Schiffsschäden sinken, aber Sicherheit auf dem Ozean bleibt gefährdet

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Die Zahl der Schäden in der Seeschifffahrt ist 2015 weiterhin rückläufig, wie eine Studie der Allianz Global Corporate & Specialty SE (AGCS) zeigt. Die "Safety and Shipping Review 2016" verzeichnete für das vergangene Jahr 85 Totalverluste. Die Studie analysiert im vierten Jahr in Folge die gemeldeten Schäden bei Schiffen von über 100 Bruttoregistertonnen.

Obwohl die Anzahl der Totalschäden im Jahresvergleich mit einem Rückgang von nur drei Prozent (2014: 88 Totalschäden) fast stabil geblieben ist, war 2015 insgesamt das sicherste Jahr für die Schifffahrt in den zurückliegenden zehn Jahren. Die Zahl der Großschäden in der Schifffahrt ist seit 2006 um 45 Prozent gesunken. Dies sei auf ein verbessertes Sicherheitsniveau und die Selbstregulierung der Branche zurückzuführen, sagen die Studienmacher. Je nach Region und Schiffstyp gebe es aber weiterhin Unterschiede.

Diese Gewässer sind gefährlich
2015 wurden weltweit insgesamt 2.687 Schiffsunglücke gemeldet (einschließlich Totalverluste), dies entspricht einem Rückgang von vier Prozent. Das östliche Mittelmeer und das Schwarze Meer sind mit 484 Vorfällen der aktuelle Unfall-Hotspot.

In den Meeren Südchinas, Indochinas, Indonesiens sowie der Philippinen ereigneten sich 2015 mehr als ein Viertel aller Schiffsverluste (22 Schiffe). Im Gegensatz zu anderen Regionen stieg in diesen Gewässern die Zahl der Schäden im Vergleich zum Vorjahr an. Die Studienmacher verweisen darauf, dass die Binnenschifffahrt in Asien teilweise nicht den internationalen Standards entspricht, wie die jüngsten Fährverluste in den Gewässern Südostasiens zeigten.

Sicherheitsniveau ist gefährdet
Auf Fracht- und Fischereischiffe entfielen über 60 Prozent der weltweiten Schiffsverluste, wobei Schäden bei Frachtschiffen zum ersten Mal seit drei Jahren wieder zugenommen haben. Dreiviertel der Totalschäden sind auf Schiffsuntergang zurückzuführen, meist in Folge von Unwettern.

"Die schwache wirtschaftliche Entwicklung weltweit geht auch an der Schifffahrt nicht vorbei und das wirkt sich negativ auf die Sicherheit aus", sagt Kapitän Rahul Khanna, Global Head of Marine Risk Consulting, AGCS. Viele Sparten, wie Fracht, Container und Offshore, seien bereits gefährdet und jede weitere Verschlechterung der Sicherheitsstandards gäbe Anlass zur Sorge. Die AGCS beobachtete im vergangenen Jahr einen Anstieg der Frequenzschäden.

Besser nicht aufschieben
Die Experten warnen vor einer aufschiebenden Sicherheitsmentalität, die notwenige Investitionen auf bessere Zeiten vertage. Sie sehen für diese Entwicklung bereits erste Anzeichen: "Einige Reeder haben die Instandhaltung auf die größtmöglichen Intervalle ausgedehnt, andere legen Schiffe still. Die Reaktivierung stillgelegter Schiffe in einem Markt, der sich technologisch weiterentwickelt hat, kann sich äußerst schwierig gestalten."

Der Kostendruck wirke sich nicht nur auf die Instandhaltung der Schiffe aus, sondern auch auf die Arbeitsbedingungen der Besatzung, die Sicherheit auf Passagierschiffen sowie auf Bergungs- und Rettungsaktionen.

Probleme bei der Bergung der Megaschiffe
Aufgrund des Trends zu immer größeren Containerschiffen stieg die Frachtkapazität der größten Schiffe in den vergangenen zehn Jahren um 70 Prozent auf mehr als 19.000 Container an. Zwei dieser Containerriesen, die "CSCL Indian Ocean" und die "APL Vanda", liefen im Februar 2016 auf Grund. Diese Vorfälle nähren Bedenken hinsichtlich der Machbarkeit von Bergungen: Denn spezialisierte Bergungsunternehmen sind oft nicht schnell an der Unfallstelle, da sie ihre Geräte weltweit einsetzen müssen. Auch extreme Wetterereignisse entwickeltenn sich zu einer wachsenden Bedrohung für die Schifffahrt und die weltweiten Lieferketten.

"Mit Blick auf Megaschiffe muss sich die Branche auf Schadenszenarien
einstellen, die eine Milliarde US-Dollar übersteigen."
Safety and Shipping Review 2016, AGCS

Die zunehmend elektronische Navigation, Automatisierung und digitale Vernetzung in der Schifffahrt erhöhten die Anfälligkeit der Branche für Cyberattacken, deren Folgen weit über den reinen Datenverlust hinausgehen. Es habe bereits einige nennenswerte Cybervorfälle gegeben.

Aus den genannten Risiken ergeben sich unter anderem folgende Handlungsfelder:
  • standartisierte Verfahren zur Stilllegung von Schiffen sollten eingesetzt werden
  • Wetterouting muss ein wichtiger Bestandteil bei der sicheren Navigation von Schiffen bleiben
  • höhere Trainingsintensität für die Beschäftigten etwa bei der elektronischen Navigation



Quelle: Allianz Global Corporate & Specialty SE
Bildquelle: Cumulus

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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