Berufsunfähigkeit: Angst vor Krankheit mündet oft nicht in Schutz

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Viele Arbeitnehmer haben Angst vor einem Jobverlust wegen Krankheit und finanziellen Einbußen. Das geht aus einer Umfrage des Beratungsunternehmens Yougov im Auftrag der DEVK Versicherung hervor. Trotzdem scheitern viele Arbeitnehmer beim Versuch, eine Berufsunfähigkeitspolice abzuschließen, an den Hürden der Gesundheitsprüfung. Das berichten Versicherungsmakler.

Rund 80 Prozent der gesetzlich versicherten Arbeitnehmer zwischen 18 und 60 Jahre fürchten sich besonders davor, schwer krank zu werden. Diese Angst steht mit Abstand an der Spitze ausgewählter Gefahren des täglichen Lebens. Immerhin die Hälfte fürchtet sich in erster oder zweiter Linie vor einem Unfall. Gleichzeitig ängstigen sich nur 30 Prozent der Befragten berufsunfähig zu werden. Dabei können schwere Krankheit oder ein Unfall ebenfalls zu Berufsunfähigkeit (BU) führen.

Nach einer Studie der Techniker Krankenkasse nehmen übrigens psychische Erkrankungen unter Studenten deutlich zu. Insgesamt erhielten über 21 Prozent der Studierenden, also mehr als jeder Fünfte, 2013 eine psychische Diagnose. Vor allem Frauen sind mit rund 30 Prozent betroffen, während die Quote bei männlichen Studierenden bei rund 15 Prozent liegt.

Vorerkrankungen größte Hürde für BU-Schutz
Mit einer solchen Diagnose „im Gepäck“ wird es für angehende Akademiker ganz schwer, noch einen ausreichenden privaten BU-Schutz zu bekommen. Demgegenüber sind handwerklich körperlich Tätige scheinbar vor allem von den hohen Beiträgen abgeschreckt. „Wir stellen immer wieder fest, dass Menschen, die handwerklich oder körperlich tätig sind, sich nicht um eine Berufsunfähigkeitsversicherung kümmern. Im Verhältnis zu anderen Berufen, sind die Anfragen deutlich geringer“, sagt Helge Kühl, Versicherungsmakler aus Neudorf bei Kiel.

Hohe Zuschläge wegen Vorerkrankungen
Schon der Normalpreis sei für körperlich tätige Menschen im Vergleich zu Büroangestellten in den letzten Jahren extrem angestiegen. „Wenn die Handwerker dann mit rund 30 Jahren aufwachen, weil erste körperliche Zipperlein ihnen bewusst machen, dass sie ihren Job möglicherweise nicht bis 67 durchhalten, dann ist es eigentlich schon zu spät.“ Sie könnten sich dann eine Berufsunfähigkeitsversicherung aufgrund von hohen Zuschlägen wegen Vorerkrankungen kaum noch leisten oder würden im schlimmsten Falle gar nicht mehr angenommen. „Für mich ist diese Situation schon ein Marktversagen, weil die Menschen, die einen Berufsunfähigkeitsschutz am nötigsten brauchen, ihn nicht mehr bekommen können“, so Kühl.

Nicht auf eigene Faust BU-Schutz beantragen
Auf keinen Fall sollten Berufstätige versuchen, auf eigene Faust eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. „Wer das bei ein oder anderen Versicherer probiert, schafft ganz schnell Fakten und handelt sich Ablehnungen und Erschwernisangebote ein“, warnt Mathias Helberg, Versicherungsmakler aus Osnabrück. Wer mit realen Daten bei einem Versicherer einen Antrag stellt, muss bei Vorerkrankungen mit einer Eintragung in Hinweis- und Informationssystem der Versicherer (HIS) rechnen. Eintragungen gibt es zudem schon, wenn die beantragte monatliche Rente eine bestimmte, relativ niedrig angesetzte Höhe überschreitet.

Mit Risikovoranfragen Gesundheitszustand des Kunden überprüfbar
„Die Meldung ins HIS soll den Versicherern ermöglichen, Überversicherungen zu erkennen und zu vermeiden“, erläutert Björn Hinrichs, Geschäftsführer der Informa GmbH, die das HIS betreibt. Um solche Einträge zu vermeiden, sollten Verbraucher unbedingt den Service von Versicherungsmaklern und Versicherungsberater nutzen. Sie reichen dann bei den Versicherern anonyme Voranfragen ein. „Mit Risikovoranfragen kann geklärt werden, wie die Versicherer die Gesundheit des Kunden bewerten, ohne dass dadurch für den Betroffenen Nachteile entstehen“, erläutert Fachmann Helberg.

Weiterhin gebe es je nach Fall und Versicherer extrem unterschiedliche Risikobewertungen. Die wichtigste Botschaft der Praktiker: Schnell, jung und gesund muss man sein, um einen guten und bezahlbaren BU-Schutz zu bekommen“, so Experte Kühl. Hier dürfe es kein Aufschieben, Aussitzen oder Verpennen geben.

Bildquelle: © agvisuell / fotolia

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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