Ergo: Nach Ausstieg aus Klassik gibt es Streit um Riester

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Nachdem der Düsseldorfer Ergo-Konzern für 2016 seinen Ausstieg auf klassischen Produkten verkündet hat, sehen Verbraucherschützer Kleinsparer "diskriminiert". So würde die Ergo-Lebensversicherung nur noch "reichen Kunden Verträge mit klassischen Garantien anbieten", heißt es in einer Mitteilung des Bund der Versicherten (BdV).

Dieser Darstellung hat der Ergo-Konzern nun widersprochen. So wird es über die Ergo-Gruppe weiterhin Riester-Verträge geben. Angeboten werden sie aber nur noch als Fondspolicen. Zudem werden alle Riesterpolicen künftig über die Ergo Tochter Vorsorge Lebensversicherung betreut. "Hier werden wir selbstverständlich die hohen Qualitätsansprüche an die Garantie des Beitrags erfüllen", teilte die Ergo mit. Beim Rentenstart muss der Versicherer bei Riesterpolicen mindestens die eingezahlten Beiträge garantieren. Nach Ansicht des Versicherers hätten Kunden, die künftig Riester-Verträge kaufen würden zusätzlich die Chance an einer positiven Kapitalmarktentwicklung teilzunehmen.

Rechnungszins von 1,25 nicht mehr sicher
Für die klassische Lebensversicherung, deren Sparanteil derzeit laufend mit 1,25 Prozent verzinst wird, hätte es in den vergangenen Jahren immer weniger Nachfrage gegeben. Somit hätten letztendlich die Kunden selbst entschieden, welche Produkte sie bevorzugen. Seit 2013 bietet die Ergo-Lebensversicherung neuartige Produkte mit endfälliger Garantie an. "Die ERGO Rente Garantie kommt wie auch unser Produkt ohne jede Garantien gut an", behauptet der Versicherer.

Mit dem Ausstieg aus den klassischen Policen möchte die Ergo - die in der letzten Zeit verstärkt mit veralteten, fehlerhaften IT-System zu kämpfen hat - auch die Komplexität in der Lebensversicherung verringern. Zudem sei aufgrund des Niedrigzinses selbst ein Rechnungszins von 1,25 Prozent nicht mehr sicher zu erwirtschaften. "Der Glaube, Garantien kosten nichts, ist eine gefährliche Illusion", warnte Chefmathematiker Johannes Lörper, der Mitglied des Vorstands der Ergo Lebensversicherung ist.

Auch andere Versicherer haben sich aus der Klassik zurückgezogen
In der betrieblichen Altersversorgung hatte der Versicherer den Verkauf von klassischen Rentenversicherungen bereits 2013 eingestellt. Der Ausstieg aus der Klassik dürfte sich weiter fortsetzen. Neben der Ergo sind bereits die Zurich, die Generali und die Talanx aus dem jahrelangen Verkaufsrenner ausgestiegen.

Selbst Marktführer Allianz vertreibt klassische Rentenversicherung nur noch passiv. "Die klassische Lebensversicherung ist bei der Beratung unserer Kunden nicht mehr die erste Wahl", stellte Volker Priebe, Chefproduktentwickler der Allianz Lebensversicherung Anfang September auf einem Euroforum-Kongress in Köln fest. Es gebe heute in keiner Situation mehr einen Grund, die klassische Altersvorsorge anzubieten. Ganz abgeschafft ist der Klassiker bei der Allianz aber noch nicht. "Wir sind aber weiterhin offen, wenn sich ein Kunde gegen unseren Rat anders entscheiden möchte", so Priebe.

Bildquelle: © fm2 /fotolia

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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