Kfz-Versicherer müssen sich auf Veränderungen gefasst machen

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Der technische Fortschritt beeinflusst die Kfz-Versicherungsbranche maßgeblich. Mit Fahrerassistenzsystemen und dem autonomen Fahren werden die Versicherer in naher Zukunft hart zu kämpfen haben.

Eine Studie der KPMG mit dem Titel „Gibt es eine Zukunft für die Kraftfahrt-Versicherung?“ hat die Auswirkungen der Digitalisierung in der Kfz-Branche auf die Versicherungen untersucht und die wichtigsten Prognosen herausgearbeitet. Aktuell ist die Kfz-Versicherung mit aktuell über 24 Milliarden Euro jährlicher Prämie die mit Abstand größte Sparte in der deutschen Schaden- und Unfallversicherung. Jedoch wird sich das Prämienvolumen von heute 24,3 Milliarden Euro bis 2030 um bis zu 45 Prozent verringern. Gründe dafür sind das sich ändernde Mobilitätsverhalten (Carsharing) sowie die technologischen Neuerungen wie Fahrer-Assistenzsysteme (FAS), autonome Fahrzeuge und 3D-Drucker sein.

Mehr Carsharing, weniger Versicherungen
Am 1. Januar 2015 betrug die Zahl der Carsharing-Nutzer 1.040.000, wofür 15.400 Fahrzeuge registriert waren. Ein Carsharing-Auto hat das Potenzial, bis zu zehn normale Fahrzeuge zu ersetzen. Bis 2020 wird eine Zahl von drei Millionen Nutzern angenommen. Bereits 37 Prozent der Kunden der Carsharing-Anbieter „Drive Now“ und „Car2Go“ gaben an, ihren eigenen Wagen abgeschafft zu haben. Für Versicherer ist das ein großes Problem. Denn das wird im Jahr 2030 bis zu 4,5 Millionen privat gehaltene Fahrzeuge und damit auch ihre Versicherung überflüssig machen.

Weniger Schäden
90 bis 96 Prozent der Unfälle im Straßenverkehr entstehen durch menschliches Versagen. Die technologischen Möglichkeiten jedoch könnten diese verhindern. Mit den sechs, heute bereits existierenden Fahrerassistenzsystemen könnten, wären sie in allen in Deutschland zugelassenen Fahrzeugen verbaut, bis zu 75 Prozent der Haftpflicht- und 65 Prozent der Vollkaskoschäden vermieden werden. Die aktuelle Unfallquote des autonom fahrenden Google-Autos lag im Juni 2015 bei null Prozent. Je nach Dynamik der technologischen Entwicklung kommt man anhand von Modellrechnungen auf einen Rückgang des Kfz-Prämienvolumens um bis zu 45 Prozent. Für Autofahrer dürften Policen im selben Maße preiswerter werden.

Kostengünstige Ersatzteile
Mit dem Artikel „3D-Druck könnte die Globalisierung abschaffen“ setzte „Die Welt“ am 13. September 2015 ein Zeichen. Denn mit 3D-Druckern werden bereits rund 1.000 Bauteile bei dem neuen Airbus A350 und 22.000 Teile bei Boeing verwendet. Die Entwicklung schreitet voran und die Kosten für 3D-Druck werden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb der nächsten fünf Jahre halbieren, so Siemens. Das zu befördernde Volumen könnte sich verdichten lassen, indem man nicht etwa einen Kotflügel transportiert, sondern nur die Rohmaterialien in flüssiger Form oder als Granulate. Die Folgen, wenn Güter einfach am Ort des Bedarfs ausgedruckt werden, wären erheblich. Denn ein entsprechender Rückgang der Fahrzeugbestände an Lkw und Transportern wäre die Konsequenz. Und Werkstätten könnten kostengünstig vor Ort Ersatzteile für den Pkw drucken.

Versicherer sollten sich warm anziehen
Es ist weniger eine Frage, ob es eine starke digitale Vernetzung der Umwelt geben wird, sondern vielmehr, wie jeder Einzelne mit dieser Entwicklung umgeht. Versicherungsgesellschaften steht nicht weniger als ein Paradigmenwechsel bevor. Die Auswirkungen auf die Kfz-Versicherung werden radikal sein.

Mögliche Entwicklungen für das Neukundengeschäft der Kfz-Versicherer:
  • Ausschließlichkeitsvermittler und Makler werden an Bedeutung verlieren.
  • Direktvertrieb und der Vertrieb über Aggregatoren oder Affiliate-Netzwerke werden dominieren.
  • Der Vertrieb am Point of Sale des Fahrzeugs, Integration der Versicherung oder Dienstleistung in das Fahrzeug, wird zunehmen.
  • Der Vertrieb im Paket (Bündelprodukte) mit anderen automobilen Dienstleistungen wird immer wichtiger.
Frank Mauelshagen, Bereichsleiter Kraftfahrt und Schutzbrief bei der Ergo Versicherung AG beurteilt die Lage wie folgt. „Der Versicherungsbedarf der Kunden wird sich verändern, wobei die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen wird. Dies wird auch Druck auf die Volumina in der Kfz-Versicherung erzeugen, aber die Absicherung von Cyberrisiken bis hin zur Produkthaftpflicht gibt Versicherern die Gelegenheit zum Ausgleich dessen. Versicherer benötigen auf jeden Fall eine klare Digitalisierungsstrategie, um ihre Kunden in diesem sich stark ändernden Umfeld zu begleiten.“

Quelle: KPMG Studie "Gibt es eine Zukunft für die Kfz-Versicherung?"
Bildquelle: © adimas / Fotolia.com

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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