Analyse Schaden- und Unfallversicherung: Wer stark in der Kundengewinnung ist

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In Sachen Kundengewinnung ist die Ergo-Versicherung wieder spitze. Das zeigt ein Blick auf den Markt auf Basis einer kompakten Kennzahlenanalyse für 2019.

Die großen Vertriebsskandale der Ergo sind bei den Kunden anscheinend längst in Vergessenheit geraten. Zudem bemüht sich der Düsseldorfer Konzern in den vergangenen Jahren intensiv um Transparenz. Das ist nun zumindest in der Schaden- und Unfallversicherung von viel Erfolg gekrönt. Im vergangenen Jahr konnte die Ergo ihren Vertragsbestand um 1,1 Millionen Euro aufstocken. Gut im Rennen liegt auch die Huk-Coburg Allgemeine, die ein Plus von 689.000 Verträgen erzielen konnte. Schon etwas abgeschlagen folgen VHV mit 498.000 Mehrverträgen, der Direktversicherer Huk24 mit 482.000 Verträgen und Marktführer Allianz mit 447.000 Policen.

Über 20 Versicherer mussten Federn lassen

Sehr intransparent ist die Entwicklung beim Generali Konzern, der seine Gesellschaften umstrukturiert hat. Unter dem Strich dürfte der Konzern wohl Kunden verloren haben. Das gilt auch für die Allianz Direct (ehemals AllSecur). Das Unternehmen wurde zum 1. Januar 2019 an die Allianz SE veräußert und ist daher nicht mehr Teil der Allianz Deutschland. Der nun international aufgestellte Direktversicherer verlor fast 294.000 Verträge. Ein Grund: Die Autoversicherung wird nicht mehr über Vergleichsportale vermittelt.

Auch die Axa musste einen starken Bestandsverlust von 274.000 Verträge hinnehmen. Das gilt beispielsweise auch für die Alte Leipziger (-56.823), die Direktversicherung DA aus der Zurich Gruppe (-52.014), die DEVK Deutsche Eisenbahn (-41.565), die Bayerische Landesbrand-Versicherung (-29.237) und den Volkswohl Bund (-16.172). Insgesamt mussten über 20 Versicherer Bestandsverluste hinnehmen, während über 50 Gesellschaften im Wettbewerb die Kundenbasis ausbauen konnten.

Autogiganten zum Wettbewerb bereit

Richtig gesund kommen die beiden großen Kfz-Versicherer, die Allianz und die Huk-Coburg daher. Die beiden Marktführer in der Autoversicherung sind für den weiteren Wettbewerb gut gerüstet. Es könnte daher einen heißen Herbst 2020 geben.

Beide haben aber auch kleine Schwächen. Das gilt beim Huk-Coburg Konzern für die VRK und bei der Allianz für die nun international aufgestellte Allianz Direct. Die ADAC-Autoversicherung hat die Allianz Anfang 2019 von der Zurich übernommen. Sie konnte 2019 bereits knapp 266.000 Verträge für das gemeinsame Konsortium aus ADAC SE (49 Prozent Anteil) und Allianz Deutschland AG (51 Prozent) holen. Für die Allianz Ausschließlichkeit sind der "neue" Direktversicherer ebenso wie die ADAC-Autoversicherung - trotz Medienskandal 2014 mit immer noch gutem Namen - interessante Ventillösungen.

Solide im Kfz-Geschäft unterwegs sind alle großen Autoversicherer, die mit über 20 Prozent ihres Schaden- und Unfallvertragsbestands in dieser Sparte aktiv sind. So erzielte die VHV mit 92 Millionen Euro im Vergleich zur Konkurrenz das höchste versicherungstechnische Ergebnis in der Kraftfahrzeugversicherung, musste aber gegenüber dem Vorjahr einen deutlichen Abrieb hinnehmen. Das gilt auch für die Huk-Coburg Allgemeine, die noch 56,2 Millionen Euro erzielte.

Preise gehen nicht nach oben

Besondere Beitragsanpassungen sind aber angesichts des starken Konkurrenzkampfes, den die Allianz 2017 mit einem intelligenten Bausteintarif wieder entfacht hat, auch für das Wechselgeschäft 2020 kaum vorstellbar, wie Experten bestätigen. Die Huk-Coburg wirbt derzeit bereits intensiv mit ihrem Telematik-Angebot, für dass es vor dem Start in das heiße Wechselgeschäft noch Verbesserungen geben soll. Angesichts des Corona-Lockdown und immer noch weitverbreitetem Home-Office dürften Beitragserhöhungen bei Autoversicherungen auf wenig Verständnis in der Öffentlichkeit stoßen. Vergleichsportale werden wieder aktiv zum Wechsel animieren und den Preiswettbewerb forcieren.  

Insgesamt geht es den Schaden- und Unfallversicherern in Deutschland "gut". Das zeigt ein Blick auf den Markt auf Basis einer kompakten Kennzahlenübersicht. Bei den einzelnen Unternehmen gibt es aber erhebliche Unterschiede. Manche schwächeln insgesamt, andere in bestimmten Sparten. Veröffentlicht wird die Übersicht in der Oktober-Ausgabe von Versicherungsmagazin. 

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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