Alljährlicher Preispoker um Versicherungsprämien

Alle Jahre wieder ist Monte Carlo Anfang September der „Nabel der Welt“ für Rückversicherer, Versicherer, Broker und Rückversicherungsberater. Das diesjährige „Rendez-vous de Septembre“ vom 5. bis 9. September bildete einmal mehr den Auftakt für die Erneuerungsrunden im Poker um Prämien und Risikokapazitäten der Versicherer. Es zeichne sich eine allgemeine Stabilität für Preise und Angebot ab, sagen die Verhandlungspartner. Die Verbraucher müssten beispielsweise auch in naher Zukunft nicht mit steigenden Prämien in der Autoversicherung rechnen.

Generell seien ausreichende Rückversicherungskapazitäten im Markt vorhanden, heißt es in Monte Carlo beim Branchentreff, der heute unter dem traditionellen Label „Rendez-vous de September“ im Fürstentum an der Cote d’Azur zu Ende geht. Vor der Veranstaltung am Mittelmeer, zu der seit nun mehr 53 Jahren Versicherer, Rückversicherer und Rückversicherungsmakler sowie Berater aus aller Welt zusammenkommen, hieß es, dass die Rückversicherungspreise tendenziell steigen könnten, da sich in dieser Sparte das niedrige Zinsniveau besonders deutlich bemerkbar machte.

as schlägt sich dann auch in den Prämien der Erstversicherer nieder. Tatsächlich war von Aussagen zu Preiserhöhungen in Monte Carlo so gut wie nichts zu hören. Allenfalls war die Rede von Stabilität und deutlich sichtbaren Seitwärtsbewegungen in der Preisfindung für Rückversicherungsdeckungen der Schaden- und Unfallversicherer die Rede.

Viel Arbeit für Rückversicherungsmakler
Einer, der viel davon in seine Gesprächsstrategie einfließen lässt, ist Jan-Oliver Thofern, Deutschland-Chef des weltweit größten Rückversicherungsmakler Aon Benfield. Wie Makler im Erstversicherungsgeschäft beraten er und andere Rückversicherungsmakler, zu denen unter anderem auch die Unternehmen Marsh und Willis zählen, Kunden bei der Konzeption für ausreichende Risikodeckung. Die Kunden sind hier allerdings keine Endverbraucher, sondern Erstversicherer wie etwa die Huk Coburg, die Gothaer oder die R+V. In Monte Carlo gab es für Thofern und viele andere internationale Rückversicherungsmakler jede Menge Arbeit. Im 30-Minuten-Takt führte er Gespräche für seine Kunden.

„Die Risikotragfähigkeit der Erstversicherungs-Unternehmen ist durch die Finanzkrise belastet“, sagt Thofern. Das weiterhin niedrige Zinsniveau und der sich nur langsam abschwächende Prämienwettbewerb in wichtigen Sparten werden nach seiner Einschätzung im Jahr 2010 Druck auf die Ergebnisse ausüben. „In diesem Umfeld gehen wir von einer leicht erhöhten Nachfrage nach Rückversicherungsschutz aus“, betont der Versicherungsmanager.

Bei Aon Benfield hat man die Eigenkapitalausstattung der Rückversicherer genau im Fokus. Der Globalplayer unter den Rückversicherungsmaklern erstellt weltweit einen eigenen Index, den so genannten ABA-Index (Aon Benfield Aggregate), in dem die Kapitalbasis von 30 Rückversicherern jeweils vierteljährlich neu analysiert und abgebildet wird. In den ersten beiden Quartalen dieses Jahres habe man hier eine Verbesserung um 7 Prozent vergleichen mit dem Vorjahreszeitraum feststellen können. Eine solide Ausgangsposition für die Gespräche.

Branche rechnet mit neuen Anbietern auf dem Markt
So erwarten die Rückversicherungsmakler erneut Forderungen nach Verbesserungen durch die Rückversicherer, was die Konditionen und Klauseln betrifft. Ein weiteres Abkoppeln von den zum Teil nicht auskömmlichen Originalbedingungen könnte folgen. „Dies könnte dazu führen, dass weitere, neue Anbieter in diesem Markt aktiv werden, denen die bisherigen Konditionen nicht ausreichend erschienen“, sagt Thofern.

Die Akteure des Rückversicherungsmarktes würden zwar versuchen, Ratenerhöhung durchzusetzen, um die gestiegenen Kosten für die Übernahme von Risiken weiter zu reichen. Da sich aber derzeit die Lage auf der Schadenseite und auch an den Finanzmärkten stabilisiere, gehe er derzeit „von unveränderten und nur in Einzelfällen leicht steigenden, risikoadjustierten Preisen aus“. Speziell bei Einzelrisikodeckungen in der Sachversicherung erwartet Thofern „stabile Preise mit lediglich schadenabhängigen Korrekturen“. Auch für die allgemeine Haftpflichtversicherung seien ausreichende Kapazitäten vorhanden. „Wir erwarten tendenziell konstante Rückversicherungspreise mit individuell schadenabhängigen Anpassungen“, sagt der Experte.

Autor(en): Ellen Bocquel

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