Verbraucherinsolvenzen erstmals seit 2008 wieder rückläufig

Das Hamburger institut für finanzdienstleistungen e. V. (iff) stellte mit der Stiftung „Deutschland im Plus“ den Überschuldungsreport 2012 vor. Demzufolge sank die Anzahl der Verbraucherinsolvenzen in Deutschland 2011 mit 101.075 Fällen erstmals seit 2008 wieder und erreichte den niedrigsten Stand seit 2007 (103.085).

Gegenüber 2010 bedeutet das einen Rückgang von fünf Prozent (2010: 106.290) und reflektiert die stabile konjunkturelle Entwicklung. Für 2012 deutet sich eine weitere Entspannung an: Die positive Entwicklung des Arbeitsmarktes seit Ende 2009 hat bis ins erste Quartal 2012 hinein die Zahl der Neuinsolvenzen weiter sinken lassen. Angesichts der sich aktuell andeutenden Konjunkturabschwächung wird sich dieser Trend 2013 voraussichtlich nicht mehr fortsetzen.

Neben dem Rückgang der Insolvenzfälle zeigt der Report aber auch weniger erfreuliche Entwicklungen:
  • Die durchschnittliche Verschuldung der Überschuldeten stieg nach dem historischen Tiefststand von 2010 (rund 26.900 Euro) wieder leicht an auf rund 27.300 Euro (2011). Dies reflektiert die bessere Arbeitsmarkt- und Einkommenssituation: In Zeiten höherer Arbeitslosigkeit lösen bei geringem Einkommen bereits geringe Schulden eine finanzielle Krise aus, so dass dadurch auch die durchschnittliche Schuldenhöhe geringer ist.
  • Krankheit hat sich inzwischen als einer der häufigsten Überschuldungsauslöser etabliert: 2005 lag der Anteil der Betroffenen noch bei fünf Prozent, 2011 wurde mit 10,2 Prozent der bisherige Höchststand erreicht, Tendenz weiter steigend. Arbeitslosigkeit als Ursache ist mit 31,8 Prozent zwar rückläufig (2010: 33,5 Prozent), aber nach wie vor häufigster Auslöser. Zu den "Big Five" der Hauptauslöser gehören außerdem Scheidung oder Trennung mit zwölf Prozent (2010: 12,9 Prozent), Konsumverhalten mit 10,2 Prozent (2010: 8,8 Prozent) sowie gescheiterte Selbständigkeit mit 9,5 Prozent (2010: 9,6 Prozent).
  • Bankschulden machen nach wie vor den größten Anteil der Gesamtschuldenbelastung aus, sind aber weiter zurückgegangen auf durchschnittlich 12.711 Euro (2010: 13.468 Euro). Die öffentliche Hand ist weiterhin der zweitgrößte Gläubiger. Mit durchschnittlichen Forderungen von 4.869 Euro ist ein neuer Höchststand erreicht, mehr als ein Drittel der Überschuldeten hat drei oder mehr verschiedene Schulden beim Staat. Daher unterstreicht das iff seine Forderung an den Staat, mit Schuldnern flexibler und weniger bürokratisch umzugehen sowie diese früh an kompetente Beratungsstellen zu vermitteln. Auch der Anteil der Betroffenen mit Schulden bei Telekommunikationsanbietern stieg im Jahr 2011 weiter auf 59,2 Prozent, wenngleich die durchschnittliche Schuldenhöhe nach dem Hoch von 2010 (1.117 Euro) wieder gesunken ist (2011: 907 Euro).
  • Bildung: Im Jahr 2011 hat sich der Anteil der Betroffenen ohne abgeschlossene Berufsausbildung weiter auf fast 46 Prozent erhöht. Ausbildungen und Abschlüsse sind im Vergleich zur Gesamtbevölkerung deutlich unterrepräsentiert, was zeigt, dass eine laufende Ausbildung und ein abgeschlossenes Studium vor Überschuldung schützen: Sie ermöglichen Zugang zum Arbeitsmarkt und damit zu geregeltem Einkommen, womit finanzielle Krisen verhindert und besser ausgeglichen werden können.

Der iff-Überschuldungsreport basiert auf rund 12.000 Beratungsfällen von Schuldnerberatungen. Schätzungen haben ergeben, dass die Dunkelziffer derer, die trotz einer finanziellen Notlage nie die Beratung erreichen, bei bis zu vier Millionen Personen liegen könnte; das entspricht jedem zwölften Erwerbsfähigen.



Quelle: institut für finanzdienstleistungen e. V. (iff)/Stiftung "Deutschland im Plus"

Bildquelle: © Stephanie Hofschläger/

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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