Comarch: Vorreiter im digitalen Wandel der Versicherungsbranche

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„Die Bedeutung neuer Technologien und der Digitalisierung wird insbesondere durch internationale Versicherungsgruppen hervorgehoben“, berichtet Jasmin Liechti, Business Development Manager der Comarch AG. Führende Versicherer hätten diese Neuentwicklungen bereits als zentrale Treiber in ihre Strategien übernommen. „Die meisten Versicherer konzentrieren sich heute auf zwei Kernaufgaben“, betont die Expertin im Interview.

Was ist Ihr Aufgabenbereich bei Comarch?

Jasmin Liechti: Ich bin zuständig für die Geschäftsfeldentwicklung unserer Softwarelösungen speziell für die Versicherungsbranche. Ich verantworte sowohl den Deutschen als auch den Schweizer Markt. Ziel ist es, unsere Produkte an die Bedürfnisse und Anforderungen des jeweiligen Ländermarkts anzupassen. Eine enge Zusammenarbeit mit den Produktmanagern und der R&D-Abteilung ist somit unumgänglich. Um auf dem Deutschen und Schweizer Markt an Markenbekanntheit zu gewinnen, nehmen wir an verschiedensten Versicherungskonferenzen im Laufe des Jahres teil. Dabei ist es uns wichtig, unseren Geschäftsansatz darzustellen und den Teilnehmern unsere Produkte anhand von Live-Demos näher zu bringen.

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Sie verfügen über Erfahrung auf zahlreichen Märkten Europas. Welche Technologietrends sehen Sie derzeit in der Versicherungsbranche?

Jasmin Liechti: Die meisten Versicherer konzentrieren sich heute auf zwei Kernaufgaben. Die Erste ist die Gewinnung neuer Kundengruppen unter besonderer Berücksichtigung der so genannten Millennials und der Generation Y, also von Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen und Erwartungen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Steigerung der operativen Effizienz und die Senkung der Kosten. Die wichtigsten IT-Projekte, die zurzeit in Planung sind, knüpfen an diese beiden Vorgaben an. Natürlich ist der digitale Wandel in der Versicherungsbranche ebenfalls in aller Munde.

Diese Themen wurden ja auch während der letzten Branchenkonferenzen in Europa heiß diskutiert. Wie bewerten Sie die aktuellen Trends?

Jasmin Liechti: Die Bedeutung neuer Technologien und der Digitalisierung wird insbesondere durch internationale Versicherungsgruppen hervorgehoben. Gruppen wie UNIQA, ERGO oder AXA haben diese Neuentwicklungen bereits als zentrale Treiber in ihre Strategien übernommen. Zu beachten ist jedoch, dass sich die europäischen Märkte voneinander unterscheiden. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Während Italien auf Telematik setzt, erfreut sich in Belgien die Möglichkeit zur Speicherung der elektronischen Signatur auf dem Personalausweis wachsender Beliebtheit.

Deutschland hat wiederum einen Fokus auf Bonusprogramme im Gesundheitswesen. Die Generali mit ihrem Vitality-Tarif ist hier ein gutes Beispiel für Innovation im Versicherungsvertrieb und das ist längst nicht das Ende von neuen Möglichkeiten. Der Direktvertrieb wird auch immer populärer und das gilt auch für die Sparten Leben und Kranken. Vollumfängliche Kunden-Apps, von der Verwaltung eigener Policen über Online-Schadenmeldung bis hin zum Online-Vertragsabschluss – der moderne Kunde möchte 24 Stunden an 7 Tagen der Woche die Möglichkeit haben, sein Versicherungsbedürfnis zu lösen.

Kann dieser Bedarf von Comarch gedeckt werden?

Jasmin Liechti: Ja, Comarch ist vorbereitet und im ständigen Prozess der Weiterentwicklung. Unsere vollumfängliche Plattform Comarch Insurance Agent Essentials bildet die ideale Basis für die Versicherungsgesellschaft und den -Vermittler. Alle täglichen Arbeiten können mit einer webbasierten Anwendung erledigt werden, egal wann, egal wo. Durch die modulare Architektur können nach Bedarf weitere Anwendungen integriert werden, wie zum Beispiel eine mobile Schadenaufnahme oder eine Kunden-App. Sehr beliebt sind auch integrierbare Kunden-Plattformen wie es in der betrieblichen Altersversorgung vorkommt. Die Firma als Versicherungsnehmer kann somit die bAV-Verträge eigenständig verwalten und für den Arbeitnehmer gibt es eine moderne Ansicht über seine Verträge und die Versicherungsleistungen. 

Wie bereiten Sie sich für den deutschen Markt vor?

Jasmin Liechti: Unser Ziel ist es, die Wettbewerbsposition auf allen Märkten, auf denen wir aktuell tätig sind, zu stärken. Bei Investitionen in unsere Lösungen folgen wir daher der „Denke global, handle lokal“-Maxime. Wertvolle Erfahrungen aus Projekten in Westeuropa fließen dementsprechend in die Entwicklung neuer Produktversionen ein, die wiederum auf die Bedürfnisse der internationalen Märkte zugeschnitten werden. Der deutsche Markt ist hier sehr vielversprechend hinsichtlich des Bedarfs und dem Wunsch, die Versicherungsprozesse an das digitale Zeitalter anzupassen. Comarch kann dabei mit seinem umfangreichen Software-Portfolio, den produktbezogenen R&D-Teams und der langjährigen Erfahrung in der IT-Entwicklung unterstützen.

Wodurch hebt sich Comarch von anderen IT-Anbietern für den Versicherungssektor ab?

Jasmin Liechti: Viele IT-Anbieter bieten Front-Office-Lösungen für das Vertriebspersonal an, die auf bestimmte Geschäftszweige oder Prozessgruppen beschränkt sind. Im Gegensatz dazu liefert Comarch Systeme, die sowohl die Vermittler als auch die Kunden umfassend unterstützen: von Bedarfsanalysen und Produktempfehlungen über Risikobewertungen und den Abschluss von Versicherungsverträgen bis hin zum Kundendienst.

Unsere Lösungen eignen sich sowohl für Lebens- als auch Sach- und Kfz-Versicherungen. In Europa werden Versicherungsbeiträge in den drei Versicherungsarten Lebens- und Rentenversicherungen, Nicht-Lebensversicherungen und Krankenversicherungen erhoben, wobei Produkte aus der ersten Gruppe den größten Teil ausmachen. Da der Verkauf und die Betreuung von Lebensversicherungen alles andere als einfach ist, sind die Vermittler und Kunden auf eine umfassende Unterstützung in diesem Bereich angewiesen. Zudem müssen die Lösungen für Lebens- und Rentenversicherungen mit den sich schnell ändernden örtlichen Steuer- und Rechtsvorschriften konform sein. Nicht alle IT-Anbieter können mit diesen Anforderungen Schritt halten.

Immer häufiger ist die Rede von Neuerungen, Start-Ups auf dem Versicherungsmarkt und neuen Geschäftsmodellen für die Rückversicherungsbranche. Handelt es sich dabei um ernstzunehmende Trends oder lediglich um Vorboten eines größeren Wandels?

Jasmin Liechti: Unseren Analysen zufolge legen die Versicherungsunternehmen großen Wert auf die Geschäftsprozessoptimierung – unter Verwendung geeigneter Technologien – und die Verbesserung der Datenanalyse in den Bereichen Risikobewertung, Preis und Marketing. Das Internet der Dinge, telematische oder biometrische Systeme geraten in den Hintergrund. Comarch nimmt Innovationen unter Berücksichtigung möglicher Geschäftsmodelle sowie in Hinblick auf den Zweck, den diese in der Versicherungswirtschaft erfüllen sollen, in Augenschein. Eine der Ideen, die wir auf der Finovate 2016 in San Jose präsentiert haben, ist die Verwendung der Virtual-Reality-Technologie beim Verkauf von Vermögensverwaltungsprodukten. Virtual- oder Augmented-Reality können als Tool beim Verkauf von Versicherungen, der Erstellung von Risikoanalysen und der Schadenregulierung eingesetzt werden. Trotz der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten muss man jedoch bedenken, dass es sich hierbei zum aktuellen Zeitpunkt eher um interne Überlegungen als um Pläne für konkrete Geschäftslösungen handelt. Da diese Art der Technologie immer noch ziemlich kostspielig ist, gibt es hierfür derzeit keinen breiten Markt.

In Bezug auf das Internet der Dinge wird zurzeit viel über die zunehmende Erschwinglichkeit von Sensoren gesprochen, was ein Indiz für die schnelle Entwicklung dieser Technologie ist. Arbeiten Sie aktuell an Projekten, die sich auf selbstfahrende Kraftfahrzeuge beziehen?

Jasmin Liechti: Zurzeit nicht beziehungsweise noch nicht, obwohl der Einsatz solcher Fahrzeuge mit Sicherheit die Entwicklung neuer Versicherungsprodukte und Risikobewertungsmodelle zur Folge haben wird. Mit großem Interesse beobachten wir die technologischen Entwicklungen in der Versicherungsbranche und tätigen beachtliche Investitionen in Forschung und Entwicklung. Im Hinblick auf Innovationen für die Versicherungsbranche planen wir derzeit den Einsatz von Beacons, die von unserer eigenen, auf technologische Lösungen spezialisierten Comarch-Gesellschaft, Comarch Technologies, hergestellt werden. In naher Zukunft werden wir wahrscheinlich mit Projekten zum Thema Wearables starten.

Welche Pläne hat Comarch für die kommenden Monate und Jahre?

Jasmin Liechti: Wie ich bereits erwähnt habe, konzentrieren wir uns auf die Stärkung unserer Marktposition in den Ländern, auf denen wir bereits Fuß gefasst haben. Deutschland gehört mit den Standorten München und Dresden ebenfalls dazu. Insgesamt möchte sich Comarch als europäischer Marktführer für Lösungen etablieren, mit denen Versicherungsunternehmen ihre Geschäftsprozesse digitalisieren können. Mit unseren Lösungen wird es den Versicherern möglich, den Omni-Kanal-Ansatz in ihr Portfolio zu integrieren. Dadurch können deren Kunden kanalübergreifend handeln und bspw. die während eines Beratungsgesprächs mit einem Versicherungsvertreter initiierte Bedarfsanalyse selbstständig im häuslichen Umfeld zu Ende bringen. Kunden möchten heute Versicherungen auf die Art und Weise abschließen, die ihren Bedürfnissen am besten entspricht. Dies erfordert mehr Flexibilität und einen besseren Datenaustausch zwischen den verschiedenen Kanälen in Echtzeit. Comarch entwickelt seine Front-Office-Lösungen hier beständig weiter und legt dabei den Schwerpunkt auf Benutzerfreundlichkeit. Unsere Lösungen ermöglichen zudem eine schnelle Anpassung an die sich stetig ändernde Rechtslandschaft, was angesichts der neuen, bald in Kraft tretenden EU-Regelungen wie MiFID II, IDD und PRIIPS bzw. Regelungen im Bereich Datenschutz von enormer Bedeutung ist.

Weitere Informationen über die Comarch AG und ihr Angebot erhalten Sie hier.

Autor(en): Comarch AG