Blick in die Bilanzen der Lebensversicherer

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Der Bestand der deutschen Lebensversicherer schrumpft weiter. Im vergangenen Jahr musste die Branche einen Verlust von knapp einer Million Verträge hinnehmen. Dafür lief erstmals seit 2014 das Neugeschäft wieder positiver als im Vorjahr, wie ein aktueller Map-Report zeigt.

Rund 83 Millionen Verträge hatten die Versicherer 2018 in ihrem Bestand, das ist ein Minus von 975.000 Hauptversicherungen gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahlen liefert der neue Map-Report 911: "Bilanzanalyse deutscher Lebensversicherer 2018". Die Bestände entwickelten sich aber je nach Versicherungsart unterschiedlich. Die kapitalbildende Lebensversicherung (KLV) verzeichnete ein Minus von sechs Prozent und kam 2018 auf 18,3 Millionen Policen. Die Bestände der Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung (BUZ) schrumpften um 2,8 Prozent auf 11,8 Millionen. Auch die Kollektivversicherungen erlebten einen Bestandsabrieb um 2,9 Prozent auf 14,8 Millionen Policen. Die Entwicklung in den anderen Versicherungsarten verlief hingegen geringfügig positiv.

Positive Zahlen aus dem Neugeschäft

Erstmals seit 2014 lief das Neugeschäft der Lebensversicherer wieder positiver als im Vorjahr. 2018 wurden 141.290 Policen mehr verkauft - ein Plus von 2,9 Prozent. Insgesamt wurden 5,1 Millionen Verträge neu geschlossen. Die laufenden Beitragseinnahmen lagen bei 3,38 Milliarden Euro (plus zwei Prozent). Das Einmalbeitragsgeschäft legte um 8,1 Prozent auf 20,68 Milliarden Euro zu.

Die KLV hatte zwar mit sieben Prozent den geringsten Anteil am Neugeschäft (360.000 Verträge) steigerte den Absatz aber gegenüber dem Vorjahr um 4,1 Prozent. Die meisten Verträge in dieser Sparte brachte die Targo an den Kunden, gefolgt von Ergo Direkt, Allianz, R+V sowie Ideal.

Stornoquoten runter, Beitragsfreistellungen rauf

Die Stornoquoten sind 2018 mit Ausnahme der Risiko-Lebensversicherung weiter gefallen. Berechnet auf die Anzahl der Verträge lag die Quote in der KLV bei 1,84 Prozent (1,85 Prozent 2017). Fondsgebundene Versicherungen verzeichneten eine Stornoquote von 3,82 Prozent, Risikolebensversicherungen von 3,28 Prozent. Bei Rentenverträgen sank die Stornoquote auf 2,54 Prozent, bei Kollektivverträgen 2,39 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden aber mehr Verträge beitragsfrei gestellt. Hier zeigt sich über alle Sparten eine steigende Tendenz. Mehr als jeden vierten Vertrag wollten oder konnten die Kunden nicht mehr bedienen. Konkret lag die Quote der beitragsfreigestellten Policen im Marktschnitt bei 28,1 Prozent (27,4 Prozent im Vorjahr).

Leicht gesunken ist 2018 die durchschnittliche Abschlusskostenquote der Lebensversicherer von 4,7 auf 4,6 Prozent. Die Quote misst, wie viel die jeweilige Gesellschaft im Verhältnis zur Summe der Beiträge die sie im Lauf der Jahre erhält, für den Verkauf ihrer Produkte ausgibt. Die Unternehmen weisen hier sehr unterschiedliche Werte auf. Während Spitzenreiter Mylife eine Quote von 0,7 Prozent aufweist, sind es beim Schlusslicht Credit Life 12,9 Prozent. Kennzahlen sollten nicht generell als "Weisheit letzter Schluss" angesehen werden warnt der Report. Die Abschlusskostenquote sei beispielsweise abhängig von der Neugeschäftsentwicklung und der Vertriebsstruktur einer Gesellschaft.

Aussagekräftigere Nettoverzinsung

Die Lebensversicherer mussten im vergangenen Jahr einen geringeren Aufwand zur Erhöhung der Zinszusatzreserve leisten. Dafür sorgte das  im Oktober 2018 eingeführte Korridorverfahren zur Erhöhung der Zinszusatzreserve. Diese habe sich nachhaltig auf die Bilanzen der Lebensversicherer ausgewirkt, so der Report. Die "jetzt wieder aussagekräftigere Nettoverzinsung" der Kapitalanlagen getrug 2018 3,6 Prozent (Vorjahr: 4,5 Prozent). Vier Lebensversicherer wiesen eine höhere Nettorendite der Kapitalanlagen aus als im Vorjahr, 73 Anbieter reduzierten die Nettoverzinsung. Mit einer Quote von 4,0 Prozent weist die Allianz die höchste Durchschnittsverzinsung aus, gefolgt von der Mylife, Ideal und DEVK Eisenbahn mit jeweils 3,8 Prozent sowie Deutsche Ärzte und Hanse Merkur mit 3,6 Prozent.

Vollständiger Marktüberblick

Insgesamt zeigt die Analyse, auf 151 Seiten einen vollständigen Marktüberblick über viele Kennzahlen der 82 untersuchten Lebensversicherer und stellt für Versicherungsmakler ein wichtiges Informationsmedium dar. Reinhard Klages, Chefredakteur des Reports erinnert die Makler daran, dass sie schon aus haftungsrechtlichen Gründen laut § 60 VVG verpflichtet sind, sich "eine hinreichende Übersicht über den Markt und die Anbieter zu verschaffen."

Berücksichtigt hat der Report auch Gesellschaften, die kein Neugeschäft mehr zeichnen, denn sie seien Teil des Marktes mit Millionen Verträgen in ihren Beständen. Immerhin 14 der 82 Versicherer gehören in diese Gruppe und laut Klages "ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht". So lohne sich auch hier "ein genauerer Blick in die Bücher".

Autor(en): Versicherungsmagazin.de

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