Wie man die Wertminderung ermittelt

Die Dekra schätzt, dass die deutschen Autoversicherer rund 400 Millionen Euro im Jahr allein für Wertminderung nach einer Unfallreparatur ausgeben müssen. Das sind zwar "nur" zwei Prozent des gesamten Schadenaufwands, angesichts der seit Jahren negativen Ergebnisse der Branche kein kleiner Betrag. Inzwischen ist auch nicht nur die Kfz-Haftpflichtversicherung, sondern auch zunehmend die Kaskoversicherung betroffen.

Jeder fünfte Unfallwagen betroffen
Nach Angeben der Dekra sind bei jedem fünften begutachteten Kfz-Schaden so genannte "merkantile Minderwerte" anzusetzen. Für den Kunden stellt das einen Schadenersatz dar, weil auch ein nach allen Regeln der Kunst instand gesetztes Auto mindestens den Makel eines Unfallautos aufweist. Beim Weiterverkauf führt das zu einem Abschlag, mit dem das Risiko nicht fachgerechter Reparatur oder nicht erkannter Schäden bezahlt wird.

Die Wertminderung wird in der Regel durch ein Sachverständigengutachten bestimmt. Pauschalierte Berechnungen stehen in der Kritik, dass sie zu wenige Faktoren einbeziehen. Dazu gehören beispielsweise eventuelle Vorschäden oder aber auch die Marktgängigkeit eines Autos. Während sich in Österreich eine Berechnungsformel nach Sacher-Wielke durchgesetzt hat, die mehr als nur Fahrzeugalter, Laufleistung, Wiederbeschaffungswert und Reparaturkosten berücksichtigt, hat sich in Deutschland bislang noch keine einheitliche Vorgehensweise etabliert.

Pauschalmethode mit verschiedenen Faktoren
Das will die Dekra ändern. In einem Ratgeber der Autoren Zeisberger, Woyte, Schmidt und Mennicken wird eine pauschale Berechnung nach der Marktrelevanz- und Faktorenmethode (MFM) vorgeschlagen. Damit wird ein Orientierungswert errechnet, der zwar durch Sachverständige korrigiert werden kann, aber eine objektivierte Basis für die Berechnung bietet.Im Ratgeber werden nicht nur die rechtlichen Hintergründe für die Berechnung des merkantilen Minderwerts erläutert, sondern er enthält auch eine Begründung ihrer Rechenmethode und eine Reihe Praxisbeispiele einschließlich Schadenbildern.

So wird beispielsweise für einen 19 Monate alten BMW 118d ein Orientierungswert von 450 Euro errechnet. Damit soll die Wertminderung ausgeglichen werden, die für das ursprünglich 30.120 Euro teure und aktuell noch für 15.390 Euro zu veräußernde Fahrzeug anzusetzen ist, bei dem Kotflügel, Türen, Schweller und B-Säule bei einem Unfall beschädigt wurden und für 6.339 Euro repariert werden mussten.Es geht aber auch deutlich mehr: Für einen Luxus-Sportwagen errechnen die Autoren mit ihrer Methode über 12.000 Euro Wertminderung. Häufiger sind es aber kleinere Beträge im Bereich zwischen 150 und 500 Euro.

Kostenfreier Download
Versicherungsmagazin hat zur Anwendung der Formel eine Excel-Rechenhilfe entwickelt und stellt diese kostenfrei ausschließlich für nichtkommerzielle Zwecke zur Verfügung. Damit lässt sich der Orientierungswert für verschiedene Reparaturfälle überschlagen.

Nähere Details und die vollständigen Faktoren finden sich im Buch „Der merkantile Minderwert in der Praxis“ in der Schriftenreihe Verkehrsrecht des Kirschbaum Verlags in Bonn (23,70 Euro, ISBN 978-3-7812-1804-8). Dieses richtet sich laut Dekra vor allem an Juristen, Gutachter, Versicherer und Autohändler, dürfte aber auch für Vermittler mit größeren Kfz-Versicherungsbeständen von Interesse sein.

Autor(en): Matthias Beenken

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