Assekurata geht mit externem Bilanzcheck in die Offensive

Die deutschen Versicherer sind nach derzeitigem Kenntnisstand unmittelbar nur begrenzt von der Finanzkrise betroffen. Hintergrund ist das vergleichsweise geringe Investment in ausfallbedrohte strukturierte Kreditprodukte. Mittlerweile nimmt die Krise allerdings Formen an, denen sich auch die deutschen Versicherer mittelbar nicht entziehen können. Die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur will nun die Auswirkungen der Kapitalmarktkrise auf die Ertragslage ermitteln und startete Datenanfragen an die von der Agentur gerateten Versicherer.

Ausfallrisiken nicht ausgewiesen
„Unser Rating-Verfahren basiert auf der Vorgabe, dass ein Rating auch unterjährig überprüft wird, wenn die Marktverhältnisse dazu Anlass geben“, sagt Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur. Damit geht er in die Offensive - was löblich und offenbar auch nötig ist. Nicht nur Assekurata stört sich an den wenig aussagekräftigen Zahlen zu Aktieninvestments in den Bilanzen sowie an der Tatsache, dass Ausfallrisiken für Rentenpapiere bisher nirgends ausgewiesen sind. Mittelbar gibt es Auswirkungen der Finanzmarktkrise, etwa durch Zeitwertverluste bei Rentenpapieren, Kurseinbrüche bei Aktien sowie Bonitätsprobleme von Bankentiteln und Pfandbriefen, die in den Portfolien der Versicherer eine feste Größe sind. Dies aufzuklären, hofft Assekurata innerhalb der nächsten zwei Wochen.

Wertverfall der Aktien belastet Versicherer
Den Anlass für diesen ungewöhnlichen Schritt skizziert Will mit den Verwerfungen auf den Kapitalmärkten. Seit Jahresbeginn befinden sich die wesentlichen Aktienindizes teilweise in einem dramatischen Abwärtsstrudel mit Verlusten von fast 35 Prozent. Die Dimension entspricht nahezu einem der aufsichtsrechtlichen Stresstest-Szenarien, nachdem die Auswirkungen eines Kursverfalls von Aktien um 35 Prozent simuliert werden. Der Wertverfall bei Aktien belastet die Ertragssituation bei den Versicherern. Von besonderer Bedeutung seien auch die Entwicklungen auf den Rentenmärkten. Durch den Anstieg des Zinsniveaus seit Mitte 2005 erzielen Versicherer in der Neuanlage wieder höhere Einstandsrenditen. Dabei ist allerdings eine sehr hohe Volatilität zu beobachten. Laut Will gebe es allein in diesem Jahr Schwankungen zwischen 3,63 und 4,78 Prozent. Parallel dazu hätten sich die Creditspreads deutlich ausgeweitet.

Sicher eingestufte Bankentitel erscheinen als risikobehaftet
„Seit Jahresbeginn stieg die Renditedifferenz zwischen einjährigen Pfandbriefen und einjährigen Staatsanleihen des Bundes von ca. 60 Basispunkten auf rund 190 Basispunkte an“, informiert Will. Dies sei ein deutlicher Indikator für die Verunsicherung der Märkte und die wachsende Risikoaversion der Anleger. „Im Ergebnis kommt es zu erheblichen Zeitwertverlusten in den Rentenbeständen und damit in vielen Fällen per Saldo zu einer Lastenposition“, folgert der Assekurata-Geschäftsführer. Daneben rücken insbesondere die tatsächlichen Ausfallwahrscheinlichkeiten verstärkt ins Blickfeld. Wegen der mittlerweile verbreitet in Frage gestellten Bonität vieler Marktteilnehmer im Bankensegment erscheinen derzeit bislang als sicher eingestufte Bankentitel und sogar Pfandbriefe als risikobehaftet. Solche Kapitalanlagen dominieren in den Portfolien der Versicherer.

Die externe Bilanzsicht zeigt allerdings weder, in welchem Umfang in Aktien investiert wird, noch welche Ausfallrisiken für Rentenpapiere bestehen. Zudem ist aus externer Warte nicht ersichtlich, in welcher Höhe vorhandene stille Reserven und vorgenommene Absicherungsmaßnahmen die Abschreibungsrisiken aufgrund von Marktwertverlusten reduzieren.

Ersten Aufschluss ergab eine Blitz-Umfrage von map-fax, Kurznachrichtendienst für Risiko und Vorsorge aus dem Hause map-report (siehe vom 2. Oktober): Die deutschen Lebensversicherer haben im Jahresmittelwert 2007 demnach rund zehn Prozent ihrer Kapitalanlagen in Aktien gehalten. Nimmt man Aktien und Fonds zusammen, kommt die Allianz auf den höchsten Wert (16,55 Prozent). Mit Abstand folgen R+V (15,8 Prozent), Neue BBV (15,02 Prozent), Stuttgarter (korrigierter Wert: 12,78 statt ursprünglich von der Stuttgarter genannte 22,71 Prozent) und Württembergische (12,57 Prozent).

Eventuelle Aufnahme der Ratings in Watchlist
Man darf gespannt sein, ob die nun eingeleitete Datenerhebung von Assekurata neue Erkenntnisse bringt. „Sofern es danach aus unserer Sicht einer Rating-Anpassung bedarf, informieren wir die Öffentlichkeit“, erklärt Will. Auch die Aufnahme der betroffenen Ratings in eine Watchlist sei nicht ausgeschlossen.

Autor(en): Detlef Pohl

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