Lebensversicherer: Kein Anlagetrend zur Immobilie

Die Lebensversicherer befinden sich in der medialen Defensive. Berechtigte und unberechtigte Kritik, unterlegt mit fragwürdigen, aber schlagzeilenträchtigen Studien, haben Bremsspuren nicht nur im Neugeschäft, sondern auch im Bestand hinterlassen.




Kritik verunsichert Betroffene - und gefährdet deren Lebensstandard

Im Jahr 2012 ist der Vertragsbestand erneut um 0,4 Prozent auf 93,2 Millionen gesunken. Der Beitragsbestand hat sich allerdings leicht um 0,6 Prozent auf 87,3 Milliarden Euro erhöht. Angesichts der nach der großen Rentenreform 2001 stark fallenden Ansprüche auf gesetzliche Rente ist das ein verheerendes Ergebnis - eine ganze Generation von Angestellten steuert damit ungebremst in einen Verfall ihres Lebensstandards.

Besonders deutlich wird dies im Neugeschäft, wo die heftig von einzelnen Organisationen wie dem Bund der Versicherten oder jüngst dem Deutschen Gewerkschaftsbund kritisierte Riesterrente um über ein Drittel an Neuzugangs-Stücken verlor und nur noch auf 610.000 neue Verträge (2011: 946.000) kommt. Auch die Basisrente war um knapp 16 Prozent weniger nachgefragt und kam auf 178.000 Neuverträge. Nach Beitrag sank der Neuzugang an Rentenversicherungen gesamt - geförderte wie ungeförderte - um 9,1 Prozent in der fondsgebundenen und 17,3 Prozent in der klassischen Variante.

Sicherlich haben auch die durch die Geldpolitik verursachten Rückgänge in der Überschussbeteiligung zur Kaufzurückhaltung beigetragen. Da allerdings Alternativen zu biometrischen Absicherungen fehlen, ist dies kurzsichtig. Und eine Beratungshaftung gegenüber den Medien und deren Schlagzeilenlieferanten scheidet aus - die Folgen werden die Unversicherten im Alter spüren.

Frei handelbare Assets legen stark zu
Die Versicherer haben auch in der Kapitalanlage auf die Niedrigzinsen reagiert. Während einzelne Meldungen wie der Kauf des Bürohochhauses "Skyper", das laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" für 300 Millionen Euro an die Allianz Real Estate verkauft worden sein soll, einen Trend hin zu Immobilien suggerieren, sprechen die Zahlen eine andere Sprache. Tatsächlich haben die Versicherer 2012 Neuanlagen nur zu einem Prozent in Immobilien getätigt, weniger als die 1,6 Prozent Anlagebestand in dieser Assetklasse.

Stark angestiegen sind frei handelbare Inhaberschuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere, die im Neuanlageportfolio 31,1 Prozent ausmachen - gegenüber nur 12,1 Prozent im Bestand. Nahezu im gleichen Maß gesunken sind Neuanlagen in Namensschuldverschreibungen, Schuldscheinforderungen und Darlehen. Hier wurden 25,3 Prozent der frischen Mittel investiert, gegenüber 44,1 Prozent im Bestand. Deutlich zugenommen haben Anlagen in Aktien und Investmentanteilen, in die ungefähr jeder dritte neuangelegte Euro floss, gegenüber 28,6 Prozent im Bestand. Der Löwenanteil liegt dabei allerdings in den Fonds, in Aktien wurden 5,2 Prozent der Mittel angelegt. Insgesamt wird damit aber die Kapitalanlage der Versicherer volatiler und chancenorientierter.

Rationalisierungserfolge
An einer anderen Front ist es den Lebensversicherern zumindest für 2012 gelungen, negative Entwicklungen zu verhindern. Die Verwaltungskostenquote konnte mit 2,4 Prozent der gebuchten Bruttobeiträge stabil gehalten werden. Die absoluten Kosten stiegen analog den Beiträgen nur um knapp ein Prozent, was angesichts der Lohnentwicklung nur mit Rationalisierungserfolgen zu erklären ist.

Wie groß diese tatsächlich sind, zeigt der Langfristvergleich: Mitte der 1980er Jahre gaben Lebensversicherer noch mehr als sechs Prozent ihrer Beitragseinnahmen für die Verwaltung aus.
Auch die Abschlusskostenquote konnte stabil gehalten werden und wird für 2012 erneut mit 5,0 Prozent angegeben, dies gilt in Relation zur Beitragssumme des Neugeschäfts. In Relation zur aktuellen Jahres-Beitragseinnahme sind es 9,3 Prozent. Der Abschluss war auch schon einmal teurer und erreichte in früheren Jahren bis zu 5,6 Prozent Abschlusskostenquote.

Weitere Zahlen finden sich in der Broschüre "Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2013" auf den Internetseiten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft ().

Autor(en): Matthias Beenken

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