Arag wird europäische Gesellschaft, Zentrale bleibt in Düsseldorf

Die Arag Rechtsschutzversicherung will sich neu als europäische Gesellschaft, eine Societas Europaea SE, aufstellen. Die Umwandlung könnte nach Zustimmung der Aufsichtsgremien schon im Oktober 2011 erfolgen. Bedenken, dass mit der Umstrukturierung eine Verlegung des Hauptsitzes verbunden sein könnte, zerstreute der Vorstandsvorsitzende, Paul-Otto Faßbender, auf der Bilanzpressekonferenz.

„Auch in neuer Rechtsform werden wird unseren Hauptsitz weiterhin in Düsseldorf behalten.“ Zentrale Funktionen wie das Rechnungswesen sollen künftig ganz in der Landeshauptstadt konzentriert werden. Die Umwandlung ist eine Reaktion auf das ab 2013 geltende strengere Aufsichtsrecht „Solvency II“. „Wenn wir unsere ausländischen Gesellschaften in Niederlassungen der europäischen ARAG SE umwandeln, können Eigenmittel flexibler genutzt werden“, erläuterte Faßbender.

Bestes Ergebnis seit Jahren, Schwächen im Rechtsschutzgeschäft
2010 erzielte die ARAG das beste Ergebnis der vergangenen vier Jahren. Geringere Steuerbelastungen, bessere Geschäfte im Ausland sowie im Kranken- und Lebensversicherungsgeschäft ermöglichte eine Steigerung des Jahresüberschuss um mehr als das Doppelte von 21 Millionen auf 51,1 Millionen Euro. Die Einnahmen des Konzerns stiegen um 4,4 Prozent von 1,37 Milliarden Euro auf 1,43 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr 2011 lag das Wachstum bei 3,3 Prozent. Allein im deutschen Rechtsschutzgeschäft schwächelt die ARAG weiterhin. Hier sanken die Einnahmen um 2,3 Prozent von 307,1 Millionen auf 300 Millionen Euro und der Markanteil fiel von 10,4 auf 10,1 Prozent.

Werbung um Berufseinsteiger mit Mindestqualifikation Mittlere Reife
Mit dem Ausbau der freiberuflichen Vermittler, die allein für die Arag tätig sind, soll der Kundenverlust bis 2013 gestoppt werden. Rund 140 Berufseinsteiger, die mindestens ihre Schule mit der Mittleren Reife abgeschlossen haben, sollen in diesem Jahr noch als Vermittler gewonnen werden.
Wichtiger wird zudem der Maklervertrieb. Vor allem in der Kranken- und Lebensversicherung dominieren Versicherungsmakler das Geschäft bei dem Unternehmen. Insgesamt halten sich die Vertriebswege mit 47 Prozent Makler und 53 Stammorganisation aber ungefähr die Waage. In der Rechtsschutzversicherung vermittelten Makler immerhin schon 40 Prozent des Geschäftes.

Professionelle Streitschlichtung im Angebot
Erfolge verspricht sich das Unternehmen zudem davon, dass Kunden im Streitfall künftig nicht mehr immer direkt zum Anwalt und vor Gericht laufen müssen. Angeboten wird eine professionelle Streitschlichtung, die sogenannte Mediation. Im vorigen Jahr nutzen schon 3.000 Kunden das Verfahren, 2011 rechnet man schon mit 6.000 Streitschlichtungen.

Incentives ja, Sex-Reisen nein
Belohnungsreisen mit Prostituierten, wie bei einer Tochter des Ergo-Konzerns, hat die Arag bisher nicht veranstaltet. „Solange ich etwas zu sagen habe, wird es so etwas auch nicht geben“, betonte Faßbender. Die Skandal-Reise der Ergo sei für den Vertrauensaufbau der Branche „sehr störend“. Gleichzeitig verteidigte das Unternehmen Incentive-Reise. „Wir honorieren mit solchen Reisen einen kleinen Kreis von Vermittlern, die mit hoher Qualität beraten haben“, sagte Vertriebsvorstand Johannes Kathan. Grundsätzlich würden immer die Ehefrauen mitreisen. Kritisch äußerte sich das Unternehmen über Vermittler, die aus reinem Provisionsinteresse Kunden veranlassten, private Krankenversicherungsverträge zu kündigen und bei einer anderen Gesellschaft neu abzuschließen.

Provisionsrückzahlungen bei vorzeitiger Kündigung
Solche verbraucherschädlichen „Umdeckungen“ sollten dadurch verhindert werden, dass die Vermittler einen Teil ihrer Provision zurückzahlen müssen, wenn der Kunde innerhalb von fünf Jahren kündigt. Eine entsprechende Gesetzesinitiative der Regierung wurde von der Arag begrüßt.

Bild: Arag

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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