Bund der Versicherten: Interne Querelen halten an

Die größte Verbraucherschutzorganisation Deutschlands, der Bund der Versicherten (BdV), leidet weiterhin unter einer problematischen Personalpolitik, die am 22. März zur überraschenden Entlassung der Vorstände Axel Kleinlein und Thorsten Rudnik geführt hatte.

Rückkehr Kleinleins möglich
Eine Rückkehr des anerkannten Versicherungsexperten und scharfen Branchenkritikers Kleinlein in den Verbraucherschutzverein ist aber nicht ausgeschlossen.() Kleinlein hat bereits signalisiert, dass er weiter zur Verfügung steht. Der BdV-Betriebsrat bemüht sich intensiv um eine außerordentliche Mitgliederversammlung. Nach Ansicht des Betriebsrates sei die Entscheidung der Entlassung von Axel Kleinlein "einsam" von den Aufsichtsratsmitgliedern Horst Gobrecht und Franz-Theodor Schadendorf getragen worden. In einer offiziellen Stellungnahme heißt es: "Unserer Meinung nach bedarf es einer sehr guten Begründung, wenn rund sechs Monate vor der Bundestagswahl unser Sprachrohr in Berlin - Axel Kleinlein - stillgestellt wird. Da der Aufsichtsrat nicht einstimmig entschieden hat, ist davon auszugehen, dass keine zwingenden Gründe für die Entlassung bestanden. Das gehört erörtert."

Die Mitarbeiter hätten sich mehrheitlich hinter Kleinlein gestellt. Laut offiziellem Statement des Aufsichtsrats Hartmuth Wrocklage auf der Hamburger Wissenschaftstagung des BdV soll nach einem Zerwürfnis zwischen Kleinlein und Rudnik eine Entlassung und Neubesetzung des Vorstandes notwendig
geworden sein. Inoffiziell wurde am Rande der Tagung kolportiert das sich innerhalb des BdV noch immer zwei Gruppen feindlich gegenüberstünden. Auf der einen Seite sollen Mitarbeiter und Aufsichtsräte rund um den ehemaligen Vorstand Rudnik stehen. Rudnik hat noch einen laufenden Arbeitsvertrag mit dem BdV und wurde laut dem neuen Vorstand Tobias Weissflog "gebeten, weiterhin die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu übernehmen."

Deutlich äußert sich der für den BdV tätige Hamburger Anwalt Joachim Bluhm zur Situation im Verein. Nach seiner Meinung müssten die Aufsichtsräte Gobrecht und Schadendorf sowie die heutige Abteilungsleiterin Heike Fricke den BdV verlassen, damit ein Neuanfang möglich werde. Derzeit sieht es aber nicht so aus, dass ein Neustart schnell kommen werde. So bestätigen Betriebsrat und Vorstand unabhängig voneinander, dass die notwendigen 540 Mitgliederanträge für die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung bisher nicht erreicht wurden. Daher dürfte sich das Personalkarussell beim BdV erst wieder am 21. September 2013 - also zur offiziellen Mitgliederversammlung drehen.

Provisionen verbieten
Gleichzeitig ist der neue Vorstand Weissflog bemüht, Profil zu gewinnen. Weissfolg hat, wie er selbst zugibt, keinen Versicherungshintergrund, sondern kommt aus dem Banken- und Investmentgeschäft.
Die Abschaffung von Provisionen bei der Versicherungsvermittlung soll nach seiner Meinung nach ein wichtiges strategisches Ziel des BdV sein. Künftig soll es nur noch Honorarberatung geben. Hierfür will der BdV Qualitätsrichtlinien entwickeln.

Öffentlich überhaupt nicht in Erscheinung getreten ist bisher der zweite BdV-Vorstand, Mario Leuner, der seit 2012 die BdV-Abteilung IT, Finanzen und Dokumentenmanagement leitete. Vieles spricht dafür, dass die derzeitigen Vorstände, eher eine Übergangslösung darstellen. Insgesamt dürfte der BdV aber bis auf weiteres deutlich weniger Außenwirkung entfalten. Statements zu aktuellen Themen gibt es derzeit beispielsweise nicht mehr.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasaparek

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