Altersarmut: Die Welle rollt an

740px 535px

Das Thema Altersarmut ist auch durch die öffentliche Diskussion um die Grundrente in den vergangenen Wochen in den Mittelpunkt gerückt. Und dabei schwant vielen Bundesbürgern, dass es im Rentenalter mit der gesetzlichen Rente alleine nichts mit einem auskömmlichen Lebensabend wird.

Gerade dann, wenn man gleichzeitig möglichst vorzeitig dem Erwerbsleben den Rücken kehren möchte. Die Angst vor Altersarmut ist bereits Realität: Laut dem "Risiko-Report 2019" von Ergo halten 40 Prozent der befragten Deutschen Naturkatastrophen für die größte Gefahr, danach fürchten sich schon 39 Prozent vor Altersarmut oder unzureichender finanzieller Ausstattung im Ruhestand.

Wie viele Menschen betroffen sind

Ein ähnliches Bild ergibt sich nach dem "Finanzatlas" von Swiss Life. Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) ist der Meinung, nicht die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu haben, um im Rentenalter gut leben zu können. Auf die gesetzliche Rentenversorgung allein vertrauen magere sechs Prozent der Befragten. Diese Zukunftsaussichten kollidieren mit den Wünschen der Deutschen: Am wichtigsten sind ihnen im Alter nämlich neben Gesundheit die finanzielle Unabhängigkeit (jeweils 53 Prozent) und ein selbstbestimmtes Leben (41 Prozent).

"Altersarmit wird uns in den kommenden Jahren mit großer Wucht überrollen", Jochen Brühl, Vorsitzender von Tafel Deutschland e. V.

Bei der Frage, wie viele Menschen von Altersarmut betroffen sind, scheiden sich die Geister. Offizielle Zahlen schwanken je nach Absender beziehungsweise Interessengruppe zwischen 540.000 und neun Millionen. Die erste Zahl nimmt die Rentner zur Grundlage, die die so genannte Grundsicherung beziehen. So erhalten laut Statistischem Bundesamt etwa 540.000 über 65-Jährige Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Es gebe aber auch bedürftige Rentner, die aus Scham nicht zum Sozialamt gehen, die Zahl der Betroffenen liegt im Dunkeln. Nach Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sollen bis zu zwei Drittel der Anspruchsberechtigten die Leistungen nicht beantragen. Dann käme man, so rechnet die Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ vor, auf eine Zahl von etwa 1,5 Millionen Rentnern in Deutschland, die tatsächlich arm seien.

Wer Grundsicherung erhält

Grundsicherung erhalten Personen, die durch Alter oder dauerhafte Erwerbsminderung endgültig aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind und ihren Lebensunterhalt nicht durch eigenes Einkommen und Vermögen bestreiten können.

Über die Grundsicherung entscheiden die Sozialämter. Sie wird nur gewährt, wenn (oder soweit) das eigene Einkommen und Vermögen des Berechtigten oder Ehegatten nicht reichen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Die vollständige Titelgeschichte "Die große Angst vor dem sozialen Abstieg" können Sie in der aktuellen Ausgabe von Versicherungsmagazin lesen. Entweder im PDF-Archiv oder als eMagazin.

Sie sind noch kein Abonnent? Hier können Sie Versicherungsmagazin kostenlos testen.

Autor(en): Bernhard Rudolf

Alle Branche News