Map-Biometrie-Rating: Alle Teilnehmer sind "Gewinner"

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Wer sich nicht in die Karten schauen lässt, ist automatisch verbraucherunfreundlich und ein Verlierer. Das trifft im aktuellen Biometrie-Rating des Map-Reports für 57 Lebensversicherer zu. Sie haben entweder nicht geantwortet oder eine Teilnahme an der Analyse der Berufsunfähigkeits-Versicherung (BU) oder Risikolebensversicherung (RLV) abgesagt.

Unter den "Verweigerern" sind viele bekannte Namen, wie Aachen-Münchener, Axa, Barmenia, Basler, Bayern-Versicherung, Canada Life, Concordia Oeco, DEVK, Ergo, Generali, Hanse Merkur, HDI, Ideal, Metallrente, Neue Leben, Provinzial Rheinland, Swiss Life, Universa oder die Württembergische. Insgesamt haben 30 Versicherer an der Analyse des BU- und RLV-Schutzes teilgenommen. Das entspricht einem Anteil von knapp 34,5 Prozent. Dazu erläutert Map-Chefredakteur Reinhard Klages: "Zu beachten ist auch, dass die Marktdurchschnittswerte und damit die Bewertungsgrenzen bei der Punktvergabe in dieser Untersuchung zum Großteil auf den gemeldeten Daten der Teilnehmer basieren." Somit sei davon auszugehen, dass die Branchenwerte, vor allem bei den Vertragsdaten sowie den Prozessquoten, signifikante Abweichungen aufwiesen, wenn alle Anbieter Daten zur Verfügung gestellt hätten. Viele der 30 Teilnehmer, die aktuell die Noten "hervorragend" (mmm) bis "gut" (m) erzielt haben, wären noch besser bewertet worden, wenn auch die schwächeren Mitbewerber sich dem Rating gestellt hätten.

Intransparenz deutlich machen
Daher sollten Vermittler solche Intransparenz in Beratungsgesprächen nicht außen vor lassen und bei den Teilnehmern des Map-Biometrie-Rating (Map-Report Nr. 897) unabhängig von der konkreten Endbewertung die Stärken und Schwächen der einzelnen Versicherer deutlich machen. Anhand von vielen Kennzahlen ist das sehr gut möglich. Bewertet wurde die Bilanz des Lebensversicherers (maximal 34 Punkte), Service und Transparenz (24 Punkte) sowie Vertrag (40 Punkte). Zu den Vertragskennzahlen gehören Beispielrechnungen zur RLV und BU mit jeweils drei Vertragsausprägungen. Die Vertragskennzahlen beantworten die Frage: Wie viel Geld müssen die Kunden im Jahr 2017 für einen Vertrag zur Absicherung des Todesfallrisikos und der Berufsunfähigkeit pro Jahr bezahlen.

Bestandsabrieb nicht zu stoppen
Während die RLV eindeutig boomt, gibt es beim BU-Schutz Probleme. So würden 44,2 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland nur 12,4 Millionen BUZ-Verträge gegenüberstehen. Und während die Zahl der Erwerbstätigen in den vergangenen Jahren deutlich zunahm, gelang es den Versicherern nicht, den Bestandsabrieb an BUZ-Verträgen zu stoppen.

Klages: "Seit dem Jahr 2004 brach der Bestand von 15,4 Millionen um drei Millionen Verträge ein." Das ist umso erstaunlicher, weil BU-Schutz auch von jedem Verbraucherschützer als eine wichtige und notwendige Absicherung eingeschätzt wird, denn im Schnitt wird jeder fünfte Deutsche im Laufe seines Erwerbslebens berufsunfähig.

Gleichzeitigt gibt es mehr Erwerbstätige. "Wenn bei steigendem Absatzpotenzial die Bestände schrumpfen, stellt sich zwangsläufig die Frage, ob die Versicherer ihre potenziellen Kunden nicht mehr erreichen", so Klages.

Marktversagen bei BU?
Ob das tatsächlich etwas mit der Digitalisierung zu tun hat, wie der Map-Autor glaubt, darf aber bezweifelt werden. In Wahrheit dürfte die ständige Differenzierung der Berufsgruppen die Ursache für die Vertriebsprobleme sein. Für körperlich Tätige ist privater Arbeitsschutz daher oft unbezahlbar geworden.

Andere nennen das klar beim Namen. So diagnostizierte Annelie Buntenbach, Vorsitzende des Bundesvorstandes der Deutschen Rentenversicherung (DRV), hier ein "Marktversagen". Solche öffentlichen Statements von Experten zeigen in eine gefährliche Richtung für die private Versicherungswirtschaft. Möglicherweise wird der Staat den BU-Schutz neu organisieren. Zum Leidwesen der privaten Vermittler.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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