2017 wird das Jahr der Cyber-Versicherung

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Mit der Digitalisierung rücken die Cyber-Risiken immer mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. "Unsere kleine Firma im Schwarzwald findet eh keiner" oder "Unsere Systeme sind zu 100 Prozent sicher": Solcherlei Aussagen von Geschäftsführern aus dem Mittelstand, wie sie in den vergangenen Jahren noch allzu oft zu hören gewesen seien, seien heute kaum mehr vorhanden.

Von dieser Entwicklung berichtete Achim Fischer-Erdsiek, Vorstand im Verband Deutscher Versicherungsmakler (VDVM), in seinem Vortrag auf dem DKM-Kongress "Marktumfeld Gewerbe, Industrie und Leben". Diesen Sichtwechsel führte er auf die rasant fortschreitende Digitalisierung, Industrie 4.0 und die disruptiven Geschäftsmodelle neuer Unternehmen zurück. Im Ergebnis konstatierte er eine "stetig steigende Nachfrage" sowie "hohen Beratungs- und Diskussionsbedarf" im Cyber-Segment.

Cyber-Musterbedingungen kommen
"Enormen" Handlungsbedarf sieht Fischer-Erdsiek in der Erarbeitung aktueller Bedingungen. Viele Bedingungswerke seien veraltet. Unter dem Dach des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) werden aktuell Musterbedingungen erarbeitet. Geplant war eine Fertigstellung noch in diesem Jahr, die sich aber verzögert. Ziel ist es nun, im ersten Quartal 2017 ein GDV-Cyber-Musterwording für kleine und mittlere Unternehmen vorzustellen.

Marktweit beobachtet Fischer-Erdiesk eine gleichbleibende Anzahl an Versicherern. "Dabei ist eine Fokussierung auf bestimmte Branchen aber festzustellen“, so der Spezialmakler. Erfreulich sieht er die Bedingungs-Relaunches von Versicherern. Die Überarbeitung der Bedingungen gehe mit „eindeutigen Verbesserungen" einher. Konkret werde zum Beispiel der Versicherungsschutz auf die Risiken Wirtschaftsspionage und Terror ausgedehnt.

Erfolg von Cyber hängt von Standards ab
Auch Klarstellungen erfolgten, zum Beispiel wie der Versicherungsschutz in der Cloud geregelt ist oder der Abrechnungsmodus bei Betriebsunterbrechungsschäden. Im Kern, so ist Fischer-Erdsiek überzeugt, gibt es ein entscheidendes Merkmal, an dem das Wohl und Wehe der Cyber-Versicherung abhängt. "Cyber wird Gewinnen und Verlieren an Standards", so der VDVM-Vorstand.

Der Marktexperte appellierte deshalb an die Makler, sich mit der Arbeit der GDV-Tochter VdS Schadenverhütung GmbH vertraut zu machen. So hat die Institution die Richtlinie VdS 3473 erarbeitet, den ersten IT-Sicherheitsstandard speziell für den Mittelstand, samt einem "Quick-Check" und einem "Quick-Audit" inklusive Testat. Die Richtlinie enthält Informationen zur organisatorischen sowie technischen Umsetzung von Informationssicherheit.

Cyber als Türöffner
In der Beratung zur Absicherung von Cyber-Kriminalität zeige sich, dass sich die Cyber-Sparte als Türöffner auch für andere Sparten diene, erzählte Fischer-Erdsiek aus der Praxis. Bis zum Abschluss einer Cyber-Police dauere es gut und gerne mal drei bis fünf Monate. In dieser Zeitspanne müsse man zwei, drei Mal beim Kunden nachhaken. Wichtig sei es, als Versicherungsexperte für die Absicherung von Cyber-Risiken aufzutreten.

"Spielen sie nicht den IT-Onkel", warnte er die Makler. Voller Optimismus blickt er ins kommende Jahr. "2017 wird das Jahr der Cyber-Versicherung", erwartet er. Die Absicherung gegen Cyber-Risiken werde jene Bedeutung erlangen, die der herkömmliche Brandschutz heute hat. "Cyber-Sicherheit ist der Brandschutz des 21. Jahrhunderts", so Fischer-Erdsiek.

Autor(en): Umar Choudhry

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