Allianz-Prognose 2015: Wirtschaftswachstum um 1,4 Prozent

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Nach einem guten konjunkturellen Start ins Jahr ist der Aufschwung vorübergehend ins Stocken geraten. Die deutsche Wirtschaft schrumpfte im zweiten Quartal 2014 leicht und die wirtschaftlichen Erwartungen der Unternehmen waren zuletzt deutlich schlechter als zu Jahresbeginn. Ein wesentlicher Grund ist die unsichere weltpolitische Lage. So die Einschätzung der Allianz.

„Diesen Belastungsfaktoren für die deutsche Konjunktur steht jedoch eine ganze Reihe positiver Faktoren gegenüber. Der Beschäftigungsaufschwung hält weiter an. Die wachsende Beschäftigung schafft Einkommen. In Verbindung mit dem sehr geringen Preisauftrieb und rascher steigenden Effektivlöhnen nimmt die Kaufkraft der Einkommen beschleunigt zu“, sagte Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. Von der Konsumnachfrage dürften vermehrt Impulse ausgehen. Weiterhin im Aufschwung befindet sich der Bau, auch wenn die Produktion im zweiten Quartal vorübergehend zurückgegangen ist.

Investitionstätigkeit dürfte moderat anziehen
„Auch 2015 sind die Perspektiven der deutschen Wirtschaft mit erheblichen Unsicherheiten belastet.“, so Heise. Kräftig steigende Lohneinkommen und Transfereinkommen regen die Verbrauchsnachfrage an, allerdings verlangsamt sich das Beschäftigungswachstum auch infolge der Einführung des Mindestlohns. Die verstärkten Kostensteigerungen und anziehende Importpreise führen wieder zu höheren Verbraucherpreissteigerungen. Die Investitionstätigkeit dürfte angesichts einer etwas höheren Kapazitätsauslastung und einer guten Ertragslage trotz weiterhin bestehender Unsicherheiten moderat anziehen. Alles in allem erwartet die Allianz 2015 ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent.

Gesamtwirtschaftliches Arbeitseinkommen wird 2015 um vier Prozent zunehmen

Der private Verbrauch nimmt zwar seit Jahren kontinuierlich zu, allerdings in realer Rechnung meist nur schwach. Nach realen Zuwächsen 2012 von 0,7 Prozent und 2013 von 0,8 Prozent ist 2014 immerhin mit einem Wachstum von 1,1 Prozent zu rechnen. Der Anstieg der Tarifverdienste lag zuletzt bei reichlich drei Prozent. Im kommenden Jahr wird die Einführung des Mindestlohns die Effektivverdienste je Arbeitnehmer schätzungsweise um ¾ Prozentpunkte erhöhen. Es ist nach wie vor davon auszugehen, dass sich der Mindestlohn spürbar dämpfend auf den Beschäftigungszuwachs auswirkt, doch dürften die gesamtwirtschaftlichen Arbeitseinkommen 2015 insgesamt um vier Prozent zunehmen.

Ausrüstungsinvestitionen können sich erholen
Trotz der sehr günstigen Finanzierungsbedingungen und der relativ guten Ertragslage der Unternehmen sind die Perspektiven bei den Investitionen mit beträchtlichen Unsicherheiten behaftet. „Unter der Annahme, dass die geopolitischen Konflikte nicht eskalieren und im Verlauf des nächsten Jahres sogar etwas abebben, bestehen aber gute Chancen, dass die Ausrüstungsinvestitionen ihren Erholungskurs gegen Ende 2014 und im Jahr 2015 fortsetzen. Allerdings ändert die aktuelle Erholung noch nichts Grundlegendes an der tendenziell rückläufigen Investitionsquote in Deutschland über einen längeren Zeitraum“, erklärt Heise.

Hohe Zuwanderungsrate nach Deutschland
Im bisherigen Jahresverlauf ist die Zahl der Erwerbstätigen saisonbereinigt um rund 280.000 gestiegen und die Zahl der Arbeitslosen um rund 25.000 gesunken. Dass die Erwerbstätigenzahl weitaus stärker zunimmt als dass die Arbeitslosenzahl zurückgeht, hat seine wichtigsten Ursachen in der hohen Zuwanderung von Arbeitskräften nach Deutschland und einer steigenden Erwerbsbeteiligung von Älteren und Frauen. Positiv ist nach Ansicht der Allianz zu werten ist, dass der Zuwachs der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung mit zuletzt 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr weiterhin weitaus höher ist als der Zuwachs der Beschäftigung insgesamt (0,8 Prozent).

Prognose: Arbeitslosigkeit wird 2015 stagnieren
2015 dürfte das Wirtschaftswachstum nicht mehr so beschäftigungsintensiv sein wie in diesem Jahr. Die Allianz rechnet 2015 bei nahezu gleicher BIP-Zuwachsrate wie 2014 nur noch mit einem Anstieg der Erwerbstätigenzahl im Jahresverlauf um 100.000 und im Jahresdurch¬schnitt um reichlich 200.000. Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Zahl der Beschäftigten Ende 2015 um rund 100.000 niedriger sein wird als ohne Mindestlohn. Die Allianz prognostiziert, dass die Ar-beitslosigkeit im Jahresverlauf 2015 weitgehend stagniert. Im Jahresdurchschnitt 2015 sind dann etwa 2,90 Millionen Personen arbeitslos nach 2,91 Millionen in diesem Jahr.

Erhöhte Beitragssätze in der Pflegeversicherung versus Entlastungen bei Rentenversicherung
Der deutsche Staatshaushalt wird 2014 und 2015 im dritten und vierten Jahr in Folge voraussichtlich einen Überschuss verzeichnen. Der Versicherer erwartet einen positiven Finanzierungssaldo von 13,5 Milliarden Euro in diesem Jahr und neun Milliarden Euro im nächsten Jahr, nach 7,3 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Es überwiegen aufgrund der Leistungsausweitungen im Rahmen des Rentenpakets und Mehrausgaben für die Infrastruktur die expansiven Impulse im Staatshaushalt 2014 und 2015. Der Erhöhung des Beitragssatzes zur Pflegeversicherung um 0,3 Prozentpunkte Anfang 2015 stehen voraussichtlich leichte Entlastungen beim Beitragssatz zur Rentenversicherung und beim Zusatzbeitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung gegenüber.

Text- und Bildquelle: Allianz

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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