Axa-Report: Zu stark auf die gesetzliche Rente gesetzt

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Jeder zweite Erwerbstätige in Deutschland fragt sich, ob private Altersvorsorge überhaupt noch sinnvoll ist. Das ist nur ein markantes Ergebnis des Axa Deutschland-Report zu Ruhestandsplanung und -management, der in allen 16 Bundesländern die Einstellungen der Berufstätigen und Ruheständler erfasst.

59 Prozent der Befragten klagen über eine wachsende Angst beim Thema Altersvorsorge und bereits 39 Prozent erwarten als Rentner oder Pensionär eine verschlechterte Lebensqualität. Dieses alarmierende Bild der Studie steht in deutlichem Gegensatz zur Einschätzung der aktuellen Ruheständler: Drei Viertel von ihnen (76 Prozent) berichten über eine gleiche oder sogar verbesserte Lebensqualität als zuvor im Beruf.
Insgesamt zeigt sich in Deutschland ein stark sinkendes Engagement bei der Ruhestandsplanung. Sechs von zehn Erwerbstätigen haben damit begonnen (60 Prozent). Und offensichtlich ist dieses Versäumnis den Befragten auch bewusst: So halten die Erwerbstätigen bundesweit im Durchschnitt 60 Prozent mehr an monatlicher Vorsorgeleistung zur privaten Altersvorsorge für nötig (412 Euro), als sie selbst tatsächlich aufbringen (257 Euro).

Anhaltende Niedrigzinsphase hat bereits Spuren hinterlassen
Am generellen Sinn privater Altersvorsorge zweifeln laut Axa Report auffallend mehr Berufstätige in Ostdeutschland als im Westen. Zugleich liegen im Osten auch die monatlichen Sparraten zur privaten Altersvorsorge klar unter denen in Westdeutschland. Bundesweit am wenigsten investieren dabei laut eigener Aussage die Sachsen mit nur 178 Euro sowie die Berliner mit 194 Euro im Monat für die private Altersvorsorge. Am meisten und fast doppelt so viel wenden dagegen die Saarländer auf mit 345 Euro im Monat, gefolgt von den Erwerbstätigen in Hamburg mit 323 Euro und in Baden-Württemberg mit 315 Euro.
Allerdings hat die anhaltende Niedrigzinsphase bereits drastische Spuren hinterlassen: Sechs von zehn Erwerbstätigen in Deutschland (59 Prozent) schließen wegen der niedrigen Zinsen keine neuen Vorsorgeverträge mehr ab. Und jeder fünfte von ihnen hat wegen der Niedrigzinsen auch schon bestehende Vorsorgeverträge gekündigt.

Auf welche Vorsorgeformen gesetzt wird

Bundesweit die wenigsten Sorgen um ihre finanzielle Situation im Ruhestand machen sich Berufstätige im Saarland und in Baden-Württemberg. Nirgends sonst gehen so viele davon aus, dass das Renteneinkommen im Alter ausreichend sein wird. Interessant ist dabei, auf welche Vorsorgeformen hierzu gesetzt wird. So bauen in keinem anderen Bundesland so viele Erwerbstätige auf ein selbstgenutztes Eigenheim wie an der Saar (68 Prozent) und in Baden-Württemberg (67 Prozent), wo zudem fast jeder vierte Erwerbstätige auch auf den Besitz einer vermieteten Immobilie zur Vorsorge setzt -ein bundesweit einsamer Spitzenwert.

Zu stark auf die gesetzliche Rente verlassen
Exakt jeder dritte im Ruhestand lebende Deutsche gibt ausdrücklich zu, dass er sich rückblickend zu stark auf die gesetzliche Rente bei der Planung verlassen hat. In Sachsen-Anhalt und Sachsen sagt dies sogar fast jeder zweite Ruheständler. Dagegen ist es in Rheinland-Pfalz nur etwa jeder siebte Ruheständler, in Bremen und Schleswig-Holstein nur jeder vierte.

Erhaltene oder erwartete Erbschaften spielen nirgends eine so große Rolle für das anstehende Ruhestandseinkommen der Erwerbstätigen wie in Bremen. Mehr als jeder vierte Berufstätige in der Hansestadt (26 Prozent) gibt dies zu Protokoll. Solche hohen Werte werden auch in Hamburg (25 Prozent) und Berlin (23 Prozent) erreicht. Außerhalb der Stadtstaaten kann aber nur Baden-Württemberg (25 Prozent) damit konkurrieren.

Hintergrundinformationen
Durch insgesamt 3.243 Telefoninterviews (CATI) wurden repräsentativ in allen 16 Bundesländern Erwerbstätige und im Ruhestand befindliche Personen befragt. Die Befragung wurde in den Monaten März und April 2015 durchgeführt.

Textquelle: Axa und Yougov; Bildquelle: © sp-pic /fotolia

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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