Kaufte PKV 2012 das Neugeschäft teurer ein?

Im vergangenen Jahr ist die Provisionshöhe in der privaten Krankenversicherung gesetzlich begrenzt worden. Der Map-Report zeigt bei den Abschlusskosten zwar eine positive Entwicklung, aber es gab auch weniger Neugeschäft.

Laut dem Map-Report (Bilanzanalyse: Private Krankenversicherung 2001-2012, Nr. 845-847) ist die Abschlusskostenquote der privaten Krankenversicherer von 7,98 auf 7,27 Prozent der verdienten Bruttobeiträge gesunken. Bezogen auf die verdienten Bruttobeiträge von 35.472, 4 Millionen Euro (2011: 34.416,1 Millionen Euro) bedeutet das einen Rückgang von 2.746,4 Millionen Euro auf 2.578,8 Millionen Euro oder um 6,1 Prozent.
Diese Entwicklung scheint auf den ersten Blick eine erfreuliche Folge der gesetzlichen Deckelung der Provisionshöhen zu sein, die allerdings erst zum 1. April 2012 wirksam geworden ist und sich deshalb 2012 noch nicht voll ausgewirkt haben dürfte.

Zahl neu versicherter Personen stärker gesunken

Allerdings zeigt der Rechenschaftsbericht der PKV 2012 auch eine andere Erklärung für diese Abnahme. Danach ist der Bruttoneuzugang in der für die PKV besonders beitragswirksamen Vollversicherung im Jahr 2012 um 15,4 Prozent oder 75.200 Personen gegenüber 2011 zurückgegangen. Dies lässt sich fast vollständig mit einem um 73.300 Personen (minus 31,6 Prozent) geringeren Volumen von Übertritten aus der Gesetzlichen in die Private Krankenversicherung erklären, sprich mit weniger neu versicherten, höher verdienenden Arbeitnehmern. Dagegen müsste die Zahl der neu vollversicherten Beamten und Selbstständigen wohl nahezu unverändert geblieben sein.
Die Zahlen relativieren sich etwas, wenn man berücksichtigt, dass es einen Nettoanstieg der Zusatzversicherten gegeben hat. Laut PKV-Verband stammten 2012 insgesamt 29,7 Prozent (2011: 29,5 Prozent) der Beitragseinnahmen aus diesem Bereich. Die Zahl der Zusatzversicherten hat im selben Zeitraum um 2,5 Prozent zugenommen.

Bisher keine Wirkung der Kostenbremse sichtbar
Wenn man unterstellt, dass sich die Abschlusskosten entsprechend den Beitragseinnahmen auf Voll- und Zusatzversicherungen aufteilen lassen, dürften die Abschlusskosten der Zusatzversicherung von rund 810 Millionen Euro auf rund 830 Millionen Euro gestiegen sein – genaue Zahlen hierfür liefert die PKV nicht. Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass die Abschlusskosten für Vollversicherungen von rund 1.936 Millionen Euro auf rund 1.813 Millionen Euro gesunken sind oder um 9,7 Prozent. Doch selbst unter diesen Annahmen liegt der Rückgang der Abschlusskosten für Vollversicherungen unter demjenigen des Bruttoneuzugangs. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Bruttoneuzugangsstruktur von Arbeitnehmern hin zu Beamten und Selbstständigen verschoben hat, das heißt vermutlich der Neubeitrag pro Person gesunken sein dürfte.

Großer Block bei den Abschlusskosten: Provisionen und Courtagen

Zusammenfassend lässt sich - in Anbetracht der unvollständigen Datenbasis - vermuten, dass das Neugeschäft an Vollversicherungen 2012 noch einmal teurer eingekauft worden sein könnte als ein Jahr zuvor. Teilt man die Abschlusskosten für Vollversicherungen durch die Zahl des Bruttoneuzugangs, dann sind die durchschnittlichen Abschlusskosten pro Person von 3.965 Euro auf 4.232 Euro gestiegen. Dabei bestehen die Abschlusskosten nicht nur, aber zu einem wichtigen Teil aus Provisionen und Courtagen.

Spannend wird, ob die Abschlusskosten 2013 schneller sinken als der Bruttoneuzugang. Auch die verlängerte Stornohaftung müsste sich dann deutlicher als bisher auf die Bruttowerbung von Vollversicherten auswirken, und zwar in allen Zielgruppen der Vollversicherung.

Bildquelle: ©Windorias /

Autor(en): Matthias Beenken

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