BDVM: Makler ist verlässlicher Partner in der Krise

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Wie haben sich die Makler in den vergangenen Corona-Monaten geschlagen? Wie schätzt der Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) die Lage seiner Mitglieder ein? Und wie haben sich die Versicherer in dieser Krise bislang verhalten? Konstruktiv kritische Töne von BDVM-Präsident Thomas Haukje.  

Thomas Haukje, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) und geschäftsführender Gesellschafter der Nordwest Assekuranzmakler GmbH & Co. KG, beschwor beim BDVM Online-Symposium 2021 und seiner Rückschau auf die vergangenen 15 Pandemie-Monate kräftige, pralle Bilder.

Tektonische Platten, die aufeinanderkrachen

So sprach er von der „Viruswirklichkeit“, die gewaltig in „unseren Kosmos platzte“, dem „schwarzen Schwan“, der in unserer beschaulichen Realität „direkt gelandet“ sei, zu „blanken Nervenzusammenbrüchen“ geführt habe, aber doch nicht die Apokalypse ausgelöst habe. Er skizzierte unsere Wirklichkeit der vergangenen Monate, die von digitalen Kneipenbesuchen und Einsamkeit geprägt waren, von – mentalen – Erschütterungen, oft stärker als 9/11. Das Erlebte verglich er sogar mit „tektonischen Platten“, die aufeinander krachten.

Um am Ende was zu zeigen? Dass Corona ein Brandbeschleuniger für die Digitalisierung gewesen ist und sich dabei gezeigt habe, dass die Versicherungswirtschaft „doch keinem digitalen Steinbruch gleicht“. Dass die prognostizierte Insolvenzwelle noch nicht über uns zusammengeschlagen ist und dass vor allem die Makler und ihre Verbände, selbstverständlich allen voran der BDVM, in dieser turbulenten Zeit, einen verdammt guten Job gemacht hätte(n).

Das würden vor allem die Kunden ihren Makler attestieren. So sei in der Corona-Krise das Verhältnis der Makler zu ihren Kunden von einem partnerschaftlichen Miteinander geprägt gewesen, die Makler seien ihren Kunden mit Wertschätzung begegnet und diese hätte dieses Verhalten sehr goutiert. Haukje stolz: „Makler haben sich in der Krise als treue Bundesgenossen erwiesen.“

Und wie sieht Haukje die nahe Zukunft der Versicherungsbranche? Gut bis sehr gut, mit zahlreichen Gewinnern bei den Sparten und den einzelnen Häusern. So planten viele Branchenteilnehmer zu expandieren, durch Zukäufe noch attraktiver zu werden. Ein Merkmal dieser Entwicklung sei schon zu erkennen: Die Allianz sei aktuell das zweitwertvollste Unternehmen in Deutschland.

Auch werden seines Erachtens die Auswirkungen der Corona-Krise für viele Sparten wie D&O, Financial Lines oder die Kfz-Versicherung noch lange zu spüren sein – „im positiven Sinne natürlich“.

Zukunft erfordert neue Bürokonzepte, hybride Arbeitswelten

Aber nach Ansicht des BDVM-Präsidenten bleibt für die Versicherungswirtschaft noch viel zu tun, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. So möchten wohl gut 80 Prozent der Mitarbeiter in den Unternehmen nicht mehr in ihren früheren normalen Büroalltag zurückkehren. Das erfordere neue Bürokonzepte, hybride Arbeitswelten, die aber auch dafür sorgen sollten, dass die schleichende Entfremdung der Menschen gestoppt werde.

Viel investiert werden müsse auch in die Gewinnung engagierter und kompetenter Mitarbeiter, ganz gleich, ob man junge Menschen für die Versicherungswirtschaft gewinne oder erfahrene zu früh ausgemusterte Branchenkenner wieder ins Boot hole. Denn wertvolles Knowhow gehe sonst verloren. Oder Versicherer würden sich gegenseitig die besten Kräfte abwerben, besonders im Underwriting sei dieser problematische Trend zu beobachten.

Maklerunternehmen als neue Assetklasse?

Vor allem im Corona-Jahr 2020 hat sich die schon lange schwelende Marktkonsolidierung extrem beschleunigt. Haukje munkelte, ob darum Maklerunternehmen vielleicht schon bald zur neuen Assetklasse würden.

Viel Kritik mussten aber die Versicherungsunternehmen und sein Gesamtverband, der GDV, beim Online-Vortrag des Assekuranzmaklers einstecken. Haujke mahnend: „Die Versicherungswirtschaft hat eine dienende Rolle. Diese Haltung muss sie auch wieder einnehmen und sich als fachkompetenter und von Interessen losgelöster Diskussionspartner zeigen“. Das sei in der jüngsten Vergangenheit wohl in Vergessenheit geraten, was sich zum Beispiel beim Umgang mit der Betriebsschließungsversicherung (BSV) gezeigt habe. Der arrogante Umgang mit diesem Thema und den diesbezüglichen Kunden hätte der Branche sehr geschadet, wäre sogar toxisch gewesen

Und beim GDV bemängelte er dessen Gebaren, bei Innovationen die Vermittler nicht miteinzubeziehen. „Vermittler werden oft überhaupt nicht als Berater genannt“, schimpfte er. Immerhin gebe es jüngste Signale aus der Branche, dass sie und ihre Verbände künftig schneller über neue Entscheidungen und Entwicklungen informiert würden.

 

Kurzsichtige Entscheidungen in der Politik

Und kurz vor der Bundestagswahl im September gab es natürlich auch noch Seitenhiebe in Richtung Politik. Vor allem die Begeisterung mancher Politiker und Parteien in Deutschland für den norwegischen Staatsfonds als Alternative für die Riester-Rente belächelte Haujke leicht. Denn ein vor allem in Öl investierter staatlicher Rentenfonds passe zu einer auf Nachhaltigkeit fixierten Politik einfach nicht.    

Auch der GDV zweifelt übrigens daran, dass der Staat ein guter Vermögensverwalter ist, und sieht zahlreiche Gefahren lauern: zu hohe Risiken, fehlende Kapitalstreuung oder zweckentfremdete Gelder. Als Negativbeispiel nennt der Verband gerne Irland mit seinem 2001 gegründeten staatlichen Pensionsreservefonds. Hier hatte die irische Regierung jährlich ein Prozent des Sozialprodukts eingezahlt, um mit den Erträgen die steigenden Pensionslasten ab 2025 abzufedern. Der Großteil lag in Aktien. In der Finanzkrise wurde ein Teil des Geldes dann zur Bankenrettung zweckentfremdet. Aktuell gibt es aber keine Bindung an die Rente mehr.

 „Ohne uns Makler wird es nicht gehen“

Nach Einschätzung von Haukje hat Corona hat einen epochalen Systemwechsel eingeleitet, auch in der Versicherungswirtschaft. Dabei habe sich gezeigt, dass die Digitalisierung und eine gute Personalpolitik die Säulen der Zukunft sein müssen. Und wer in diesem Kontext auf keinen Fall fehlen dürfe, seien die Makler. Der BDVM-Mann selbstbewusst: „Die Krise hat eindrücklich gezeigt, dass sich Qualität durchsetzt. So wird es ohne uns Makler nicht gehen. Als Sachwalter des Kunden sind wir unverzichtbar!“

Klar, dass am Ende seines Vortrages die digitalen Daumen, strahlende und küssende Emojis den Bildschirm nur so fluteten.   

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Autor(en): Meris Neininger

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