Betriebliche Krankenversicherung: Wachstumstreiber in der PKV

Angebote im betrieblichen Gesundheitsmanagement und in der betrieblichen Krankenversicherung gehören im Zusatzversicherungs-Geschäft der privaten Krankenversicherer (PKV) zu den größten Wachstumstreibern, wie auf einer Fachtagung zu aktuellen Themen der PKV am 21. und 22. August in Berlin festgestellt wurde.

Während der Vertrieb über Kooperationen mit gesetzlichen Krankenversicherern (GKV) bereits 2007 seinen Zenit erreichte - in dem Jahr gab es im gesamten Zusatzversicherungsmarkt Nettozugänge von über 1,6 Millionen Kunden, ein Großteil davon über Kooperationen - ist der Stern der betrieblichen Krankenversicherung (bkV) nach wie vor am Steigen. Nach wie vor sind Angebote für Zahnersatz und Zahnprophylaxe - wie im gesamten Zusatzversicherungsmarkt - auch bei betrieblichen Gruppenverträgen die absoluten Renner, während wirklich existentiell wichtige Bereich wie Pflegetagegeld in der Wahrnehmung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern nach wie vor eine zwar wachsende, aber immer noch untergeordnete Rolle spielen, wie Michael Kurtenbach, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Krankenversicherung, anhand einer Studie seines Unternehmens mit dem F.A.Z.-Institut vom März dieses Jahres belegte. In der vertrieblichen Praxis "findet Pflege praktisch nicht statt", wie er bedauernd feststellte. Der Vorsorge-Tarif, der erst 2012 eingeführt wurde, sei dagegen auf dem Vormarsch.

Reine Kollektivverträge für Firmen
Wie groß die Möglichkeiten generell sind, belegt die Tatsache, dass 53 Prozent der Unternehmen bisher weder gesundheitsfördernde Maßnahmen für ihre Mitarbeiter noch betriebliche Krankenversicherungen anbieten. Als eins der ersten Unternehmen am Markt für bKV und betriebliche Gesundheitsvorsorge und nach eigenen Worten Marktführer bietet die Gothaer reine Kollektivverträge an, die die Risikokollektive klar trennen: in die Gruppenverträge mit Arbeitnehmern auf der einen und die Einzelverträge auf der anderen Seite.

Was die Finanzierung betrifft, spürt er zwar einen leichten Trend hin zur Arbeitgeberfinanzierung, die Masse an Verträgen seines Hauses werden allerdings von den Arbeitnehmern selbst bestritten. Insgesamt könnten durch Unisex Arbeitgeber-finanzierte Verträge Auftrieb bekommen. Interessant seien auch Anschubfinanzierungen durch den Arbeitgeber und eine spätere Übernahme durch den Arbeitnehmer, was - und davon sei man überrascht gewesen - funktioniere. Insgesamt fahre man als Krankenversicherer mit Fokus auf das Zusatzgeschäft mit den Firmentarifen gut, wie das Wachstum in diesem Segment um 6,2 Prozent im Jahr 2012 belegt. Der Markt ist nur um 3,6 Prozent gewachsen.

Mit Gesundheitsvorsorge sparen
Auf die konkreten Einsparungen durch gutes betriebliches Gesundheitsmanagement machte Klaus Henkel, bis Ende Juni Vorstandsvorsitzender der Süddeutsche Krankenversicherung a.G. (SDK), aufmerksam. So spricht der aktuelle Report der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga-Report 2013) von Einsparungen bei den Fehlzeiten zwischen 1:2,5 bis 1:4,6. "Das bedeutet, dass für jede aufgewendeten 1.000 Euro beispielsweise 2.500 Euro durch reduzierte Krankheitskosten eingespart werden können", verdeutlichte er ein wichtiges vertriebliches Argument.

Sein Unternehmen betreibt sei 16 Jahren das Gruppenversicherungsgeschäft und hat im Januar 2013 eine eigene Gesellschaft extra für Dienstleistungen auf dem Gebiet des betrieblichen Gesundheitsmanagements gegründet, die gesundwerker eG, die vor allem für kleine und mittelständische Firmen betriebliche Gesundheitsmaßnahmen plant, umsetzt und kontrolliert.

Unabhängig davon - das müsse sauber getrennt werden - verkauft die SDK bKV-Verträge, schon für Unternehmen ab zwei Beschäftigten. "Die Mindestzahl von fünf Personen kann über Familienangehörige erreicht werden", betont Henkel weiter. Da die Beiträge ohne Altersrückstellungen kalkuliert sind, müsse der Vertrieb den Arbeitnehmern klar vermitteln, dass im Ruhestand mit einem deutlichen Preisanstieg zu rechnen ist, falls man die Verträge behalten will. Obwohl Gesundheitsmanagement und bkV zwei getrennte Geschäftsfelder sind und von unterschiedlichen Gesellschaften angeboten werden, sei natürlich letztlich das Ziel Gruppenverträge abzuschließen. "Wenn man im Betrieb drin ist, stellt sich natürlich die Frage, ob man nicht auch ins bKV-Geschäft einsteigen kann", ist er überzeugt.

Bild: ©Michael Staudinger/http://www.pixelio.de

Autor(en): Elke Pohl

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