Riester-Rente kommt nicht aus den Negativschlagzeilen

Die staatliche Riester-Rente ist weiterhin starker Kritik ausgesetzt. In einer aktuellen Analyse kommt Öko-Test zum Schluss, dass die Kosten der staatlich geförderten Produkte enorm hoch sind.

Bei einem Musterfall mit einem 30-Jährigen Single, würde im Schnitt Kosten von 7.468 Euro anfallen, das wäre das 1,3-Fache der staatlichen Förderung. Bei 35-Jährigen, alleinerziehenden Mutter wären es im Schnitt immer noch 5.736 Euro. Damit würde 57 Prozent der staatlichen Förderung direkt wieder an die Anbieter fließen. Bei Fondspolicen erreichen die besten Anbieter lediglich Rang 4; bei Klassiktarifen punktet immerhin die Hanse-Merkur.

Renditeberechnungen werden angezweifelt
Zwei Angebote (RiesterMeister; Riester Care) schaffen in der Gesamtbewertung Rang 2. Einen 1. Rang wurde aufgrund der hohen Kostenbelastung von Öko-Test nicht vergeben. Weitere neun Klassik-Angebote werden mit Rang 3 eingestuft. Wer 85 Jahre alt wird, erreicht mit einer Riester-Rente laut den Berechnungen auf seine Beiträge plus staatlicher Förderung bei Fondspolicen eine Rendite von 3,21 bis 2,20 Prozent, wenn die Überschussprognosen der Anbieter eintreffen. Das wird aber von Öko-Test angesichts jahrelanger Absenkungen angezweifelt. Bei klassischen Tarifen liegt die Beitragsrendite zwischen 2,72 Prozent und 2,02 Prozent.

Kritik an GDV-Rechnung
Scharfe Kritik äußert Öko-Test gegenüber dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Um zu beweisen das sich riestern lohne, würde die Versicherungslobby die Rendite der Produkte nur auf den Eigenbeitrag der Kunden beziehen. Damit würde die staatliche Förderung renditesteigernd einfließen. Mit dieser Analyse könnte die wahre Kostenbelastung der Verträge nicht festgestellt werden. Daher sei dies eine Vernebelungstaktik des GDV. Zudem würde der GDV mit einer teildynamischen Rente rechnen, bei der Gewinne im Rentenbezug mit einkalkuliert würden. Solche Überschüsse seien aber keineswegs sicher.
Besondere Kritik sehen sich die Riester-Renten der Allianz-Versicherung ausgesetzt. Kostengewinne würde aufgrund einer Schwelle von 40.000 Euro Garantiekapital nur Besserverdienden zu Gute kommen. Daher will die Verbraucherzentrale Hamburg nun gegen die Allianz Riester-Produkte klagen.


Zusschussrente führt zu "Zwangsriestern"
Der Bund der Versicherten (BdV) nimmt die Öko-Test-Untersuchung zum Anlass um vor einem "Zwangsriestern" zu warnen. Dabei geht es um die von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen vehement geforderter Einführung einer Zuschussrente. Die gibt es aber nur, wenn der Rentenempfänger nachweisen kann, dass er zusätzlich privat vorgesorgt hat. Für viele Niedrigverdiener kommt dann nur die Riesterrente in Frage, so der BdV.

„Faktisch führt die neue Zuschussrente zu einem Zwangsriestern für Geringverdiener“, kritisiert Axel Kleinlein, Vorstandsvorsitzender des Bundes der Versicherten (BdV). Doch wie aktuelle Test bewiesen, seien die meisten Riester-Versicherungen teuer. Der BdV fordert daher eine Riester-Reform, mit kostengünstigen und transparenten Angeboten. Eine solche Reform unter dem Stichwort „verbraucherfreundliches Riestern“, wird aber bereits von Bundesarbeits- und Bundesfinanzministerium vorbereitet und soll noch in dieser Legislaturperiode zum Gesetz werden. Derzeit dümpelt der Neuverkauf von Riesterrentenpolicen vor sich hin.

Wohn-Riester weitaus beliebter als Riester
Zwar wurden laut dem Bundesarbeitsministerium von April bis Juni 84.000 neue Riester-Verträge abgeschlossen, doch der Löwenanteil entfällt mit 67.000 Policen auf Wohn-Riester-Angebote der Bausparkassen. Insgesamt konnten lediglich 2.000 Fonds- und Riesterrenten-Versicherungen verkauft werden. Errechnet werden die Zahlen aus dem Saldo von Neuabschlüssen und Abgängen. Anscheinend wechseln immer mehr Kunden von der Riester-Rente in Bauriester-Verträge.

Quelle: © Margot Kessler /

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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