Best Ager wollen Vermögen "ewig" behalten

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Senioren möchten dauerhaft fit und aktiv weiterleben. Sie verdrängen Einschränkungen und Verluste. Bezeichnend: 64 Prozent der Best Ager haben noch kein Testament gemacht. Das Vermögen soll unangetastet "ewig" erhalten bleiben.

Diese typischen Einstellungen der Generation 55plus hat jetzt das Kölner Rheingold Institut im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) ermittelt. Befragt wurden 805 "Verantwortliche für Finanzfragen des Haushaltes“ im Alter von 55 bis 75 Jahren. Nach Aussage des Studienleiters, Heiko Thomas, führt die Rede vom "Verzehr" und vom "Entsparen" des vorhandenen Vermögens zu einer starken Beunruhigung dieser Altersgruppe.

Vorurteile gegen Berater
Daher sind sie gegenüber jeder Art von Beratern äußerst skeptisch. Berater würden als "Bestatter“ des Vermögens erlebt. Dabei stehen aber beispielsweise die Provisionen der Berater nicht im Vordergrund. Die Ablehnung resultiere daraus, dass die Berater mit schmerzlichen Fragen zur Dauer der Anlage die Best Ager mehr oder weniger zwingen, sich mit den ausgeblendeten Teil des Alterns zu beschäftigen. So sagte beispielsweise eine 71-Jährige in der Befragung: "Es steht nicht im Vordergrund, wie sich mein Leben verändern wird!"

In den vergangenen fünf Jahren haben sich nur 25 Prozent der Befragten mehrmals zu finanziellen Dingen beraten lassen, 23 Prozent nur einmal. Das heißt: Die Mehrheit der Älteren will sich mit finanziellen Dingen im Alter einfach nicht beschäftigen. Vielfach liegen große Vermögenswerte auf Festgeldkonten.

Dienstleistungen gewünscht
Tatsächlich gewünschte Produktangebote gehen nach Feststellung der Wissenschaftler weit über Finanzprodukte hinaus. Die Best Ager erhoffen sich eine Beratung zur künftigen Lebensgestaltung. "Gewünscht ist eine Kombination von finanzieller und sozialer Rendite, eine Form von sozialer Heimat", heißt es beim DIA. Die Umfrage zeigt, dass herkömmliche Produktangebote, bei den Versicherern dominiert noch immer die Einmalzahlung, den Bedürfnissen der Zielgruppe kaum entsprechen. Da ist es kein Wunder, dass die Versicherer über ein eklatantes Wiederanlageproblem klagen.

Laut der Schmidt Management Consulting (SMC), die regelmäßig das Wiederanlagemanagement von Lebensversicherer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz untersucht, können Versicherungsunternehmen lediglich zehn Prozent des ausgezahlten Kapitals zurückholen.

Nur Pflegevorsorge reicht nicht
Laut SMC planen aber rund 50 Prozent der Anbieter ein zusätzliches Produktangebot im Bereich Wiederanlage. Als Schwerpunkt gilt mittlerweile die Pflegevorsorge. Mit unter einen Fünftel planen nur wenige Versicherer zusätzliche Dienstleistungen. Doch solche Angebote aus den Bereichen Generationenberatung oder Vererben, dürften bei den Best Agern viel besser ankommen, als eine standardisierte Anlageberatung.

Bildquelle: © Zerbor / fotolia.com

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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