Ältere Privatpatienten favorisieren Behandlungs-Apps

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Nur knapp 30 Prozent der Privatpatienten möchten eine Gesundheits-App oder ein Online-Programm nutzen, das bei einer Behandlung oder Therapie unterstützt. Dies geht aus einer Umfrage der Rating-Agentur Assekurata hervor. Allein Ältere sind hier offener.

Dabei sollen digitale Anwendungen (Digas) doch die Zukunft der modernen Medizin werden und die Kosten für private Krankenversicherungen weiter reduzieren. Ob bei Panikattacken oder krankhaftem Übergewicht: Die digitalen Helfer sollen künftig Krankheiten "automatisch" behandeln.

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zertifiziert Anwendungen

Die Digas können von Ärzten oder Psychotherapeuten verordnet werden, die Kosten werden durch die Krankenversicherungen des Patienten übernommen. Aktuell zertifiziert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) solche Anwendungen. Eine Übersicht kann auf der Homepage des Institutes abgerufen werden (diga.bfarm.de/de).

Die Assekurata-Studie zeigt nun, dass hier für private Krankenversicherer noch ein hohes Aufklärungspotenzial besteht. Spannend ist aber, dass der Anteil der Privatpatienten, die eine solche Behandlungs-App nutzen wollen, bei den 60- bis 69-Jährigen mit knapp 33 Prozent stärker ausgeprägt ist als in anderen Altersgruppen. Am wenigsten halten 50- bis 59-Jährige davon. Nur 26,1 Prozent wollen laut Assekurata-Umfrage solche digitalen Behandlungshelfer nutzen.

Senioren goutieren elektronische Patientenakte

Auch eine elektronische Patientenakte wird von der ältesten untersuchten Gruppe stark bevorzugt. Rund die Hälfte dieser Patienten würde sie nutzen. Demgegenüber sind Terminservice, elektronisches Rezept, Arztsuche und vor allem Coaching-Programme bei den Älteren weit abgeschlagen. Die Senioren möchten sich anscheinend lieber von einer App helfen lassen, als von einem leibhaftigen Trainer.

Insgesamt erscheint auch die Online-Videosprechstunde nicht auf den vorderen Plätzen. „Das ist überraschend“, kommentiert Eva Germer, Senior-Consultant bei Assekurata, die Ergebnisse. Denn durch die Corona-Pandemie habe 2020 der kontaktlose Zugang zum Arzt eigentlich einen kräftigen Schub erfahren, wie Veröffentlichungen zeigten. Digital zum Arzt geht man aber wohl nicht gerne. Demgegenüber ist ein Zweitmeinungsservice insgesamt in allen Altersgruppen mit Rang drei nach elektronischem Rezept und Facharztsuche sehr willkommen.

Männer eher digital aufgestellt

Auch geschlechterspezifisch zeigen sich deutliche Unterschiede. „Männer haben tendenziell eine höhere Affinität zu digitalen Serviceangeboten als Frauen“, heißt es bei Assekurata. Besonders deutlich werde dies bei der elektronischen Patientenakte, die 50 Prozent der Männer, aber nur 36 Prozent der Frauen favorisieren. Hingegen präferieren Frauen mit 45 Prozent eine Unterstützung bei der Organisation von Reha-/Klinikaufenthalten im Gegensatz zu den Männern mit 39 Prozent.

Unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigen

Die Studie ist für Vermittler und Versicherer interessant. Sie zeigt, dass Bedürfnisse der Patienten sehr unterschiedlich ausfallen können. Das kann sowohl bei der Beratung zum richtigen Tarif als auch bei der Kundenbindung und Kostenreduktion eine wichtige Rolle spielen. Germer: „Diese Erkenntnisse sind für die Kommunikation und Platzierung der Services entscheidend. Denn nur so entfalten Gesundheitsservices die Win-Win-Wirkungen, die Kunde und Versicherer von ihnen erwarten.“

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasaprek

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