreichend gerügt zu haben! So würde der regelmäßige Hinweis des GDV, dass die gesetzliche Erwerbsminderungsrente im Ernstfall keinen adäquaten Einkommensausgleich mehr bietet, das Dilemma gar nicht richtig erfassen. „Es ist sogar schlimmer“, schreiben die Tester. Der Staat allein würde Menschen, die aufgrund von Unfall oder Krankheit zu Invaliden werden, oft nicht einmal eine Existenzsicherung bieten.
Gesetzlichen Berufsunfähigkeitsschutz haben nur Arbeitnehmer, die vor dem 2. Januar 1961 geboren sind. Kritisch gegenüber dem GDV merken die Tester zudem an, dass die bisher abgeschlossenen privaten Berufsunfähigkeitsrenten mit einer Durchschnittshöhe von 661 Euro noch viel zu gering sind.
Durch jährliches Zahlen sparen
Immerhin kann man den Tipp der Stiftung unterstreichen, immer frühzeitig einen Vertrag abzuschließen. Neben den hohen Zuschlägen für den Beruf kommen sonst noch Aufschläge wegen Vorerkrankungen hinzu. Bei machen Krankheiten sieht es sogar ganz düster aus. So sollen Kunden mit Rheuma und Diabetes Typ I keinen Schutz mehr erhalten. Gleiches gilt für alle, die in den letzten fünf Jahren eine Psychotherapie gemacht haben. Laut Stiftung können die Kunden, die noch einen Schutz bekommen, immerhin dadurch sparen, dass sie jährlich zahlen. Andernfalls würden der private Invaliditätsschutz rund 2,5 Prozent mehr kosten.
Die zehn besten und günstigsten privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen für Industriemechaniker (BU Rente: 1.500 Euro, Laufzeit bis zum 65. Lebensjahr, Einstieg mit dem 25. Lebensjahr, Auszug).
Versicherer | Tarif | Note Stiftung Warentest | Netto / Brutto Beitrag pro Jahr in Euro | Verhältnis Netto/Brutto (Ideal: 1,0) |
CosmosDirekt | BUZ Comfort JRCB 1.72 (10.14) | 1,5 | 795 / 2.014 | 2,53 |
Europa | SBU Vorsorge Premium E-B1 (01.15) | 0,8 | 802 / 1.336 | 1,67 |
Continentale | SBU Premium B1 (01.15) | 1,5 | 924 / 1.540 | 1,67 |
Gothaer | SBU Premium (01.15) | 1,2 | 929 / 1.504 | 1,62 |
Huk24 | BUZ 24 Premium 8.2 (01.15) | 1,2 | 933 / 1.707 | 1,83 |
Huk-Coburg | HBUZ Premium 8.2 (01.15) 1,83 | 1,2 | 945 / 1726 | 1,83 |
Axa / DBV | SBU ALVSBV (04.15) | 1,1 | 986 / 1.629 | 1,65 |
Ergo Direkt | SBU Premium Q25 (06.15) | 1,1 | 1.003 / 1.543 | 1,54 |
Hanse-Merkur | SBU Profi Care (01.15) | 0,9 | 1.048 / 1.361 | 1,30 |
Aachen-Münchener | SBU (01.15) | 1,3 | 1.086 /1.752 | 1,61 |
Quelle: Stiftung Warentest 8/2015, eigene Berechnung
Bildquelle: © doc rabe /fotolia
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek