Agentur Teil 3: Der Traum von der Selbstständigkeit

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Markus Dornseifer ist Versicherungsvertreter von der Pike auf. Derzeit arbeitet er noch in einer Agentur, jetzt möchte er selbstständiger Agenturleiter der Westfälischen Provinzial werden. Auf seinem Weg dorthin beschreibt er seine Erlebnisse, die Versicherungsmagazin regelmäßig veröffentlichen wird. Nach den ersten beiden Blogeinträgen folgt hier Blogeintrag 3.

Das Ziel ist klar: 1. Februar 2021. An diesem Montag soll die neue Agentur "Büdenbender und Dornseifer oHG" in Altenhundem (Sauerland) eröffnet werden. Die Zielmarken, die wir uns selbst gesetzt haben, sind indes recht ambitioniert. Das merken wir nun mit jedem neuen Tag. Zu Historie: Hier Blog 1 und Blog 2.

Baustellen gesucht

Nachdem meine Geschäftspartnerin seit dem 1. Oktober auch in der Selbständigkeit angekommen ist, sind wir handlungsfähiger. Wir können gemeinsam auftreten und die Planungen forcieren. Einige Gesprächspartner fragen uns dann zum Beispiel "Was ist denn da zu tun? Ihr habt die Räumlichkeiten, das Personal und außerdem seid Ihr in der Ausschließlichkeit. Wo habt Ihr denn Eure Baustellen?"

Wir wollen uns anders aufstellen

In der Tat hätten wir es uns einfach machen können. Das aktuelle Büro übernehmen, die Mitarbeiter sowieso und dann einfach weiter machen wie bisher. Aber die momentanen Räume sind für das hohe Vertrauensgut Versicherung nicht mehr zeitgemäß. Die Mitarbeiter wollen natürlich weitermachen, aber sie freuen sich auf ein bisschen frischen Geist. Und dafür müssen wir uns hinsichtlich der Ablaufprozesse und Strukturen anders aufstellen. Daher ging der Oktober bisher fast ausschließlich für folgende Aktivitäten drauf:
1. Verhandlungen mit der Vermieterin
2. Planung des Bürozuschnittes mithilfe eines Innenraumarchitekten
3. Absprachen mit den unterstützenden Abteilungen der Provinzial (um im CD-Konzept zu arbeiten)
4. Gründung der oHG
5. Personalgespräch - mit bestehenden Mitarbeitern über ihre Vorstellungen und Wünsche, sowie mit potenziell weiteren Mitarbeitern

Corona spielt uns in die Hände

Zu 1 hatte ich beim vergangenen Blog schon erwähnt, dass der Leerstand wegen der Corona-Pandemie sowie die Verlagerung des Einzelhandels in Kleinstädten uns in die Karten spielen könnte. Dies hat sich nun bewahrheitet, denn die Vermieterin hat uns ein erstklassiges Angebot unterbreitet. Sie sei sich der Situation bewusst und bot einen sehr guten Mietzins an. Darüber hinaus hat sie eine Summe zur Verfügung gestellt, mit der sie die Umbauarbeiten unterstützten möchte. Wichtig ist ihr nur, dass wir die Organisation vollständig in unsere Hände nehmen, da sie in Berlin lebt und sich nicht kümmern kann/möchte.

Unterstützung der Provinzial

Zu 2 sind wir in der luxuriösen Position, dass wir für einen finalen Entwurf eines Innenarchitekten keinen einzigen Cent bezahlen müssen. Sofern wir dieses Büro und diesen Plan umsetzen, können wir hier auf die Unterstützung der Provinzial zählen. Das wissen wahrscheinlich vor allem Makler und Mehrfachagenten gut einzuschätzen, die in der Vergangenheit ähnliche Arbeit ohne Zutun einer Gesellschaft auf sich genommen haben. Mit diesem Pfund kann die Ausschließlichkeit, in diesem Fall die Provinzial (ich weiß nicht, wie es andere Gesellschaften handhaben) wuchern. Nach ein paar Änderungswünschen hatten wir dann Ende letzter Woche den Plan vorliegen. Dieser wurde im Anschluss dem Elektriker, dem Maler, dem Trockenbauer, dem Gas-Wasserinstallateur und so weiter zur Verfügung gestellt.

Vorteil einer Versicherungsagentur in einer Kleinstadt: Wir haben mit diesen Handwerksbetrieben regelmäßig bei Schadenregulierungen zu tun. Die Firmen sind also darauf bedacht, in diesem Fall uns sehr zufrieden zu stellen, um auch weiterhin die guten Aufträge aus unserer Branche zu bekommen. Das gipfelte darin, dass uns die Malerfirma sofort zusagte, im Dezember zwei Wochen für uns zu blocken... Als Privatperson kann man von solchen Aussagen nur träumen.

Kleine Zeiträuber

Zu 3 denkt man sich, dass das eigentlich das einfachste Unterfangen sein sollte, da in unserem Fall  die Provinzial allein in Westfalen rund 400 Agenturen hat. Aber leider ist hinsichtlich der Abstimmungsprozesse einiges zu optimieren. Wollen wir zum Beispiel die Büromöbel im CD-Konzept bestellen, geht das nur OHNE die Bürostühle. Diese müssen an anderer Stelle geordert werden. Kleinigkeiten? Ja, durchaus, aber wenn sich so etwas häuft, ist es lästige Zeitvergeudung. Außerdem gründet man in der Regel nur einmal so eine Agentur. Ist man also nach Nutzung aller Fallstricke in viele Fehler gelaufen und ist anschließend schlauer, kann man diesen Wissensgewinn nicht mehr nutzen. Aber OK, wir sind kommunikativ und bekanntermaßen kann man nur sprechenden Menschen helfen.

Ohne Hilfe ist man aufgeschmissen

Der To-Do-Punkt Nummer 4 sollte für mich eigentlich am entspanntesten werden, denn meine Geschäftspartnerin hat früher in einer Anwaltskanzlei gearbeitet, und unsere Steuerberater sind wirklich erstklassige, dynamische Menschen, die eine Gründung durch unsere Brille sehen. Und jetzt kommt das große Aber, denn aus geplant 30-Minuten-Gesprächen werden schnell drei Stunden. Aus "Wir möchten einfach unsere Kunden versichern" wird schnell das Bürokratievorspiel bei der Gründung von Unternehmen. Ohne Hilfe ist man aufgeschmissen. Es ist schade, dass sich rechtliche Dimensionen eingeschlichen haben, welche zur Folge haben, dass beispielsweise ein einziges Wort in einer Satzformulierung zu einer steuerlich völlig falschen Einschätzung führen lassen. Jetzt sind wir auch hier unterwegs und wir hoffen, dass in etwa zwei Wochen der Termin beim Notar zwecks Eintragung ins Handelsregister erfolgen kann. Mit den ersten Entwürfen des oHG-Vertrages stehen nun auch die ersten Bankengespräche an, denn die Umbauten werden einige Euro verschlingen. Dazu wird es vermutlich im nächsten Blogbeitrag mehr Infos geben, wenn die Baustelle eröffnet ist.

Tolle Motivation

Last but not least möchte ich unsere wichtigsten Kunden erwähnen: unsere Mitarbeiter beziehungsweise Mitunternehmer. Wir haben sie gefragt, welche Tätigkeiten sie nach dem Start gerne übernehmen möchte, welche Ziele sie gerne umsetzen wollen und wo die Entwicklungsziele sind. Die momentan drei Kollegen haben diese Gedanken schriftlich formuliert, und wir haben gute Gespräche geführt. Die Motivation, die wir daraus spüren und erleben können, hat uns überwältigt und sehr gefreut. Aktuell arbeite ich an einem "Talent- und Entwicklungsbuch", in das die Gedanken und Ziele unseres Personals einfließen. Dazu kommen Ablaufprozesse und Arbeitsbeschreibungen, so dass wir bei dem geplanten Teamworkshop am 9. Januar schon sehr gut aufgestellt sind. Zu diesem Teamworkshop wird nicht nur unsere Auszubildende (die am 1. August 2021 anfangen wird) mit dabei sein, sondern eine weitere Mitarbeiterin, von der die mündliche Zusage besteht, und bei der wir in den kommenden zehn Tagen den Arbeitsvertrag klar machen.

Wir rocken und rollen weiter

Es gibt mittlerweile Momente, wo alle Themen gleichzeitig kommen und die Zeit zu kurz für die Umsetzung aller Punkte scheint. Dann muss man sich selbst auf den Boden zurückholen und immer wieder sagen, dass auch Rom nicht an einem Tag erbaut wurde, sondern alles peu à peu erarbeitet wird. Dann fühlen wir uns unterwegs - und das macht Spaß. Wir rocken und rollen weiter.

Autor(en): Markus Dornseifer

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