Berufsunfähigkeits-Versicherung: Wettrennen der Rater

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Keine andere Versicherung wie die Berufsunfähigkeits-Versicherung (BU) zeigt ihren wahren Charakter erst im Schadenfall. Für schwer erkrankte Betroffene kann der Weg bis zur Rentenzahlung ein echter Spießrutenlauf werden. Daher ist es für Vermittler sehr wertvoll, wenn sie wissen, welcher Versicherer eine hohe Kompetenz in Sachen BU hat. Tendenziell dürfte dann die Abwicklung fair und schnell sein. Damit gibt es weniger Ärger und Aufwand für den Vermittler – ja, vielleicht sogar eine Empfehlung, wenn der Berufsunfähige sehr zufrieden ist.

Nach Meinung des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) verlangt die komplexe BU mehr als nur einen Preisvergleich. Notwendig sei ein Blick hinter die Kulissen. Das sehen Verbraucherschützer anscheinend anders. Denn die Stiftung Warentest begnügt sich seit Jahren im Wesentlichen mit einem Blick auf die Leistungen. Die Versicherungsbedingungen gehen zu 75 Prozent in das Urteil der Bewerter ein. 25 Prozent gibt es für einfache und verständliche Anträge. Damit prüfen die Verbraucherschützer zumindest am Rande etwas die Kompetenz der Anbieter.

Die Sieger in der Gesamtbewertung sind ...

Demgegenüber hat das IVFP neben seinem SBU-Produktrating nun zusätzlich die BU-Kompetenz der Anbieter umfangreich unter die Lupe genommen. Sieger in der Gesamtbewertung sind mit jeweils fünf Sternen Axa, HDI, LV1871, Swiss Life und Zurich. Die Stuttgarter und der Volkswohlbund schafften es nicht ganz nach oben. Beide mussten mit vier Sternen Vorlieb nehmen. Untersucht wurden die Teilbereiche "Geschäft", „Leistungsprüfung“, „Antragsprüfung“ und „Service“. Dabei gehen die ersten beiden Kategorien mit jeweils 30 Prozent und die letzten beiden Kategorien mit 20 Prozent in die Gesamtnote ein.

Durchaus spannende Daten

Das IVFP hat dabei hohes Vertrauen zu den Unternehmen, denn es werden per Fragebogen „sensible Daten“ von über 70 Einzelkriterien erhoben und bewertet. Das dürfte den Analysten nicht leichtfallen. So wird etwa das Nachprüfungsverfahren an einem bestehenden BU-Leistungsfall bewertet und ein gänzlicher Verzicht auf Umorganisation als „Besonderheit“ eingestuft. Erhoben wird die Rücktrittsquote im Verhältnis zu den Leistungsanträgen oder die durchschnittliche Dauer von der BU-Meldung bis zur abschließenden positiven Leistungsentscheidung – Daten die durchaus für eine Einzelveröffentlichung interessant wären.

Interessant: Auf Daten der Konkurrenz gestützt

Überraschender Weise stützt sich das IVFP-Rating sogar auf Daten der Konkurrenz. So wird die BU-Leistungsquote nach Morgen & Morgen erhoben, weil sie sic - so die IVFP-Rater - „am Markt durchgesetzt hat und auch vom Vertrieb akzeptiert wird“.

Umfassende Analyse durch Morgen & Morgen

Grundsätzlich erhebt auch das Analysehaus Morgen & Morgen die Kompetenz der BU-Versicherer. Die Rater aus Hofheim am Taunus nutzen dabei aber nur eigene Kriterien. Bei Morgen & Morgen gehen in das Gesamtrating „Berufsunfähigkeit“ vier Teilratings mit unterschiedlicher Gewichtung ein. Bedingungen bestimmen bei Morgen & Morgen zu 40 Prozent das Gesamturteil, die Kompetenz ist immerhin zu 30 Prozent ausschlaggebend. Hinzu kommt die Beitragsstabilität (20 Prozent) und Antragsfragen (zehn Prozent).

Das Teilrating „Kompetenz“ besteht aus fünf Komponenten und bewertet rund 50.000 Daten der Jahrgänge ab 2000. Diese Auswertung ist damit ebenfalls ganz schön „kompetent“.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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