Die ganze Welt ist im Griff der Corona-Pandemie. Auch die deutsche Gesellschaft und Wirtschaft sind extrem belastet, Versicherer nicht ausgenommen. Dirk Schmidt-Gallas, Senior Partner und Leiter der Versicherungs-Practice bei Simon-Kucher & Partners, sieht die Assekuranz unter erheblichem Druck: "Wie schon 2020, werden hohe Schadenaufwendungen, insbesondere im Industrie- und Gewerbesektor, die Bilanzen belasten," so der Experte in einem Kommentar.
"Dabei waren die Ergebnisse der Industrieversicherer auch schon vor Covid-19 defizitär." Die Branche habe zwar Ende des vergangenen Jahres ein Beitragsplus von 1,2 Prozent verzeichnet, dies sei aber deutlich weniger als die circa sieben Prozent, die 2019 erzielt wurden. Insbesondere Lebensversicherer litten unter den Folgen der Corona-Krise, laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft sei die Zahl abgeschlossener Verträge um zwölf Prozent gesunken. Durch die beschlossene Absenkung des Höchstrechnungszinses von 0,9 Prozent auf 0,25 Prozent würden Lebensversicherungen immer unattraktiver.
Pandemie steigert Sensibilität für eigene Gesundheit
Jetzt sei es für die Branche an der Zeit, sich auf ihr Alleinstellungsmerkmal zu konzentrieren. Dies sei die Biometrie, weiß Schmidt-Gallas. Die Chancen für biometrische Produkte seien sehr gut, denn "der Staat hinterlässt hier viele Absicherungslücken," so der Fachmann. Professionell investieren könnten auch andere, "aber die Expertise in der Absicherung biometrischer Risiken liegt bei den Versicherungen." Aktuell sei bei den Menschen die Sensibilität für die eigene Gesundheit besonders hoch. So könne die Sorge vor möglichen Langzeitfolgen von Covid-19 das Interesse für biometrische Risiken erhöhen.
"Richtig angegangen, sollten Versicherer in der Biometrie um 150 Prozent wachsen können," erklärt Schmidt-Gallas. Dafür seien aber zwei Schritte unerlässlich:
- Vertrieb stärken
"Der Vertrieb muss auf neue Beine gestellt werden," erläutert er. Dabei sei es wichtig, dass die Versicherungsvermittler in Sachen Biometrie besser inhaltlich und vertrieblich geschult würden. Biometrische Versicherungsprodukte seien äußerst komplex sind, hier bestehe Nachholbedarf bei den Vermittlern.
- In Digitalisierung investieren
Außerdem seien Digitalisierungsstrategien und ihre konsequente Umsetzung wichtig: "Dabei geht es nicht darum, den Berater zu ersetzen, sondern ihn smart zu unterstützen," beruhigt Schmidt-Gallas. Gerade in unsicheren Zeiten seien die empathischen Fähigkeiten eines Beraters unersetzlich und bei der Absicherung komplexer biometrischer Risiken sogar essenziell. Trotzdem könne der digitale Support etwa durch Algorithmen, Künstliche Intelligenz oder Big Data die Beratungsleistung massiv steigern und somit zu mehr Versicherungsabschlüssen führen
Autor(en): versicherungsmagazin.de