Gegen Entsolidarisierung der Versicherungswirtschaft

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Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) warnte kürzlich bei einem Pressedialog in Berlin vor einer immer weitergehenden Individualisierung der Tarife und einer damit verbundenen Erosion des Solidarprinzips in der Versicherungswirtschaft. Dieses Prinzip dürfe nicht ausgehöhlt werden, meinte BVK-Vizepräsident Andreas Vollmer.

Je mehr das individuelle Verhalten der Kunden, sei es in der Kfz-Versicherung mit Telematik-Tarifen oder in der Krankenversicherung mit der Übergabe individueller Daten via Fitnessbänder, via Rabatten in individualisierte Tarife münde, sehe der BVK eine Auflösung der bewährten Versichertenkollektive. Vollmer stellte dazu die rhetorische Frage: Werden künftig Versicherungen zu akzeptablen Preisen nur noch für diejenigen möglich sein, die Kontrollprozeduren für sich akzeptieren?

BVK befürchtet Risikoselektion
Vollmer befürchtet einen zunehmenden Marktdruck auf der Versichererseite: Individuell hohe Risiken seien für sie auf lange Sicht nicht wirtschaftlich. Daher würden sie aus marktwirtschaftlichen Erwägungen und unter dem Druck der Konkurrenz mehr dazu übergehen, risikoreiche Kunden auszusortieren. Für diese Kunden gebe es keine neue, billige Tarifwelt mehr. Das werde unerwünschte sozialpolitische Implikationen haben.

Solidargedanke soll bleiben
Dass dies beispielsweise in der Berufsunfähigkeitsversicherung heute schon der Fall sei, bestätigte Vollmer. Für bestimmte Berufsgruppen wie Dachdecker oder Fliesenleger sei die Absicherung sehr viel teurer als zum Beispiel für kaufmännische Angestellte. Der BVK forderte die Versicherungswirtschaft auf, am Versicherungssolidargedanken festzuhalten und die langfristigen Folgen einer Produktindividualisierung mit Augenmaß zu verfolgen. Die Politik, so Vollmer, sei auf diesen Problemkreis bereits aufmerksam geworden.

Bildquelle: ©Kemalbas /istock

Autor(en): Bernhard Rudolf

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