Anlegerstimmung unter der Lupe: Pessimismus steigt

Die Stimmung unter den Anlegern in Deutschland hat sich im dritten Quartal 2011 deutlich verschlechtert. So rechnen nur 23 Prozent der Befragten mit steigenden Aktienkursen in den kommenden sechs Monaten, halb so viele wie im Vorquartal. Positive Erwartungen an die künftige wirtschaftliche Entwicklung hat nur ein Fünftel. Im zweiten Quartal 2011 waren es noch 42 Prozent. Dies zeigt eine Umfrage von Union Investment zum Anlegerverhalten.

In den kommenden sechs Monaten erwarten 30 Prozent der Anleger leicht fallende Aktienmärkte. Im zweiten Quartal 2011 erwarteten dies nur 14 Prozent. An stark fallende Börsennotierungen glauben 14 Prozent, zehn Prozentpunkte mehr als im Vor-Quartal. Insgesamt beträgt der Anteil der Pessimisten somit 44 Prozent und ist erstmals so hoch wie im ersten Quartal 2003. Optimistisch hingegen sind 23 Prozent der Befragten. Diese Gruppe setzt sich zusammen aus 21 Prozent, die mit leicht steigenden Kursen rechnen (Vorquartal: 40 Prozent) und zwei Prozent, die von stark steigenden Kursen überzeugt sind (Vorquartal: sechs Prozent). Der Anteil der Anleger, die eine Seitwärtsbewegung der Märkte erwarten, sinkt im Vergleich zum zweiten Quartal um fünf Prozentpunkte auf 21 Prozent.

Die negative Stimmung unter den Anlegern führt Giovanni Gay, Geschäftsführer der Union Investment Privatfonds GmbH, auf die Turbulenzen an den internationalen Kapitalmärkten seit Anfang August zurück: "Wir haben es derzeit mit einer zunehmenden Vertrauenskrise zu tun, die jedoch nicht mit harten Fakten belegbar ist." Gay hält die Rezessionsängste für übertrieben und rechnet zum Jahresende mit einer Konjunkturerholung.

Wirtschaftliche Entwicklung: Anleger wechseln ins Lager der Pessimisten
Hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation in den nächsten sechs Monaten, glauben 47 Prozent an keine Veränderung. Im vergangenen Quartal waren es 41 Prozent. Einen konjunkturellen Aufschwung erwartet lediglich ein Fünftel der Befragten im Vergleich zu 42 Prozent im vorigen Quartal. Demgegenüber nehmen die pessimistischen Stimmen um 16 Prozentpunkte auf 33 Prozent zu und übersteigen somit erstmals seit dem zweiten Quartal 2010 die Quote der optimistischen Personen Ungeachtet dessen hat sich die Einschätzung der eigenen finanziellen Lage nur geringfügig verändert: Die meisten Anleger (67 Prozent) gehen davon aus, dass ihre finanzielle Situation in den kommenden sechs Monaten gleich bleibt im Vergleich zu 63 Prozent im Vorquartal. Eine Verbesserung der finanziellen Verhältnisse sehen 21 Prozent (Vorquartal: 23 Prozent), eine Verschlechterung 13 Prozent (Vorquartal: 14 Prozent).

Teuerung und Inflationsangst
Die Mehrheit der deutschen Anleger (84 Prozent) erwartet in den kommenden sechs Monaten weiter steigende Preise (Vorquartal: 90 Prozent). Zwar verzeichnet der Anteil der Befragten, die von stark steigenden Preisen ausgehen, einen Rückgang von neun Prozentpunkten auf zwölf Prozent. Im Gegenzug glauben aber 72 Prozent an leicht steigende Preise im Vergleich zu 69 Prozent im zweiten Quartal 2011. Mit einem konstanten Preisniveau rechnen 15 Prozent, fünf Prozentpunkte mehr als bei der letzten Befragung. Lediglich ein Prozent erwartet fallende Preise. Vor dem Hintergrund des befürchteten Anstiegs der Teuerungsrate machen sich unverändert 66 Prozent der Befragten Sorgen um ihre Ersparnisse.

Seit Anfang 2001 lässt Union Investment durch das Marktforschungsinstitut Forsa quartalsweise eine Erhebung zum Anlegerverhalten durchführen. Befragt werden 500 Finanzentscheider in privaten Haushalten im Alter von 20 bis 59 Jahren, die mindestens eine Geldanlage besitzen.

Quelle: Union Investment

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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