Bewertungsreserven: Geplante Änderungen bringen Verunsicherung

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Die Neuregelung zur Beteiligung an den Bewertungsreserven verunsichert derzeit die Inhaber von Lebensversicherungspolicen. Für viele Versicherte ist unklar, wie sich das geplante Gesetz auf den Wert ihrer Police auswirken wird. Dies hat jedenfalls eine Analyse von Life Bond Management GmbH, dem auf Investitionen in Lebensversicherungen spezialisierten Asset Manager, ergeben.

„Wir empfehlen vor allem Versicherten, deren Vertrag bis Ende 2015 ausläuft oder die sich mit dem Gedanken tragen, in den nächsten eineinhalb Jahren ihre Lebens- oder Rentenversicherungspolice zu veräußern, den aktuellen Rückkaufswert ermitteln zu lassen“, erklärt Dr. Rüdiger Frischmuth, Geschäftsführer der Life Bond Management GmbH. „So ist es dem Policen-Inhaber möglich, diesen mit dem Rückkaufswert nach der Gesetzesänderung zu vergleichen.“ Nur dann erhalte man Transparenz, um zu entscheiden, die Police bis zum Vertragsende zu halten, rechtzeitig vor der zu erwartenden gesetzlichen Änderung zu kündigen oder zu veräußern.

2015 erwartet: Senkung des Garantiezinses auf 1,25 Prozent
Noch nie waren die Deutschen so reich wie zurzeit. Ihr privates Geldvermögen hat Ende 2013 mit 5,2 Billionen Euro seinen bisherigen Höchststand erreicht. Mehr als 94 Millionen Lebensversicherungspolicen verbriefen Ansprüche von über 1,5 Billionen Euro. Über die Zukunft der Kapitallebensversicherung wird aktuell heftig diskutiert. Im Fokus steht die ab 2015 erwartete Senkung des Garantiezinses auf 1,25 Prozent. Daneben werden die Höhe und die Intransparenz der Gewinn- und Vermögensbeteiligung der Versicherten erörtert.

Voraussichtlich ändert der Gesetzgeber 2014 die Vorschriften zur Auskehrung der Bewertungsreserven. Diese dürfen dann vollständig durch die Versicherer einbehalten werden. Aus Branchensicht wird die bestehende Ungerechtigkeit der Ausschüttung von nur temporär wegen der Niedrigzinsphase bestehenden hohen stillen Reserven an die Policen-Inhaber beseitigt und eine Auszehrung der Vermögensbasis der Gesellschaften verhindert, da Wertpapierverkäufe überflüssig werden. Durch diese Maßnahme würde die Solvabilität der Versicherungswirtschaft erhöht, besonders wichtig wegen der ab 2016 gültigen Solvency II-Vorschriften.

Versicherte verlieren möglicherweise viel Geld
Für Policen-Inhaber mit Verträgen von Gesellschaften mit hohen Bewertungsreserven bedeutet die Gesetzesänderung allerdings zum Teil empfindliche Vermögenseinbußen, ist der Asset Manager überzeugt. Allein in den Jahren 2002 bis 2004 seien über 30 Millionen Lebens- und Rentenversicherungsverträge, darunter knapp 4,2 Millionen Riester-Policen, neu abgeschlossen worden. Es gehe um viel Geld, das den Versicherten im Vergleich zur aktuellen gesetzlichen Regelung verloren ginge, wenn der Gesetzgeber dem GDV-Vorschlag folge und die Versicherung Wertpapiere mit hohen Bewertungsreserven im Bestand halte. Bei einer Police mit einem Rückkaufswert von 50.000 Euro verliere der Versicherte beispielsweise 4.500 Euro, sollte die Gesellschaft Wertpapiere mit Bewertungsreserven von 18 Prozent des Rückkaufswerts haben und die gesetzliche Neuregelung ab der zweiten Jahreshälfte 2014 greifen.

In den nächsten 24 Monaten dürften die Bewertungsreserven weiterhin auf hohem Niveau bleiben, da im Durchschnitt 90 Prozent aller Kapitalanlagen in den Portfolien deutscher Versicherer zinssensitive Anleihen sind. Die Prognosen namhafter Analysten gingen bis 2015 von einem moderaten Zinsanstieg aus. Die Verluste der Versicherten würden sich unter dieser Annahme in 2014 und 2015 auf jeweils circa. 1,5 Millarden Euro belaufen.

Hintergrundinformationen
Life Bond wurde 2001 gegründet und ist ein auf Investitionen in Lebensversicherungen spezialisierter Asset Manager sowie Experte in der Beurteilung und Steuerung von biometrischen Risiken, mit rund 13-jähriger Erfahrung und eigenen Experten in den Bereichen Portfoliomanagement, Versicherungsmathematik und Medizin. Das hundertprozentig inhabergeführte Unternehmen berät, konzipert und verwaltet LV-Anlagen in den USA, Kontinentaleuropa und Großbritannien.

Bildquelle: (c) CHROMORANGE / Matthias Stolt / picture alliance

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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