Ungleichheit wird wachsen

740px 535px

Jüngere Generationen dürften im Alter stärker von sozialer Ungleichheit betroffen sein als die jetzige Rentnergeneration. Zu diesem Schluss kommt der OECD-Bericht "Preventing Ageing Unequally".

Für Menschen der Geburtsjahrgänge nach 1960 steigt die Gefahr von Altersarmut betroffen zu sein an, sagen die Studienmacher. Dies liege an schrumpfenden Familien, wachsender Einkommensungleichheit im Erwerbsalter und Rentenkürzungen.

Lebenserwartung steigt mit dem Bildungsgrad
Mit dem demografischen Wandel steigt der Anteil Älterer in fast allen OECD-Ländern deutlich. Dem Bericht zufolge bauen sich Ungleichheiten bei Bildung, Gesundheit, Beschäftigung und Einkommen bereits in jüngeren Jahren auf. So hat über alle OECD-Länder hinweg ein 25-Jähriger mit Hochschulabschluss eine um fast acht Jahre längere Lebenserwartung als ein Gleichaltriger mit nur geringen Qualifikationen. Für Frauen beträgt der Unterschied 4,6 Jahre. Menschen mit gesundheitlichen Problemen arbeiten in jedem Alter weniger und verdienen damit auch weniger. Im Laufe einer Erwerbskarriere reduziert schlechte Gesundheit das Lebenseinkommen von Männern mit niedrigem Bildungsstand um 33 Prozent, während der Verlust bei hoch qualifizierten Männern nur 17 Prozent beträgt.

Auch Geringverdiener weisen tendenziell eine geringere Lebenserwartung auf als Menschen mit hohem Einkommen, was ihre gesamten Renteneinkünfte weiter verringert. In der Tendenz führe die Anhebung des Rentenalters dazu, die Ungleichheit der Gesamtrenten zwischen Niedrig- und Hochverdienern zu vergrößern, auch wenn der Effekt eher gering sei.

Die Ungleichheit der Geschlechter im Alter bleibe weiterhin beträchtlich: Die jährlichen Rentenzahlungen für die über 65-Jährigen sind heute bei Frauen durchschnittlich um 27 Prozent niedriger als bei Männern und auch das Risiko der Altersarmut ist bei Frauen wesentlich höher als bei Männern.

Gehaltslücke in Deutschland gewachsen
In Deutschland ist die Ungleichheit im Einkommen zwischen den Geschlechtern zwischen in den 50er Jahren geborenen und den Jahrgängen der 80er Jahre über zehn Prozent gestiegen. Ein Grund für diesen Anstieg ist die Tatsache, dass die Gehaltslücke zwischen Hoch- und Geringqualifizierten heute größer ist als vor vierzig Jahren. Die Globalisierung, die Entwicklung hin zu einer Dienstleistungs-Wirtschaft, Automatisierung und Digitalisierung führen laut den Studienmachern zu einer Polarisierung auf dem Arbeitsmarkt. Während der Bedarf an hoch und niedrig Qualifizierten zugenommen habe, sinke die Nachfrage nach Mittelqualifizierten.

Der Anstieg der Lohnungleichheit werde sich auch  in einer höheren Ungleichheit der Renten niederschlagen, so die Prognose der Studie.  Die deutsche Rentenersatzquote von 55 Prozent für Niedrigverdiener, die heute in die Arbeitswelt starten, liege weit unter der OECD Durchschnitt von 75 Prozent. In Deutschland besteht heute mit 46 Prozent der größte geschlechtsbezogene Rentenunterschied aller OECD-Länder. Da viele Frauen in Teilzeit arbeiteten bleibe diese Lücke  bis auf weiteres bestehen.

Dem Problem wachsender Ungleichheit und Armut im Alter solle mit einer alle Lebensphasen umfassenden Strategie begegnet werden, empfiehlt die Studie.

Quelle: OECD

Autor(en): Versicherungsmagazin.de

Alle Branche News